Wie die Schweiz ihren Käse schützen
Di., 02. Aug. 2022

Bern — Die neutrale Schweiz ist seit Jahrhunderten nicht mehr in fremde Kriege verwickelt, aber in letzter Zeit kämpft das Land um seinen Käse. Die Hersteller der berühmten Schweizer Käsesorten Emmentaler und Greyerzer haben sich einen Rechtsstreit geliefert, um ihr Produkt vor minderwertigen ausländischen Imitationen zu schützen.
Der Emmentaler, benannt nach dem Berner Emmental, wo er hergestellt wird, hat einen ausgesprochen milden und nussigen Geschmack und ist außerdem der einzige Schweizer Käse mit Löchern, die “von der Größe von Kirschen bis zur Größe von Nüssen reichen und während des Reifungsprozesses entstehen”, so der Vorstand von Switzerland Cheese Marketing.
In der Schweiz ist der Emmentaler durch eine AOP (Appellation d’Origine Protégée) geschützt, was bedeutet, dass das Produkt ausschließlich in seinem Herkunftsgebiet hergestellt wird.
Dieses Label bedeutet auch, dass der Käse strenge Kriterien erfüllen muss, wie z. B. die Größe der Löcher, die idealerweise zwischen zwei und vier Zentimetern im Durchmesser liegen sollten.
Der Emmentaler wird jedoch auch in Frankreich und Deutschland hergestellt.
Die Schweizer Produzenten behaupten jedoch, dass der ausländische Käse nicht die gleichen strengen Anforderungen erfüllt und wenig mit dem Originalrezept zu tun hat.
Sie kämpfen seit Jahren für einen besseren Schutz der im Ausland hergestellten und verkauften Marke, aber ohne Erfolg.
Das Europäische Amt für geistiges Eigentum (EUIPO) entschied, dass “Emmentaler” nicht die geografische Herkunft des Produkts bezeichnet, sondern nur eine bestimmte Art von Käse mit Löchern.
Diese Entscheidung hat die Schweizer so verärgert, dass sie gegen die Entscheidung des EUIPO Beschwerde beim Gericht der Europäischen Union eingelegt haben, das im September seine Beratungen aufnehmen wird.
Der Emmentaler ist jedoch nicht der einzige Schweizer Käse, der in einen internationalen Rechtsstreit verwickelt ist; dem Greyerzer erging es ähnlich.
Ein amerikanisches Gericht entschied im Januar 2022, dass “Gruyère-Käse” nicht in der Region Gruyères — oder gar in der Schweiz — hergestellt werden muss, um den Namen tragen zu dürfen.
Die Schweizer Käser haben angekündigt, dass sie gegen das US-Urteil Berufung einlegen werden, aber in der Zwischenzeit geht ihnen das Urteil auf die Nerven.
“Gruyère steht für ein jahrhundertealtes traditionelles Rezept und für eine Region in der Schweiz”, sagte Philippe Bardet, Direktor der Vereinigung der Schweizer Gruyère-Produzenten, gegenüber der Schweizer Zeitung Blick.
“Wenn die Verbraucher in den Vereinigten Staaten einen Gruyère kaufen, haben sie keine Ahnung, was sie erwartet”, sagte er. “Hat der Käse Löcher? Mit welcher Milch wurde er hergestellt?”
Bardet wies darauf hin, dass die Schweizer Gruyère-Produzenten nur Rohmilch von Kühen verwenden, die natürliches Futter fressen - Gras auf der Weide im Sommer und Heu im Winter.
Aber in Amerika "verwenden sie billige Milch", sagte er.