Studie: US-Republikaner sowie die deutsche AfD verbreiten zunehmend Nachrichten aus unseriösen Quellen
Mo., 03. Okt. 2022

London / Wien — Einer internationalen Studie zufolge verbreiten republikanische Kongressabgeordnete im Vergleich zu europäischen Politikern (Ausnahme: die AfD in Deutschland) zunehmend Nachrichten aus zweifelhaften Quellen.
Die von den Forschern der Technischen Universität Graz (TU Graz) in Österreich und der Universität Bristol durchgeführte Studie besagt, dass US-republikanische Kongressmitglieder, als auch die deutsche AfD, immer mehr Links zu Websites weitergeben, die als “nicht vertrauenswürdig” bezeichnet werden.
“Die Menge an nicht vertrauenswürdigen Informationen, die von Politikern in den sozialen Medien geteilt werden, nimmt zu.
Das belegt unsere Studie in der wir Millionen von Original-Tweets von Politikern aus den USA, Großbritannien und Deutschland analysierten”, sagt die Erstautorin der Studie, Dr. Jana Lasser, Komplexitätsforscherin an der TU Graz, in einem Statement.
Für das Projekt wurden über 3,4 Millionen Tweets, die von PolitikerInnen zwischen 2016 und 2022 gepostet wurden, analysiert.
Analysiert wurden:
- 1,7 Millionen Tweets von Mitgliedern des US-Kongresses,
- 960.000 Tweets von britischen Abgeordneten
- 750.000 Tweets von deutschen Abgeordneten
Die in diesen Tweets enthaltenen Links zu externen Websites wurden mit einer Datenbank des Medienbeobachters NewsGuard verglichen.
Das Unternehmen bewertet die Glaubwürdigkeit und Transparenz von Nachrichten-Websites anhand einer Reihe strenger journalistischer Kriterien, die die Eigentumsverhältnisse, die Finanzierung, die Glaubwürdigkeit und die Transparenzpraktiken der Website umfassen.
Die Analyse ergab, dass US-republikanische Kongressmitglieder in den letzten Jahren deutlich mehr Links zu Webseiten geteilt haben, die als “nicht vertrauenswürdig” eingestuft wurden.
Der Anteil der von Republikanern geteilten Links zu nicht vertrauenswürdigen Websites hat sich zwischen 2016 – 2018 (2,4 %) und 2020 – 2022 (5,5 %) mehr als verdoppelt.
“Im Allgemeinen teilen Mitglieder von Parteien in der rechten Hälfte des politischen Spektrums in allen untersuchten Ländern mehr dieser Links — aber nur US-Republikaner und die deutsche AfD zeigen einen signifikanten Anstieg.
In den anderen Ländern bleibt der Anteil stabil", erklärt Frau Dr. Lasser.
Insgesamt haben republikanische Kongressabgeordnete etwa neunmal so viele nicht vertrauenswürdige Links wie demokratische Kongressabgeordnete.
Zum Vergleich: Nur 0,4 Prozent der Links, die von demokratischen Kongressmitgliedern geteilt werden, verweisen auf nicht vertrauenswürdige Seiten.
Bei europäischen Politikern ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie Links zu nicht vertrauenswürdigen Websites weitergeben, dagegen deutlich geringer.
Selbst unter den europäischen Konservativen wurden nur:
- 0,25 Prozent der von britischen Tory-Politikern geteilten Links
- 0,18 Prozent der von Abgeordneten der Christlich-Demokratischen Union Deutschlands (CDU)
der geteilten Links als nicht vertrauenswürdig eingestuft.
Die einzige europäische politische Partei, deren Social-Media-Aktivitäten denen der US-Republikaner ähnelten, war die Alternative für Deutschland (AfD), eine rechtspopulistische Partei.
"Die Wiederholung der Analyse mit einer zweiten, vergleichbaren Datenbank ergab ebenfalls sehr ähnliche Ergebnisse. Bei solchen Analysen ist es wichtig, unterschiedliche Einschätzungen der Glaubwürdigkeit von Nachrichtenquellen zu verwenden, um Verzerrungen oder Parteilichkeit auszuschließen", fügt Frau Dr. Lasser hinzu.
Die Studie ist in PNAS Nexus veröffentlicht.