Hanois Pläne, abermals Lautsprecher für Propagandazwecke zu verwenden

Die viet­name­sis­che Regierung in Hanoi hat Pläne bekan­nt gegeben, noch in diesem Jahr Laut­sprech­er im öffentlichen Raum für tägliche Durch­sagen ver­wen­den zu wollen. Diese Pro­pa­gan­dameth­ode der alten Schule, die von den Ein­wohn­ern der Mil­lio­nen­stadt als altertüm­lich und über­flüs­sig beze­ich­net wird, geht auf die Zeit des Kalten Krieges zurück. Die Ver­wen­dung von Laut­sprech­ern für offizielle Durch­sagen wurde zwar erst im Jahr 2017 vom dama­li­gen Bürg­er­meis­ter der Stadt für been­det erk­lärt, erlebte jedoch während der Covid-Pan­demie ein erstes, wenn auch begren­ztes Comeback.

Hanoi, die Stadt zwis­chen den Flüssen“, ist die Haupt­stadt des Lan­des und bekan­nt für seine alltägliche Lärm­beläs­ti­gung, die vom Straßen­verkehr, den Bau­maß­nah­men, den schreien­den Straßen­händlern und den Bars, in denen Karaōke Shows zu jed­er Zeit stat­tfind­en, stammt. Wenn es nach der Regierung Viet­nams gehen soll, so wird zukün­ftig eine weit­ere Geräuschquelle dazukom­men, die sich aber im täglichen Lärm erst bemerk­bar machen will. Dies öffentlichen Laut­sprech­er sollen die täglich neuen staatliche Ver­laut­barun­gen ver­bre­it­en und bis 2025 soll die gesamte Stadt flächen­deck­end mit diesen altertüm­lichen Ein­rich­tun­gen aus­ges­tat­tet sein.

Viet­nam ist ein kon­ser­v­a­tives, kom­mu­nis­tis­ches Land, das die Auswüchse der west­lichen Kul­tur nicht tolerieren will. So wer­den schwere Strafen für Dro­gen­de­lik­te ver­hängt, es gibt ein generelles Ver­bot von Online Casi­nos und auch die Inter­ne­tak­tiv­itäten unter­liegen der staatlichen Überwachung. Daher mag das Revival der öffentlichen Infor­ma­tion­sein­rich­tun­gen in Form von Laut­sprech­er so manchen Außen­ste­hen­den nicht über­raschen. Jedoch sind die Bürg­er und Bürg­erin­nen der zweit­größten Stadt des Lan­des alles andere als erfreut, denn dieser Ver­such der sozialen Kon­trolle durch die Stadtregierung wird sehr skep­tisch gesehen.

Viet­nam ist nicht das einzige Land, das auf Pro­pa­gan­dameth­o­d­en der bere­its ver­gan­gen geglaubten Zeit­en set­zen will. Myan­mar, auch in Südostasien gele­gen, set­zt mit­tler­weile in Kon­flik­t­ge­bi­eten auf Low-Tech-Meth­o­d­en und es wer­den dort seit vie­len Monat­en Inter­netbeschränkun­gen durchge­führt. In Regio­nen, die erbit­tertem Wider­stand gegen den Mil­itär­putsch von 2021 leis­ten, wer­den Pro­pa­gandabroschüren, die zur Ver­bre­itung von Fehlin­for­ma­tio­nen, Ein­schüchterung und Spal­tung der Bevölkerung ver­wen­det wer­den, von Mil­itär­flugzeu­gen und Hub­schraubern abgeworfen.

Während die viet­name­sis­che Regierung in vie­len Bere­ichen auf die alten Meth­o­d­en set­zt, ver­sucht sie gle­ichzeit­ig sich auch die dig­i­tale Tech­nolo­gie zu stärken. Dies scheint zwar ein Wider­spruch in sich zu sein, aber die Laut­sprech­er waren bere­its während des Viet­namkrieges ein wesentlich­es Infor­ma­tion­sin­stru­ment. So wurde beispiel­sweise die Bevölkerung vor ank­om­menden Bombern gewarnt und über die Kriegshand­lun­gen berichtet. Aber heutzu­tage ermöglicht die Tech­nolo­gie den Men­schen, Nachricht­en und Infor­ma­tion­squellen unab­hängig zu über­prüfen, und viele Men­schen schätzen auch in diesem Teil Asiens diese Möglichkeit. Einige Anwohn­er schla­gen vor, dass die Regierung stattdessen eine Nach­barschafts-Smart­phone-App ver­wen­den sollte, was eher ein­er zukun­ft­sori­en­tierten dig­i­tal­en Strate­gie entsprechen würde.

Viele Viet­name­sen sind verblüfft über diese archais­che Entschei­dung ihrer Regierung, ins­beson­dere wenn man bedenkt, dass diese erst vor rund fünf Jahren in den Ruh­e­s­tand ver­set­zt wur­den, weil die meis­ten von ihnen bere­its ver­al­tet waren. Einige Viet­name­sen gehen davon aus, dass die Wiedere­in­führung von Laut­sprech­ern wahrschein­lich nur eini­gen weni­gen lokalen Beamten zugutekom­men wird, die möglicher­weise ihre Macht und ihren Ein­fluss nutzen und aus­bauen wollen, aber auch mit diesem Pres­tige­pro­jekt wirtschaftlich punk­ten zu kön­nen. Nicht wenige witzeln darüber, dass die Leute, die diese Art von Poli­tik vertreten, vielle­icht auch eine Laut­sprecher­fir­ma besitzen.

Aber was kön­nen die Men­schen vor Ort tun? Viele wer­den es ein­fach hin­nehmen, aber auch unter­stützen, weil sie die Regierung der Kom­mu­nis­tis­chen Partei unter­stützen, aber diejeni­gen, die gegen diese Idee sind, haben nicht viel Macht und Ein­fluss, und die einzi­gen Plat­tfor­men, auf denen sie sich darüber beschw­eren kön­nen, sind die sozialen Medi­en. Da Zugangssper­ren in den sozialen Medi­en in ganz Viet­nam nicht ungewöhn­lich sind, wird selb­st diese Möglichkeit ungenutzt bleiben.

Es ist zwar noch nicht klar, wann die Laut­sprech­er tat­säch­lich eingeschal­tet wer­den, und die Beamten haben dieses Vorhaben noch nicht wirk­lich begrün­det, daher wird es inter­es­sant und span­nend zugle­ich sein, die Entwick­lung der Renais­sance der kom­mu­nis­tis­chen Zeit­en zu beobachten.

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