Als ich das erste Mal das Elternhaus meiner jetzigen Frau besuchte, wunderte ich mich schon ein wenig, dass im Haus keine Toilette zu finden war. „Die befindet sich draußen…“ war die lapidare Antwort. Am Abend kam es , wie es kommen mußte, ich mußte dringend aufs Klo. Der Wegbeschreibung folgend suchte ich das halbe Grundstück ab, aber nix. Jemand von der Familie half, indem er eine erstaunlich üppig wuchernde Bananenstaude zur Seite bog, da war es. Einige Wellblechplatten mit rostigen Nägeln an Bambusstangen genagelt. Gesamthöhe des Häuschens knapp 1,60 Meter. Ein geschickt zwischen das Wellblech geklemmtes Bambusstöckchen stellte den Türriegel dar. Im Inneren tiefste Finsternis, keine Glühbirne weit und breit. Also zurück ins Haus, einen Kerzenstummel geschnappt und schnell wieder an den Ort des Geschehens zurück. Tief gebückt, ich bin1,82 Meter gross, trat ich vorsichtig ein. Im flackernen Kerzenlicht konnte ich sehen: Ein grosser Tonkrug mit Wasser, darin ein Plastikschüsselchen, ein Hockklo und fertig. Der Boden bestand aus einigen lose im Sand liegenden Betonbrocken. Alles in allem wenig vertrauenserweckend.
Doch es gibt wichtige Geschäfte, die dulden einfach keinen Aufschub. Also auf zum ersten Versuch! Hose runter und beherzt wollte ich in Position gehen. Im Bruchteil einer Sekunde fand sich mein einer Fuss in der Abflußöffnung wieder, während ich mich unsanft mit dem Hintern in das Sand-Betonbrockengemisch setzte. So eine Sauerei!!! Bei der Aktion war auch der Kerzenstummel ausgegangen, schwarze Nacht um mich herum. Meine Not wurde immer größer, der Lehm drückte wie wild aufs Ventil. Schnell mit dem Feuerzeug den Kerzenstummel gesucht, diesen angezündet und dann noch mal die Strategie überdacht. Beim ersten Anblick hatte ich übersehen, dass der Boden stark zur linken Seite hin abfiel. Irgendein „Fachmann“ hatte das Klo parallel zum Boden eingebaut, also total schief! Das tat aber im Moment nichts zur Sache, jetzt war kein Aufschub mehr möglich. Zweiter Versuch! Erstmal die Hose ganz ausziehen und an einem Nagel aufhängen, dann gaaaanz vorsichtig den Thron besteigen und in Zeitlupe in die Hocke gehen. Geschafft!!! Was dann folgte kann man kurz mit dem Wort „Beckenbrecher“ umschreiben, wobei ich glaube, dass die Schüssel den Sprung schon vorher hatte. Nachdem der größte Druck gewichen war, hatte ich Zeit, mich ein wenig umzuschauen. Direkt vor mir war eine Kompanie Ameisen damit beschäftigt, eine halbe Heuschrecke abzutransportieren. Rechter Hand glotzte mich eine fette Kröte aus ihrem Versteck unter dem Tonkrug an. Auf der linken Seite marschierte ein langer, dicker Tausendfüssler um die Betonbrocken herum. Aber die eigentliche Gefahr kam von hinten, wo sich Millionen von Moskitos an meinem Allerwertesten gütlich taten. Fazit: Bloss raus hier!!!
Nur war da noch das Problem der Säuberung zu lösen. Von Papier keine Spur, also Wasser. Mittlerweile waren meine Beine eingeschlafen, und aus meiner Hockposition kam ich nicht an das Plastikschüsselchen im halbgefüllten Tonkrug ran. Also mühsam aufstehen, jetzt bloss keinen Fehler machen, zwischen meinen Beinen miefte die Bombe gefährlich vor sich hin. Habe mich dann mit reichlich Wasser gesäubert, ein Glück, dass ich vorher die Hose komplett ausgezogen hatte. Das Klobecken ebenfalls sauber gespült, dann nichts wie rein in die Hose, solange der von Mückenstichen geschwollene Hintern es noch zuließ. Den Kerzenstummel ließ ich für das nächste Opfer zurück, knallte beim Rausgehen noch schön mit dem Kopf an die niedrige Decke, dann war es überstanden.
Ein leichtes Gruseln überkam mich, als ich an den nächsten Besuch dort dachte.Immerhin wollten wir rund 2 Monate bleiben. Jedoch kam von Mal zu Mal mehr Erfahrung dazu, ich band eine Rolle Klopapier im Häuschen an. Fast wurde es gemütlich dort.
Heute existiert dieses Klo nicht mehr, ich habe es eigenhändig abgerissen und ein vernünftiges Bad im Haus gebaut.