Kommt es auch in Afrika zur Legalisierung von Marihuana?
So., 05. Dez. 2021
Die Legalisierung von Drogen wird weltweit emotional diskutiert, insbesondere bei den sogenannten weicheren Substanzen wie Marihuana. Obwohl die Wirkstoffe potenziell süchtig machen, zählen zu den positiven Eigenschaften der Cannabispflanze deren heilenden Wirkungen. Sicherlich ein Grund, dass viele Menschen die Verwendung von Cannabis als Mittel zur Schmerzlinderung durchaus befürworten, und nicht nur den Rausch in den Mittelpunkt der Diskussionen stellen wollen.
Im Mittelpunkt dieser heftig geführten Auseinandersetzungen stand letztes Jahr Afrika. Staaten wie Ruanda und Marokko haben die Verwendung von Marihuana für medizinische Zwecke offiziell erlaubt, während in Südafrika die Verwendung, der Besitz und der Anbau der Pflanze entkriminalisiert werden sollen. Auch in Nigeria erwägt eine Legalisierung, aber auch dort gibt es heftigen Widerstand gegen eine bevorstehende Gesetzesänderung.
Für Fachleute und Beobachter der Szene stellt sich nun die Frage: Wird sich der Kontinent einer umfassende Legalisierung stellen? Sollte dies wirklich der Fall sein, welche Probleme, aber auch welche Vorteile könnten diese weitreichenden Änderungen mit sich bringen?
Die Argumente, die dagegen sprechen
Ein Großteil der Argumente gegen die Legalisierung der Droge dreht sich nicht so sehr um den Konsum dieses Wirkstoffes, sondern um die Notwendigkeit, zwischen sicheren und gefährlichen Rauschmitteln fachgerecht unterscheiden zu können.
Olakunle Idowu, Professor für pharmazeutische Chemie, sprach kürzlich mit der Nachrichtenmagazin „The Conversation“ darüber, dass Staaten nur dann Medikamente oder andere Wirkstoffe legalisieren sollten, wenn sie sich vergewissert haben, dass diese keine gefährlichen Nebenwirkungen mit sich bringen.
Genauer gesagt geht die Gefahr, auf die hier verwiesen wird, von der psychoaktiven Substanz THC aus, die Bestandteil dieser Pflanze ist. Während es mit Rezeptoren reagiert, die das Gehirn mit Endorphinen überfluten und das berühmte „High“ verursachen, lösen dieselben Rezeptoren auch ein ungewolltes Suchtverhalten aus, ähnlich den neurologischen Prozessen, die hinter dem problematischen Glücksspiel oder der Kleptomanie stehen.
Die Klassifizierung von Pflanzen mit einem hohen THC-Gehalt anstelle von Cannabidol, das mit medizinischen Vorteilen in Verbindung gebracht wird, ist der Schlüssel zur Sicherheit der Konsumenten. Professor Idowu ist jedoch der Meinung, dass Nigeria nicht über die medizintechnischen Einrichtungen verfügt, um die betreffenden Pflanzen auf bestimmte Wirksamkeiten zu testen. Deshalb besteht laut Idowu eine nicht zu vernachlässigende Unsicherheit bezüglich der potentiellen Auswirkungen.
Ein weiteres damit verbundenes Problem sind die Gesundheitsrisiken, die sich aus dem Rauchen dieses „Krauts“ ergeben. Selbst das Rauchen von „sicheren“ Stichproben erhöht kontinuierlich das Risiko, an einer psychotischen Erkrankung wie Schizophrenie zu erkranken. Dieses Risiko ist umso höher, je früher eine Person mit dem Rauchen beginnt. Aber auch andere Krankheiten wie Asthma oder Atemwegsprobleme können auftreten und ein übermäßiger Rauchgenuss kann sogar zu Lungenkrebs führen.
Darüber hinaus ist es ungemein gefährlich, viele Tätigkeiten unter dem Einfluss von Marihuana-Rauschmitteln durchzuführen. Auf keinen Fall sollen Sie dann Autofahren oder schwere und komplizierte Maschinen betätigen.
