Schweiz: Hitzewelle legt Bergpass frei, der seit der Römerzeit mit 15 Meter dicken Eis bedeckt war
Do., 15. Sept. 2022

Schweiz — Der Tsanfleuron-Pass zwischen Gstaad und Les Diablerets in der Schweiz ist zum ersten Mal seit 2.000 Jahren wieder freigelegt worden. Noch vor 10 Jahren war der felsige Pass mit einer dicken Eisschicht bedeckt, die bis zu 15 Meter hoch war.
Doch nach einem unterdurchschnittlichen Schneefall im letzten Winter und zwei Hitzewellen, die über Europa hinwegfegten, war die Permafrostschmelze in diesem Jahr etwa dreimal so hoch wie im Zehnjahresdurchschnitt.
Der Tsanfleuron-Pass ist der Gebirgskamm zwischen dem Tsanfleuron-Gletscher und dem Scex Rouge und bildet die Grenze zwischen den Schweizer Kantonen Waadt und Wallis.
Der Tsanfleuron-Gletscher misst 3,5 km und gipfelt an der Dôme auf 3.016 Meter.
Er befindet sich im Skigebiet Glacier3000. Im Sommer bietet das Skigebiet Glacier3000 eine Gletscherwanderung von der Bergstation der Gondelbahn Scex Rouge hinüber zum Tsanfleuron-Gletscher an.
Die Gletscherabfahrt wird von drei Schleppliften erschlossen, von denen der erste, der Dôme-Schlepplift, 1971 installiert wurde.
Ein zweiter Schlepplift wurde 1979 und ein dritter 1993 hinzugefügt. Das Skigebiet hat sich bemüht, einen Teil des Schnees und des Eises zu schützen, indem es es im Sommer mit einer weißen Plane abdeckt. Die Gletscherabfahrt ist von Oktober bis zur ersten Maiwoche für den Skibetrieb geöffnet.

Im August ging man davon aus, dass der Pass bis Ende September wieder auftauchen würde. Dies geschah jedoch noch früher als vom Glaziologen Dr. Mauro Fischer von der Universität Bern erwartet.
Dr. Fischer, der oft im Schweizer Fernsehen auftritt, sagte in einem Interview mit La Tele:
“Ich bin überrascht über die Geschwindigkeit der Schmelze.
Die Gletscher haben in diesem Jahr so viel Eis verloren wie seit 60 Jahren nicht mehr.
Die Geschwindigkeit ist außergewöhnlich.”
Seine Besorgnis beruht auch auf der Tatsache, dass das Gletschereis eine wichtige Quelle für die Süßwasserversorgung in der Schweiz darstellt und die Auswirkungen katastrophal sein könnten, wenn die Gletscher verschwinden.
Am vergangenen Wochenende hat Greenpeace ein buchstäblich riesiges Pflaster auf den exponierten felsigen Pfad zwischen den beiden Gletschern gelegt und die Schweizer Regierung zum Handeln aufgefordert.
Es gab mehrere private Initiativen zur Rettung der Gletscher, wie das MortAlive-Projekt, aber was dringend benötigt wird, ist eine koordinierte, gut finanzierte Anstrengung des Bundes, um wirklich etwas zu bewirken.