
Bernard Trink: Der Mann, der Bangkoks Nachtleben zur Legende machte
Es gibt Figuren, die werden mit einer Stadt untrennbar verbunden — und Bernard Trink war zweifellos eine davon. Der scharfzüngige Amerikaner prägte über 37 Jahre hinweg das Image Bangkoks als schillernde Metropole der Nacht. Mit seinem legendären “Night Owl”-Kolumne schuf er nicht nur Journalismus, sondern eine ganze Subkultur — voller versteckter Anspielungen, schillernder Charaktere und einer guten Portion politisch unkorrektem Charme.
Vom GI zum Kultautor:
Wie alles begann
Die Geschichte des Bernard Trink klingt wie ein Drehbuch:
- 1952 kommt der New Yorker als US-Soldat während des Korea-Kriegs erstmals nach Bangkok
- Nach Stationen in Hongkong und Tokio kehrt er 1962 zurück — als Englischlehrer
- 1966 der Zufallsschlag: Als Entertainment-Editor des “Bangkok World” tauft er sich zum “Night Owl”
“Der Vorgänger hatte keine Ahnung von Unterhaltung”, erinnerte sich Trink 2014 in einem Interview. “Ich auch nicht — aber ich war entschlossen, es herauszufinden.” Was folgte, war eine einzigartige Symbiose zwischen Autor und Stadt.
Neonlicht und “Trinkismen”:
Die Geburt einer Legende
In den wilden 60ern explodierte Bangkoks Nachtleben:
- Neue Bars und Go-Go-Clubs schossen wie Pilze aus dem Boden
- Ex-GIs und ihre thailändischen Partnerinnen eröffneten Massageparlours
- Trink wurde zur Instanz — sein Stempel machte Locations berühmt
Seine dreiseitige Kolumne war ein Feuerwerk aus:
- Kodierten Begriffen (nur Eingeweihte verstanden die “Trinkismen”)
- Freizügigen Fotos von Hostessen
- Beißendem Humor über Bangkoks Highsociety
“Seine Sprache war direkt, frech und voller Doppeldeutigkeiten”, erinnert sich ein langjähriger Leser. “Jeder Freitag begann mit Trinks neuesten Enthüllungen.”
Globaler Einfluss:
Wie der “Night Owl” Bangkoks Ruf schmiedete
Was als Lokalkolorit begann, wurde weltbekannt:
- Westliche Tabloids übernahmen seine schlüpfrigen Berichte
- Bangkoks Image als “anything goes”-Metropole festigte sich
- Generationen von Ausländern kamen — manche aus den falschen Gründen
Doch Trink war mehr als nur der Chronist des Rotlichtmilieus. Seine Kolumne wurde:
- Reiseführer für neugierige Touristen
- Orientierungshilfe für expat-GIs
- Kulturgut für ein Bangkok im rasanten Wandel
Das Erbe des letzten Night Owls
Als Trink 2020 mit 89 Jahren starb, hinterließ er eine Lücke. Heute, wo Bangkoks Nachtleben sterilisiert und gentrifiziert wird, wirken seine Texte wie Zeitkapseln einer wilderen Ära.
“Er hat nicht nur über das Nachtleben berichtet — er hat es miterschaffen”, sagt eine Barkeeperin der alten Schule. Die legendären Orte von einst sind zwar größtenteils verschwunden, aber in Trinks Worten leben sie weiter: schrill, unverblümt und voller Leben.