Schweiz plant Atommülllager in Grenznähe zu Deutschland
So., 11. Sept. 2022

Bern — Der Plan für ein Atommülllager in der Schweiz löst bei den Deutschen in Grenznähe Sicherheitsbedenken aus. Das Projekt, das von Kraftwerksbetreibern unterstützt wird, muss noch von der Schweizer Regierung genehmigt werden.
Die Schweiz hat Pläne für den Bau eines Atommülllagers an der Grenze zu Deutschland bekannt gegeben, was in den Gemeinden zu Bedenken hinsichtlich der Sicherheit und der Versorgung mit sauberem Trinkwasser führt.
Die Nationale Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle (Nagra) steht hinter diesem Vorschlag.
Sie schlug die Region Nördlich Lägern, nördlich von Zürich und nahe der Grenze zu Deutschland, vor, so das Bundesamt für Energie.
Nördlich Lägern ist der sicherste Standort für ein Tiefenlager: Dort eignet sich das Gestein am besten.
Die Nagra wurde von den Kraftwerksbetreibern zusammen mit dem Bund gegründet, um sich mit der umstrittenen Frage der Entsorgung radioaktiver Abfälle zu befassen.
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Wie kann die Sicherheit der Abfälle gewährleistet werden?
Die Abfälle würden mehrere hundert Meter tief in Opalinuston eingebettet, sagte Patrick Studer, ein Mitarbeiter der Nagra.
“Die erforderliche Einschlusszeit beträgt rund 200’000 Jahre für hochaktive Abfälle und rund 30’000 Jahre für schwach- und mittelaktive Abfälle”, heisst es auf der Website der Nagra.
Die Abfälle werden aus fünf Schweizer Kernkraftwerken stammen. Auch die Medizin und die Industrie dürfen ihre Abfälle beisteuern.
Gegenwärtig sind in der Schweiz vier Kernkraftwerke in Betrieb. Sie dürfen ihren Betrieb fortsetzen, solange ihre Sicherheit gewährleistet ist. Das würde bis in die 2040er Jahre reichen.
Das so genannte geologische Tiefenlager für abgebrannte Brennelemente und andere radioaktive Abfälle muss jedoch sowohl von der Schweizer Regierung als auch vom Parlament genehmigt werden. Dieser Prozess wird voraussichtlich mehrere Jahre dauern.
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Deutsche Gemeinden und Beamte bleiben besorgt.
In den deutschen Gemeinden entlang der Grenze ist die Besorgnis groß. Dabei geht es vor allem um Fragen der Sicherheit und der Trinkwasserversorgung.
"Die Frage des Trinkwasserschutzes ist ein großes Anliegen der Bevölkerung", sagte Martin Steinebrunner von der deutschen Koordinierungsstelle für die geplante Abfallentsorgungsanlage.
Das deutsche Bundesumweltministerium hat die Entscheidung der Schweiz kritisiert, ein Atommülllager direkt an der Grenze zu Deutschland zu bauen.
Die Nähe des geplanten Standorts in der Nähe des baden-württembergischen Dorfes Hohentengen "ist sowohl in der Bauphase als auch während des Betriebs des Endlagers problematisch", sagte der Parlamentarische Staatssekretär im Umweltministerium und baden-württembergische Bundestagsabgeordnete Christian Kühn.
Zugleich betonte Kühn, dass es "richtig und wichtig" sei, dass die Geologie das entscheidende Kriterium für den Standort eines Endlagers sei.
Zur Auswahl stünden zwei weitere Standorte, die ebenfalls in unmittelbarer Nähe zur deutschen Grenze liegen.
In Deutschland wird die Entscheidung für ein eigenes Endlager für hochradioaktiven Atommüll frühestens im Jahr 2031 diskutiert.
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