Anti-Rassismus Demonstration zum 30. Jahrestag der Rostocker Krawalle - Steinmeier: "Rassismus ist Schande für unser Land"
So., 28. Aug. 2022

Rostock — Dreißig Jahre nachdem ein rassistischer Mob Migranten und Asylbewerber in der nordostdeutschen Stadt Rostock angegriffen hat, haben sich 3.600 Menschen versammelt, um ihren Widerstand zu zeigen. Bei den Ausschreitungen im August 1992 griffen Extremisten und Neonazis das zentrale Aufnahmezentrum für Asylbewerber in der Stadt an, während Anwohner zuschauten und jubelten.
Rund 3.600 Menschen haben am Samstag in der nordostdeutschen Stadt Rostock an den rassistischen Übergriffen vor drei Jahrzehnten erinnert und dagegen demonstriert.
Bei den Ausschreitungen im August 1992, kurz nach der deutschen Wiedervereinigung, griffen Extremisten das zentrale Aufnahmezentrum für Asylbewerber in der Stadt an, während Anwohner zuschauten und jubelten.
Die Extremisten griffen auch ein Wohnheim an, in dem vietnamesische Arbeiter untergebracht waren.
Etwa 150 Menschen schwebten während der mehrtägigen rassistischen Ausschreitungen in Lebensgefahr.
Die Ausschreitungen wurden als der schlimmste rassistische Angriff in Deutschland seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs bezeichnet.
Rostock erinnert sich
Zu der Veranstaltung hatte eine lokale Gruppe aufgerufen, die die Erinnerung an den Anschlag wachhalten will. Der Slogan der Veranstaltung lautete “Erinnerung bedeutet Veränderung”.
Der Vorsitzende des Migrantenbeirats der Stadt, Seyhmus Atay-Lichterman, sagte der Nachrichtenagentur EPD, die Krawalle seien auf ein Versagen von Politik und Polizei zurückzuführen.
Die Erinnerung daran müsse wach gehalten werden.
Imam-Jonas Dogesch, ein Sprecher der Organisatoren, sagte, dass Flüchtlinge und Asylbewerber immer noch weitgehend von der Gesellschaft ausgegrenzt würden.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier nahm am Donnerstag in Rostock an einer Gedenkveranstaltung teil und bezeichnete die Ereignisse als “Schande für unser Land”.
Er sagte auch, dass alle politischen Parteien für die Rhetorik, die sie in den 1990er Jahren verwendet haben, verantwortlich seien.
Überfall in Leipzig
Hass und Gewalt gegenüber Flüchtlingen und Asylbewerbern sind in Deutschland noch lange nicht vorbei, und Neonazis und rechtsextreme Parteien genießen vor allem in bestimmten Teilen des Landes beträchtliche Unterstützung.
Ein Beispiel dafür war am Freitagabend, als ein unbekannter Angreifer in der östlichen Stadt Leipzig Wurfgeschosse auf eine Flüchtlingsunterkunft warf.
Nach Angaben der Polizei entstand bei dem Angriff zwar nur geringer äußerer Schaden an dem Gebäude, dennoch sorgte die Tat für Aufregung.
Sachsens Innenminister Armin Schuster twitterte:
"Es ist ein alarmierendes Zeichen, dass solche menschenverachtenden Straftaten nicht der Vergangenheit angehören."