Deutschland: Grünes Licht für das 49-Euro-Ticket
Fr., 17. März 2023

Berlin — Die deutschen Parlamentarier haben am Donnerstag für die Einführung eines 49-Euro-Tickets für den öffentlichen Nahverkehr gestimmt.
Bei der Abstimmung ging es in erster Linie um die Finanzierung des Tickets, das ab dem 1. Mai angeboten werden soll.
Demnach wird die Bundesregierung in den Jahren 2023 – 2025 jährlich 1,5 Milliarden Euro (1,6 Milliarden Euro) ausgeben.
Darüber hinaus wird er die Hälfte der Kosten für die Einführung des Systems im Laufe dieses Jahres übernehmen.
Die Finanzierung über das Jahr 2025 hinaus soll später geregelt werden.
Bei der Abstimmung am Donnerstag wurde die allgemeine Preisentwicklung für die Initiative erörtert, wobei der von den Politikern festgelegte Monatspreis von 49 € (52 $) ausdrücklich als Einführungspreis bezeichnet wurde, der zu einem späteren Zeitpunkt erhöht werden kann.
Das 49-Euro-Monatsticket gilt für den gesamten Nahverkehr in Deutschland und knüpft an das äußerst beliebte 9‑Euro-Ticket an, das in den Monaten Juni, Juli und August für den Nahverkehr galt.
Bundesverkehrsminister Volker Wissing von der Regierungspartei FDP lobte den Schritt auf Twitter: “Das Deutschlandticket ist auf dem Weg. Die größte ÖPNV-Reform in der deutschen Geschichte.”
49-Euro-Ticket: Durchbruch oder Schnapsidee?
“Millionen von Menschen werden von dieser Entscheidung profitieren”, schwärmte Dirk Flege, Geschäftsführer der Allianz pro Schiene, einem schienenverkehrsfördernden Verband aus gemeinnützigen Vereinen und Unternehmen der Bahnbranche.
Flege bezeichnete das so genannte Deutschlandticket als “echten Durchbruch” in ansonsten “düsteren Zeiten für den ÖPNV”.
Die Mitglieder der Berliner Regierungskoalition aus SPD, Grünen und FDP stimmten für das Ticket.
Die oppositionellen Unionsparteien und die rechtsextreme AfD stimmten gegen das Vorhaben.
Die Linkspartei enthielt sich bei der Abstimmung.
Diejenigen, die gegen den Gesetzentwurf stimmten, gaben zu bedenken, dass die Kosten für das Programm zu hoch seien und sich negativ auf die Finanzierung des Ausbaus und der Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur auswirken könnten.
Der verkehrspolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Thomas Bareiss, bezeichnete das Deutschlandticket als "staatlich verordneten Rabatt, der den Steuerzahler viel Geld kosten wird". Bareiss nannte das Finanzierungskonzept der Koalition "unseriös und nicht nachhaltig", das Geld werde später für andere Projekte schmerzlich vermisst.
Bareiss warnte weiter: "Der öffentliche Nahverkehr wird sich nicht verbessern, in einigen Regionen wird er sich sogar verschlechtern."
Deutschlands Schienen sind in einem desolaten Zustand
Reinhard Sager, Präsident des Deutschen Landkreistages, beklagte gegenüber der Funke Mediengruppe, dass das Ticket die "Kernprobleme eines zukunftsorientierten und attraktiven öffentlichen Nahverkehrs" nicht angehe.
Niedrige Fahrpreise allein seien kein Ersatz für ein unzureichendes Angebot, sagte er.
Ein kürzlich veröffentlichter interner Bericht der Deutschen Bahn (DB) hat ergeben, dass sich ein Großteil der 33.000 Kilometer langen Infrastruktur in einem schlechten Zustand befindet.
Das Unternehmen gibt an, dass es rund 89 Milliarden Euro für Reparaturen und Instandhaltung benötigt.
Am Dienstag bestätigte der deutsche Bundesrechnungshof, dass sich die DB in einer Dauerkrise befindet.
Der Rechnungshof kritisierte die Bundesregierung, die Eigentümerin der DB ist, und erklärte, die Regierung sei weit davon entfernt, die Probleme der DB zu lösen.
Der Gesetzesentwurf des Bundestages über 49 Euro wird nun am 31. März im Bundesrat, der gesetzgebenden Körperschaft der 16 deutschen Bundesländer, zur Abstimmung gestellt, wo er voraussichtlich verabschiedet wird.