Deutschlands größter Vermieter drosselt Heizungen in der Nacht
Fr., 08. Juli 2022

Berlin — Mit Beginn der Heizperiode im Herbst werden die Mieter ihre Heizkörper nachts zwischen 23 und 6 Uhr nur noch auf 17 Grad aufdrehen können, teilte das Unternehmen “Vonovia” am Donnerstag mit. Mit dieser Maßnahme wolle man in der derzeitigen Krise Energie und Gas sparen.
Nach Angaben von Vonovia hat die Umstellung keine Auswirkungen auf die Tagestemperaturen, und auch der Zugang zu heißem Wasser wird nicht beeinträchtigt, so dass sich die Mieter wie gewohnt waschen und duschen können.
Die Änderungen an der Heizungsanlage werden im Rahmen der routinemäßigen Wartungsarbeiten vor den kälteren Monaten durchgeführt.
Es wird geschätzt, dass die Heizkosten um etwa acht Prozent sinken werden, sobald die Änderung in Kraft tritt.
Die Ankündigung von Vonovia erfolgte, nachdem bekannt geworden war, dass eine Wohnungsgenossenschaft in Sachsen drastische Maßnahmen ergriffen hatte, um den Energieverbrauch in ihren Gebäuden zu minimieren — unter anderem wurde das Warmwasser für mehrere Stunden am Tag abgestellt.
Dies bedeutet, dass die Mieter der Wohnungsbaugenossenschaft Dippoldiswalde an Wochentagen nur noch am frühen Morgen und am späten Nachmittag warm duschen können.
Auch die Bundesnetzagentur hat sich in den letzten Wochen für eine Änderung der gesetzlichen Mindesttemperaturen für Mieterinnen und Mieter eingesetzt.
In einem Gespräch mit der Rheinischen Post sagte Klaus Müller Mitte Juni, die Mieter sollten stärker in die Pflicht genommen werden, sich an den Energiesparbemühungen vor dem Winter zu beteiligen.
“Im Mietrecht gibt es Vorgaben, nach denen der Vermieter die Heizungsanlage so einstellen muss, dass eine Mindesttemperatur von 20 bis 22 Grad erreicht wird”, sagte er. “Der Staat könnte die Vorgaben für Vermieter vorübergehend absenken. Darüber sind wir mit der Politik im Gespräch.”
Die gesetzliche Mindesttemperatur liegt derzeit bei 16 – 17C in der Nacht und 20 – 22C am Tag.
Um die Energieversorgung in Deutschland über den Winter zu sichern, hat Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) strenge gesetzliche Vorgaben für die Befüllung der Gasspeicher gemacht.
Derzeit fließen nur 40 Prozent der üblichen Gaslieferungen durch die Nord Stream 1‑Pipeline aus Russland nach Deutschland.
Bislang setzt Habeck vor allem auf Kampagnen, um Unternehmen und Haushalte zum Energiesparen zu bewegen.
Es ist jedoch möglich, dass Obergrenzen für den Energieverbrauch oder andere rechtliche Mechanismen — wie die Senkung der Temperaturen in gemieteten Gebäuden — eingesetzt werden, wenn sich die Situation weiter verschlechtert.