Gas-Streit zwischen Schweiz und Italien eskaliert
Mo., 15. Aug. 2022

Bern — Wie die “Sontagszeitung” schreibt, hat ein Gasstreit zwischen der Schweiz und Italien zu einer Eskalation geführt. Gasimporte sind für die Schweiz besonders wichtig, da sie über keine eigenen Gasspeicher verfügt. Italien und Deutschland haben kürzlich ihre Gasexportgesetze verschärft. Im Krisenfall sind Exporte in die Schweiz damit praktisch verboten.
Die Schweiz droht mit der Anzapfung:
Die einzige Sicherheit für die Schweiz ist die Transitleitung zwischen Deutschland und Italien. Deshalb drohen die Schweizer Behörden nun damit, das Gas aus dieser Leitung selbst zu nutzen, auch wenn es für Italien bestimmt ist.
Laut einer Klausel hat die Schweiz das Recht, dies im Falle einer Krise zu tun.
Die Verhandlungen über Energiesolidaritätsabkommen mit den Nachbarländern haben die Drohung stark reduziert.
Informierten Quellen zufolge haben die Italiener heftig reagiert. Ein Sprecher von Energieministerin Simonetta Somaruga sagte: “In dieser Situation zieht natürlich jedes Land verschiedene Szenarien in Betracht, auch extreme.”
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Somaruga: “Schluss mit der Energieverschwendung”
Das in der EU vereinbarte Gaseinsparungsziel von 15 Prozent bezeichnete Somaruga als “durchaus sinnvoll”. Ein entsprechender Bundesratsbeschluss stehe aber noch aus — eine Energiesparkampagne werde bereits im Herbst lanciert.
“Wir müssen aufhören, Energie zu verschwenden”, sagte Somaruga in einem Interview mit dem “Sontagsblick”.
Das sei die Hauptbotschaft.
Nur ein Grad weniger heizen, fünf Prozent Energie sparen. Die öffentliche Verwaltung sollte mit gutem Beispiel vorangehen.
Dass eine solche Kampagne erst im Herbst kommt und nicht wie in Deutschland bereits läuft, liegt an der hiesigen Stromproduktion:
“In der Schweiz erzeugen wir einen grossen Teil unseres Stroms aus Wasserkraft”, sagt Somaruga.
Deutschland hingegen verbraucht sehr viel Gas für die Stromerzeugung.
In der Schweiz wird Gas nur im Winter zum Heizen verwendet. "Wenn man den Leuten sagt, wie sie jetzt Geld sparen können, weil es im Sommer so heiß ist, wird das niemand verstehen."
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Drohende Engpässe sind auch kein Zeichen für ein Versagen der Energiepolitik:
"Eine Politik, die blind auf Gas- und Ölimporte gesetzt hat, ist gescheitert! Sie hat unser Land abhängig und verwundbar gemacht", so der Energieminister. Die Schweiz ist bei Öl und Gas vollständig vom Ausland abhängig. Ein Übermaß davon ist daher der falsche Weg.