Rettungspaket: Deutschland gibt 15 Milliarden Euro an Uniper
Mo., 25. Juli 2022

Berlin — Die deutsche Regierung rettet den in Schwierigkeiten geratenen Versorgungsriesen Uniper mit einer satten Summe von 15 Mrd. Euro, nachdem der Gasimporteur im Streit mit Russland um die Energieversorgung herbe Verluste erlitten hat.
Im Rahmen einer der größten Rettungsaktionen in der deutschen Geschichte wird die Regierung des Landes eine 30-prozentige Beteiligung an Uniper übernehmen und den Anteil der finnischen Muttergesellschaft Fortum von fast 80 Prozent auf 56 Prozent reduzieren.
Außerdem kann Uniper in den kommenden Monaten damit beginnen, einen Teil der Kosten für die steigenden Gaspreise an die Verbraucher weiterzugeben, was nach Angaben des deutschen Bundeskanzlers Olaf Scholz durch mehr soziale Unterstützung für ärmere Haushalte ausgeglichen werden soll.
Vorausgegangen waren wochenlange, zähe Verhandlungen, nachdem die russischen Gaslieferungen nach Europa stark zurückgegangen waren, was zu Engpässen für die Energieverbraucher führte und gleichzeitig den Spotpreis für Gas auf ein Rekordniveau ansteigen ließ.
Im Rahmen der Vereinbarung wird Deutschland 157 Mio. neue Uniper-Stammaktien für 267 Mio. Euro kaufen und 7,7 Mrd. Euro an Kapital zur Verfügung stellen.
Darüber hinaus wird der staatliche Kreditgeber KfW eine bestehende Kreditlinie um 7 Mrd. Euro auf insgesamt 9 Mrd. Euro aufstocken.
Bundeskanzler Olaf Scholz bestätigte, dass die Regierung ihren Anteil schließlich aufgeben werde.
Er verglich die Rettungsaktion mit dem Versprechen des ehemaligen Chefs der Europäischen Zentralbank (EZB) Mario Draghi, alles zu tun, was nötig ist, um den Euro zu retten.
Scholz sagte: “Wir werden alles Notwendige tun, was wir gemeinsam als Land, als Unternehmen, als Bürger tun können, um diese Situation zu überstehen, damit niemand in eine unmögliche Lage gerät.”
Deutschland hat Russland vorgeworfen, als Vergeltung für die westlichen Sanktionen nach dem Einmarsch des Landes in der Ukraine die Gaslieferungen nach Europa absichtlich zu drosseln.
Der Kreml hat dies zurückgewiesen und erklärt, Gazprom sei weiterhin bereit, alle seine kommerziellen Verpflichtungen zu erfüllen.
Das Paket muss sowohl von den Aktionären von Uniper als auch von der Europäischen Kommission genehmigt werden.
Es ist außerdem an bestimmte Bedingungen geknüpft, unter anderem daran, dass Uniper eine Klage gegen die Niederlande wegen des Kohleausstiegs zurückzieht und dass sich der Düsseldorfer Konzern verpflichtet, die Dividendenzahlungen für die Dauer der Rettungsaktion auszusetzen.
Im Anschluss an die Rettungsaktion werden Uniper, Fortum und die deutsche Regierung gemeinsam an einer langfristigen Lösung arbeiten, um die Struktur der Gasgroßhandelsverträge des Unternehmens zu reformieren, die dem Konzern Verluste in Milliardenhöhe beschert haben.
Die Parteien beabsichtigen, sich bis Ende nächsten Jahres auf eine längerfristige Lösung zu einigen.