Österreich: Milliardenhilfe für Stromkonzern
Do., 29. Sept. 2022

Wien — Österreich hat am Montag erklärt, es bereite sich darauf vor, Milliarden Euro in das Stromunternehmen “Wien Energie” zu pumpen, das einen Großteil Wiens versorgt, nachdem ein Preisanstieg auf den Strommärkten dazu geführt hat, dass das Unternehmen nicht mehr in der Lage ist, die für Markttransaktionen erforderlichen Garantien zu leisten.
“Wien Energie”, das sich im Besitz der Stadt Wien befindet, hat die Bundesregierung am Wochenende um Hilfe gebeten, und die Stadt hat einen “akuten Finanzierungsbedarf” in Höhe von 6 Mrd. Euro festgestellt, so das Finanzministerium in einer Erklärung.
“Die Bundesregierung hat die Instrumente und den Willen, der Stadt Wien in dieser finanziellen Notlage zu helfen. Es geht darum, die Versorgungssicherheit für zwei Millionen Menschen zu gewährleisten, was auch geschehen muss”, sagte das Ministerium und fügte hinzu, dass die Gespräche noch andauerten und es noch “viele Fragen” gebe.
Das Ministerium sagte, es erwäge ein Darlehen in Milliardenhöhe, das von der Bundesfinanzierungsagentur, die Staatsanleihen und andere Schuldtitel ausgibt, abgewickelt werden solle.
Wien Energie wies auf eine “plötzliche Explosion” des europäischen Strompreises am Freitag hin — von 700 Euro pro Megawattstunde (MWh) auf 1.000 Euro -, die die Höhe der auf dem Markt geforderten Garantien erhöht habe, selbst für in der Vergangenheit abgeschlossene Verträge, deren Lieferung noch ausstehe.
Zuvor hatte Uniper (UN01.DE) am Montag die deutsche Regierung um mehr finanzielle Hilfe gebeten und die Rechnung für die Rettung des Energiekonzerns auf 19 Milliarden Euro erhöht, da die steigenden Gas- und Strompreise die Barreserven des Unternehmens aufbrauchen. weiterlesen
Wien Energie verkauft Strom-Termingeschäfte, d.h. Verträge über die Lieferung von Strom, den das Unternehmen in bis zu zwei Jahren erzeugen wird, und kauft außerdem Strom und Gas auf dem Markt in langfristigen Verträgen, so das Unternehmen in einer Erklärung. Der Großteil des Stroms wird in Gaskraftwerken erzeugt.
“Wien Energie und (die Muttergesellschaft) Wiener Stadtwerke sind solide, wirtschaftlich gesunde Unternehmen mit ausgezeichneter Bonität. Es müssen keine Verluste gedeckt werden”, so das Unternehmen.
Als Österreichs größter Energieversorger nach Kundenzahl und mit den größten Gaskraftwerken sei das Unternehmen am stärksten vom Druck der Marktpreise betroffen.