Rechtsextremer Ex-Offizier der Bundeswehr erhält fünfeinhalb Jahre Haft wegen Attentatsplanung
Mo., 15. Aug. 2022

Berlin — Einer der öffentlichkeitswirksamsten Terrorismusprozesse der Nachkriegszeit ging am Freitag zu Ende: Ein ehemaliger deutscher Soldat wurde zu fünfeinhalb Jahren Haft verurteilt, weil er einen rechtsextremen Anschlag auf hochrangige Politiker geplant und sich dabei als syrischer Flüchtling ausgegeben hatte.
Der 33-jährige ehemalige Armeeoffizier — der gemäß den deutschen Datenschutzgesetzen als Franco A. identifiziert wurde — wurde angeklagt, sich 2017 unter einer falschen Identität als Asylbewerber ausgegeben und einen Anschlag geplant zu haben, von dem er offenbar hoffte, dass er Flüchtlingen und Migranten angelastet werden würde.
Der Angeklagte ist schuldig, eine schwere staatsgefährdende Gewalttat geplant zu haben”, sagte der Vorsitzende Richter Christoph Koller bei der Urteilsverlesung vor dem Oberlandesgericht im Westen Frankfurts.
In dem Prozess, der im Mai 2021 begann, sagte die Staatsanwaltschaft, dass der Bundeswehrsoldat auch Munition von der Bundeswehr gestohlen habe, wobei der ehemalige Justizminister Heiko Maas oder die ehemalige Vizepräsidentin des Parlaments, Claudia Roth, als mögliche Ziele eines Anschlags angesehen wurden.
Franco A. wurde 2017 verhaftet, als er versuchte, eine geladene Pistole aus der Nazi-Ära zu holen, die er in einer Toilette am internationalen Flughafen Wien versteckt hatte.
Seine Fingerabdrücke ergaben später, dass er eine zweite, gefälschte Identität als syrischer Flüchtling hatte, wie die Ermittlungen ergaben. Die Staatsanwaltschaft wirft Franco A. vor, absichtlich eine falsche Identität benutzt zu haben, um die zunehmenden Ängste vor Zuwanderung in Deutschland zu schüren und eine nationale Krise auszulösen.
Auf dem Höhepunkt des Migrantenzustroms 2015⁄16 kamen mehr als eine Million Asylbewerber nach Deutschland.
In ihrem Schlussplädoyer am 8. Juli sagte die Frankfurter Staatsanwältin Karin Weingast, Franco A. habe “einen Anschlag mit großer politischer Wirkung inszenieren wollen”.
Kurz nach der Verhaftung von Franco A. sagte die damalige Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen, dass dieser spezielle Fall auf ein viel größeres “Einstellungsproblem” in den deutschen Streitkräften hinweise.