Deutsches Gericht weist Klage wegen gendergerechter Sprache ab
Sa., 30. Juli 2022

Berlin — Ein deutsches Gericht hat am Freitag eine Klage gegen eine Richtlinie des Autoherstellers Audi abgewiesen, in der Mitarbeiter aufgefordert wurden, eine geschlechtergerechte Sprache zu verwenden.
Ein Angestellter der Audi-Muttergesellschaft Volkswagen hatte sich dagegen gewehrt, dass Audi-Kollegen in ihrer Kommunikation mit ihm eine solche Sprache verwenden, und war vor das Landgericht in Audis Heimatstadt Ingolstadt gezogen, um die Richtlinie anzufechten. Er behauptete eine Verletzung seiner Persönlichkeitsrechte.
Das Gericht entschied jedoch, dass die Person, die die Klage eingereicht hatte, kein Recht hatte, die Nichtanwendung der Richtlinie zu verlangen, berichtet die deutsche Nachrichtenagentur dpa.
Richter Christoph Hellerbrand sagte, die Richtlinie richte sich nur an Audi-Mitarbeiter und der Kläger sei als Volkswagen-Mitarbeiter nicht verpflichtet, sie zu befolgen.
Das Gericht befand auch, dass die Tatsache, dass der Kläger eine geschlechtsspezifische Formulierung erhalten hat, nicht ausreicht, um ein Urteil zu Gunsten des Volkswagen-Mitarbeiters zu rechtfertigen.
Er habe kein Recht darauf, “in Ruhe gelassen zu werden”, urteilte der Richter.
Einige andere Unternehmen haben ähnliche Richtlinien eingeführt.
—
Deutsche Substantive, die sich auf Personen und ihre Berufe beziehen, haben unterschiedliche maskuline und feminine Formen.
Die betreffende Audi-Richtlinie wurde im vergangenen Jahr eingeführt.
Sie forderte die Verwendung einer Form deutscher Wörter, die einen Unterstrich enthält, um sowohl die männliche als auch die weibliche Form zu umfassen, und die eine breitere geschlechtsspezifische Einbeziehung zeigen soll — zum Beispiel “Mitarbeiter” als “Mitarbeiter_innen” zu schreiben.
Diese und eine andere geschlechtsspezifische Form, bei der ein Sternchen verwendet wird — bei der “Mitarbeiter_innen” als “Mitarbeiter(asterisk)innen” geschrieben würde — verärgern Konservative, einige Sprachexperten und andere.
Sie bevorzugen traditionellere Formen wie das “generische Maskulinum” — die Verwendung des männlichen Plurals “Mitarbeiter”, um alle Geschlechter zu bezeichnen, oder in einigen Fällen die getrennte Bezeichnung der Geschlechter als “Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter”.