Deutschland: Bundeswehr-Chef fordert mehr Geld für Ausrüstung und Waffen
Mo., 27. Feb. 2023

Berlin — Deutschland müsse mehr Geld für seine Streitkräfte ausgeben, wenn es sie vollständig ausrüsten wolle, sagte Bundeswehr-Chef Generalleutnant Alfons Mais am Sonntag.
Die von Bundeskanzler Olaf Scholz nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine versprochenen 100 Milliarden Euro (107 Milliarden Euro) für eine schnellere Modernisierung der Streitkräfte reichten nicht aus, sagte er der Nachrichtenagentur dpa.
Mais sorgte im vergangenen Jahr für Aufsehen, als er die jahrelange Vernachlässigung der Einsatzbereitschaft der Bundeswehr kritisierte: “Die Armee, die ich zu führen habe, ist mehr oder weniger kahl”, sagte er damals.
Ein Jahr später sagte Mais, er versuche, den Begriff “kahl” nicht mehr zu verwenden.
“Ich sehe einen großen Druck, die Aufstockung der Ausrüstung so schnell wie möglich voranzutreiben”, sagte er.
Neben dem Ersatz von Ausrüstung, die an die Ukraine gegeben wurde, sei aber auch eine “materielle Aufstockung in Richtung Vollausstattung” wichtig, betonte Mais. “Der Sonderfonds allein wird dafür aber nicht ausreichen”, warnte er.
Deutsche Bundeswehr verändert sich nicht schnell genug, sagen Soldaten
Der Chef des unabhängigen Deutschen Bundeswehrverbandes (DBwV), Oberst Andre Wüstner, äußerte sich in einem Interview mit der Bild am Sonntag ähnlich.
Seit der Ankündigung von Scholz im vergangenen Jahr habe es für die Soldaten “keine spürbaren Verbesserungen” gegeben, sagte er der Wochenzeitung.
“Es muss schneller gehen, sei es materiell, personell oder infrastrukturell, es muss noch in dieser Legislaturperiode eine wirkliche Wende her, die in der Truppe spürbar wird … sonst ist die ‘Wende’ vorbei”, so Wüstner.
Wüstner fügte hinzu, die Bundeswehr erfülle zwar die ihr zugewiesenen Aufgaben, “aber das ist nichts im Vergleich zu dem, was wir in Zukunft zur NATO beitragen müssen.”
Er warnte, dass keine der an die Ukraine gelieferten militärischen Ausrüstungen ersetzt worden sei, was bedeute, dass die Einsatzbereitschaft von Teilen des Militärs, wie z.B. der Artillerie, “weiter abnimmt”.
Deutschland will Militärausgaben aufstocken
Nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine im vergangenen Jahr kündigte Scholz eine “Wende” an, die Waffenlieferungen an ein Land im Kriegszustand und eine massive Erhöhung der deutschen Militärausgaben zur Folge haben werde.
Bundeswehroffiziere beklagen seit vielen Jahren, dass Deutschland seine Fähigkeit zur Verteidigung des Landes und seiner NATO-Bündnispartner vernachlässigt hat.
Seit der Ankündigung des 100-Milliarden-Euro-Sonderfonds für die Bundeswehr seien rund 30 Milliarden Euro für konkrete Projekte vertraglich gebunden worden, sagte der Sprecher des Verteidigungsministeriums, Arne Collatz, am Mittwoch.
Oppositionsführer Friedrich Merz von der Christlich Demokratischen Union, die vor der Scholz-Regierung 16 Jahre lang an der Macht war, beklagte in einer Parlamentsdebatte Anfang des Monats, dass "große Teile der so genannten 'Wende', die Sie hier am 27. Februar letzten Jahres beschrieben haben, in Deutschland bisher nur auf dem Papier stehen".
Merz sagte, es sei inakzeptabel, dass "praktisch noch keine Aufträge" erteilt worden seien, insbesondere für Munition.
Der neue deutsche Verteidigungsminister Boris Pistorius hat jedoch versprochen, die Waffenbeschaffung zu beschleunigen und die Munitionslieferungen zu erhöhen.
In einer Rede auf der Münchner Sicherheitskonferenz am vergangenen Wochenende versprach Scholz außerdem erneut, die deutschen Verteidigungsausgaben "dauerhaft" auf 2 % des BIP zu erhöhen.
Doch sein Verteidigungsminister will noch weiter gehen: "Wir werden das 2 %-Ziel erreichen, aber wir werden auch alle Anstrengungen unternehmen, um darüber hinauszugehen", sagte Pistorius auf derselben Konferenz.