Deutschland: Größter Gasimporteur bittet um staatliche Unterstützung
Do., 08. Sept. 2022

Berlin — Der Vorstandsvorsitzende von Uniper, Klaus-Dieter Maubach, warnt davor, dass dem größten deutschen Gasimporteur noch in diesem Monat das Geld ausgehen könnte, das Berlin in Form eines Hilfspakets bereitgestellt hat.
* Der Gasspeicher von Uniper in Bayern (Reuters)
Uniper, Deutschlands größter Gasimporteur, bekam die hohen Energiepreise zu spüren, da das Unternehmen laut seinem Vorstandsvorsitzenden Klaus-Dieter Maubach darum kämpft, die russischen Gaslieferungen zu ersetzen und dabei immer mehr Verluste zu machen.
Der Vorstandsvorsitzende warnte auch davor, dass dem Unternehmen noch in diesem Monat das von Berlin in Form eines Hilfspakets bereitgestellte Geld ausgehen könnte.
Aufgrund der reduzierten russischen Gaslieferungen, für die Moskau technische Probleme und westliche Sanktionen verantwortlich machte, war Uniper gezwungen, die verlorenen Mengen durch den Kauf von Gas zu hohen Spotmarktpreisen und den Verkauf an Kunden zu niedrigeren langfristigen Preisen auszugleichen.
Infolgedessen machte das Unternehmen Berichten zufolge bereits im Juli einen Verlust von mehr als 12 Milliarden Dollar, was die Regierung zum Eingreifen zwang.
Die Regierung entschädigte Uniper für seine Verluste, indem sie einen Anteil von 30 % an dem Unternehmen erwarb und ihm ein zusätzliches Hilfspaket in Höhe von 7,7 Mrd. $ zur Verfügung stellte, um das Überleben des Unternehmens bis zum vierten Quartal 2022 zu sichern. Uniper räumt nun ein, dass dies nicht ausreichen würde.
Maubach warnte eindringlich, dass das Unternehmen die Obergrenze für die Finanzhilfe “definitiv … früher” erreichen werde.
“Höchstwahrscheinlich werden wir die Obergrenze bereits im September erreichen”, sagte er Reportern am Rande der Gastech-Konferenz in Mailand.
Nach Angaben von Bloomberg könnte die Vereinbarung mit der Regierung dazu führen, dass der Gasriese bis zu 20 Milliarden Euro erhält, um seinen Zusammenbruch und einen möglichen Dominoeffekt im nationalen Energiesektor zu verhindern.
Außerdem steht das Unternehmen kurz davor, einen zusätzlichen Kredit von der deutschen Staatsbank KfW zu erhalten, der diese Woche genehmigt wurde.
Wie das Handelsblatt berichtet, erhält Uniper 4 Milliarden Euro zusätzlich zu dem bereits bestehenden Kreditrahmen von 9 Milliarden Euro.
Trotz der finanziellen Unterstützung sieht die Zukunft des deutschen Gasriesen nicht rosig aus, so Maubach.
“Das Schlimmste kommt erst noch”, sagte er.
"Was wir auf dem Großhandelsmarkt sehen, ist das 20-fache dessen, was wir vor zwei Jahren gesehen haben", fügte er hinzu.
Etwa 60 % der deutschen Erdgasversorgung wurde 2020 aus Russland bezogen, hauptsächlich im Rahmen langfristiger Verträge.
Am Montag stiegen die Erdgaspreise in Europa um 30 %, nachdem die russische Nord Stream 1-Pipeline wegen sanktionsbedingter Wartungsprobleme nicht wieder in Betrieb genommen werden konnte.
Der Betreiber der Pipeline, der russische Energieriese Gazprom, erklärte, die Pipeline bleibe auf unbestimmte Zeit geschlossen. Moskau erklärte weiter, dass der Betrieb der Pipeline behindert wird, solange die westlichen Sanktionen in Kraft bleiben.
---
Die deutsche Regierung verabschiedete am Sonntag ein Entlastungspaket in Höhe von 65 Mrd. Euro, das u. a. weitere Ermäßigungen für den öffentlichen Nahverkehr und Steuererleichterungen für energieabhängige Unternehmen vorsieht, da diese am stärksten von dem größten Preisanstieg betroffen sind.
Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes stieg die Inflation in Deutschland im August auf fast 8 %, nachdem sie in den Monaten Juni und Juli leicht zurückgegangen war.
Die aufeinanderfolgenden Sanktionen gegen Moskau haben einen Wettlauf mit der Zeit ausgelöst, um die Abhängigkeit Deutschlands von russischem Gas vor dem Winter zu verringern.
Laut TASS beziehen 13 EU-Länder aufgrund der vorübergehenden Blockade der Nord Stream-Pipeline 1 entweder gar kein russisches Gas mehr oder nur noch einen Teil davon.
Dies ist das dritte Hilfspaket der deutschen Regierung in diesem Jahr. Zu den beiden vorherigen gehörten ein Benzinrabatt, der Ende August auslief, das 9-Euro-Transportticket und eine Energiepreispauschale für Arbeitnehmer.