Rhein: Niedriger Wasserstand, Schifffahrt in Gefahr
Do., 21. Juli 2022

Berlin — Weniger als ein Fuß Wasser steht derzeit zwischen dem normalen Geschäftsbetrieb in Europa und einer Krise der deutschen Lieferkette. Inmitten einer rekordverdächtigen, kontinentweiten Hitzewelle ist der Pegel des Rheins auf ein so niedriges Niveau gesunken, dass die Schifffahrt auf der Wasserstraße bald wirtschaftlich unhaltbar oder sogar unmöglich werden könnte.
Der derzeitige Wasserstand, der in Kaub, einer Engstelle für schwere Frachtschiffe etwa in der Mitte des Flusses, gemessen wird, liegt bei etwa 70 cm (etwa 27,5 Zoll).
Wenn er auf 40 cm oder weniger sinkt, können die Schiffe nicht mehr genug Gewicht tragen, um ihre Fahrt zu rechtfertigen, sagte der Vertreter der Bundesanstalt für Gewässerkunde, Jörg Belz, am Montag gegenüber Bloomberg News.
Mit Gütern beladene Schiffe sind schwerer und sinken tiefer im Wasser als leichtere Schiffe.
Wenn ein Schiff den Fluss mit einer leichteren Ladung befährt, kann es bei niedrigeren Wasserständen fahren. Es gibt jedoch eine Grenze der wirtschaftlichen Unzumutbarkeit, an der es für ein Schiff finanziell nicht mehr sinnvoll ist, mit so wenig Gewicht zu fahren, und an der der Wert der Ladung geringer wird als die Kosten für den Treibstoff und die Besatzung eines Schiffes.
Der Rhein verläuft über 760 Meilen von den Alpen bis zur Nordsee und schlängelt sich durch Deutschland, aber auch durch Teile der Schweiz, Liechtenstein, Österreich, Frankreich und die Niederlande.
Auf seinem Weg durchquert er Großstädte wie Basel, Rotterdam, Düsseldorf, Köln und Bonn. Der Fluss gilt weithin als die wichtigste Binnenwasserstraße in Europa.
Einem Bericht von CNBC zufolge werden etwa 80 % der über die deutschen Binnenwasserstraßen transportierten Güter über den Rhein befördert.
Dies ist zwar nicht der niedrigste Pegelstand, den der Fluss je erreicht hat (2018 waren es 25 cm), aber für die Jahreszeit, in der die Messungen im Durchschnitt bei 220 cm liegen, ist dies ein bemerkenswert niedriger Stand.
Normalerweise erreicht der Rhein seinen Jahrestiefstand Anfang Oktober. Es wird also erwartet, dass es von hier an trockener wird. Das letzte Mal, dass der Fluss in Kaub um diese Jahreszeit so flach war, war 2007.
Im Jahr 2018 führten diese Dürre und der Rekordtiefstand des Rheins zu einem monatelangen wirtschaftlichen Stillstand in Deutschland und behinderten die Schifffahrt erheblich.