Österreich: Katholiken stehen Schlange für kostenlose Tattoos
Di., 18. Apr. 2023

Wien — “In Gottes Hand” lauteten einige der Tattoos, die am Wochenende bei einer kostenlosen Veranstaltung gestochen wurden — organisiert von niemand Geringerem als Österreichs führender Gruppe katholischer Nonnen und Mönche.
“Es ist wichtig, dass die Kirche darauf achtet, wie die Menschen ihre Frömmigkeit ausdrücken, auch auf ihrem Körper”, sagte Christopher Paul Campbell, Direktor von Quo Vadis.
Er fügte hinzu, dass die Kirche — in der Tätowierungen teilweise verpönt sind — “lernen muss, sexy zu sein”, wenn sie weiterhin Anhänger anziehen will.
Die Zahl der Menschen, die aus der katholischen Kirche in Österreich austreten, ist gestiegen und hat im vergangenen Jahr einen Rekord von fast 91.000 Personen erreicht.
Etwa die Hälfte der neun Millionen Einwohner des alpinen EU-Mitgliedslandes sind katholisch.
Laut Quo Vadis wollten Hunderte von Gläubigen an der ersten Tattoo-Session dieser Art am Samstag in der Nähe des Wiener Stephansdoms teilnehmen.
Am Ende wurden die Dutzenden von Plätzen in einer Lotterie vergeben.
Am Abend vor der Sitzung wurden der deutsche Tätowierer, seine Nadeln und alle, die sich tätowieren lassen wollten, in einer Messe gesegnet.
Die Gläubigen konnten aus einer Liste mit komplizierten christlichen Motiven wählen, darunter Kreuze und Fische.
Die Österreicherin Ursula Noe-Nordberg wollte sich ein kleines Kreuz auf ihr Handgelenk tätowieren lassen.
“Es wird eine Überraschung für meine Familie sein”, sagte die Großmutter von fünf Kindern gegenüber AFP und fügte hinzu, dass das Kreuz sie an ihre tätowierten Enkelkinder erinnern würde.
Doch nicht jeder war über die Initiative erfreut, und die Organisatoren sagten, sie hätten Hasspost erhalten.
Einige Menschen glauben, dass Körperkunst satanisch ist, obwohl die Praxis des Tätowierens von Stigmata oder Tributen an eine Pilgerfahrt Jahrhunderte zurückreicht.
Sogar berühmte Österreicher wie die Kaiserin Sisi im 19. Jahrhundert waren tätowiert.
"Ich habe die Kritik bekommen, dass wir die Kirche in eine Disco verwandelt haben. Ich sage: Okay, dann bin ich der DJ", kontert Pater Sandesh Manuel.
Der Franziskanermönch, der eine Baseballkappe trägt und gerne rappt, ließ sich auch die Worte "Humanität ist der Gruß der Religion" eintätowieren.