Die Argumente, die dafür sprechen
Der Westafrikanische Staat Nigeria ist aber auch Heimat mehrerer starker Pro-Marihuana-Argumente. Einer der Vorreiter dieser Bewegung ist der Gouverneur des Bundesstaates Ondo, Arakunrin Rotimi Akeredolu, der im Juni dieses Jahres dieses Thema in einer Rede, die an die nigerianische Regierung gerichtet war, ansprach. Akeredolu betonte die Notwendigkeit für das Land, dessen „archaische“ Denkweise abzulegen und die überwiegenden Vorteile des Cannabisanbaus zu nutzen.
Der Gouverneur argumentierte sowohl für den medizinischen als auch für den wirtschaftlichen Nutzen von Marihuana und stellte fest, dass die positiven Aspekte klar die negativen in den Schatten stellen. Zusätzlich postulierte er, dass der kontrollierte Anbau eine potenzielle „Multi-Milliarden-Naira-Industrie“ werden können, die die seit Jahren angeschlagene nigerianische Wirtschaft wieder auf Vordermann bringen könnte. Als Beispiel nannte er dabei Thailand, dem er erst vor kurzem einen Besuch abgestattet hatte. Dort bebaue das Land die Pflanze für die kommerzielle Nutzung sicher und umweltfreundlich. Auch Marokko sieht in der Legalisierung eine Möglichkeit, seine Agrarindustrie anzukurbeln und so den illegalen Drogenhandel einzudämmen.
Akeredolus Argumente werden durch die unterschiedlichen nachgewiesenen medizinischen Vorteile von Cannabis untermauert. Verschiedene Studien der letzten Jahre haben gezeigt, dass die Wirkstoffe durchaus helfen, chronische Schmerzen, Übelkeit und sogar die Symptome schwerer Erkrankungen wie Multiple Sklerose (MS) zu lindern. Im Mai kündigte darauf hin das nigerianische Repräsentantenhaus seine Absicht an, aus diesen Gründen über die Legalisierung von indischem Hanf zu diskutieren. Dieser Schritt wird von vielen als ein erster wichtiger Schritt in Richtung einer vollständigen Freigabe der Droge angesehen.
Der zweifache Vorteil — wirtschaftlich und medizinisch, den die Legalisierung mit sich bringen könnte, stellt eine attraktive Zukunftsperspektive für viele afrikanische Länder dar, die noch lange mit der schlimmste Pandemie seit mehr als einem Jahrhundert zu kämpfen haben werden. Prognostiziert wird, dass weitere weitgehende rechtliche Änderungen in diesem Bereich auf dem ganzen afrikanischen Kontinent zu sehen sein werden.
Wie die Legalisierung von Marihuana ganz Afrika erfassen könnte
Die Legalisierungsdebatte beschränkt sich jedoch nicht nur auf die Vorreiterstaaten Nigeria und Marokko. Sogar Länder mit unglaublich restriktiven Gesetzen versuchen, von einem wachsenden globalen legalen Marihuana-Markt zu profitieren.
So soll beispielsweise die ugandische Regierung über eine Viertelmillion Dollar für hochwertige Cannabissamen für die Aussaat bereits ausgegeben haben. Ein eingeschlagener Weg um aus den Exportprodukten Gewinne zu erwirtschaften. Aber auch Simbabwe, Lesotho und Sambia denken über eine zeitnahe Zulassung nach und haben eine gewerbliche Nutzung und den Export in Aussicht gestellt.
Sollten sich diese Unternehmungen als erfolgreich erweisen, so werden mit Sicherheit einige Nachbarländer nachziehen, um auch sich dieser Einnahmensquelle zu bedienen.
Laut dem „Afrika-Hanf- und Cannabis-Bericht“ dem Jahr 2019 nimmt Afrika nur 11% des Weltmarkts ein. Das bedeutet, dass es noch viel Potenzial nach oben gibt, um den Einfluss des Kontinents am Weltmarkt zu erhöhen.
Während Gesetzesänderungen, die eine kommerzielle Nutzung erlauben, noch immer keine vollständige öffentliche Legalisierung bedeuten müssem, hoffen die Aktivisten weiterhin darauf, dass die afrikanischen Gesetzgeber langsam ihre Haltung und Einstaellung gegenüber Marihuana ändern werden. Dieser Prozess würde zu einem neuen Cannabis-freundlichen Afrika führen.