Deutschland debattiert über zukünftige Covid-Regeln
Di., 05. Juli 2022

Berlin — Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) und Justizminister Marco Buschmann (FDP) verhandeln über die Covid-Regelungen für den Herbst — doch es zeichnet sich Uneinigkeit darüber ab, ob strengere Maßnahmen vorgesehen werden sollen.
Während die FDP die Einschränkungen möglichst gering halten will, will Lauterbach, dass die Länder schärfere Regeln einführen können, wenn zum Beispiel eine neue gefährliche Variante auftaucht oder sich die Situation auf den Intensivstationen verschlechtert.
“Wir müssen auch auf sehr schwere Varianten vorbereitet sein”, sagte er. “Das muss ein umfassendes Instrumentarium sein, kein Schmalspurthema.”
Er sagte, dass Schulschließungen und Zugangsbeschränkungen wie 2G (geimpft und genesen) und 3G (geimpft, genesen und getestet) nicht ausgeschlossen werden sollten.
Trotz der vorsichtigen Haltung Lauterbachs scheint sich jedoch der Konsens durchzusetzen, dass die Einschränkungen im Herbst und Winter weniger invasiv ausfallen sollten als in den Vorjahren — beispielsweise durch den Verzicht auf Zutrittsbeschränkungen zu öffentlichen Einrichtungen.
Politiker der SPD und der CDU/CSU haben in den letzten Tagen erklärt, dass der Schwerpunkt auf regelmäßigen Tests auf das Virus liegen sollte und nicht auf erneuten Zugangsbeschränkungen wie 2G, 3G und 2G-plus.
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sagte in einem ARD-Interview am Sonntag, dass die drastischen Maßnahmen früherer Pandemie-Jahre 2022 wohl nicht mehr nötig sein werden.
Er könne sich aber vorstellen, dass Test- und Maskenpflicht ein größerer Teil der Pandemie-Schutzstrategie sein werden, so der Kanzler.
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) spricht beim ARD-Sommerinterview am Sonntag. Foto: picture alliance/dpa | Christoph Soeder
“Ich glaube, dass man schon davon ausgehen muss, dass die Maske ab Herbst und Winter eine größere Rolle spielen wird als jetzt”, sagte er.
Schulschließungen sollten aber nicht zur Debatte stehen, sagte er. “Und ich glaube auch nicht, dass wir Schließungen brauchen, wie wir sie in den letzten Jahren hatten.”
Der Gesundheitsexperte der Grünen, Janosch Dahmen, hatte zuvor gesagt, dass die 3G‑, 2G- und 2G-plus-Regelungen zur Verfügung stehen sollten, wenn die Masken in geschlossenen Räumen und die Impfkampagne nicht den gewünschten Effekt auf die Zahl der Krankenhausaufenthalte und Infektionen haben.
“Sollten wir feststellen, dass trotz Innenraummasken und Auffrischungsimpfungen die Infektionsdynamik wieder stark ansteigt, kann es sein, dass man auch hier wieder wirksame Hygienekonzepte inklusive Zugangskontrollen braucht”, sagte Danosch der “Welt”.
Unabhängig von ihrem Impfstatus sollten sich die Menschen weiterhin testen lassen, so Danosch.
Die Regierung hat vor kurzem die Schnelltests für alle abgeschafft und ein neues System eingeführt, bei dem die meisten Menschen 3 Euro pro Test zahlen müssen. Es gibt jedoch Ausnahmen für bestimmte Risikogruppen und Personen, die an öffentlichen Großveranstaltungen teilnehmen.
Der dritte und kleinste Partner in der Ampelkoalition, die FDP, drängt derweil weiterhin auf ein Pandemiemanagementmodell, das auf Eigenverantwortung statt auf Regeln und Vorschriften beruht.
"Ich persönlich wäre in der jetzigen Phase der Pandemie für klare und stringente Empfehlungen statt durchgehender gesetzlicher Verpflichtungen", so der gesundheitspolitische Sprecher der FDP, Andrew Ullmann, gegenüber der Welt.