Morgengrauen auf der Walking Street in Pattaya

Pat­taya — Um sechs Uhr schlän­geln sich die Nachzü­gler aus den Bars und Clubs zurück zum Hotel, meist mit ein­er Dame im Schlepp­tau. ​“Das Alko­holver­bot begin­nt um zwei Uhr mor­gens, also muss man wis­sen, wohin man gehen muss”, sagt der Motor­rad­tax­i­fahrer Manoch und fügt hinzu, dass Pat­tayas ikonis­che Straße fast wieder nor­mal ist. ​“Der Haup­tun­ter­schied zu 2019 beste­ht darin, dass es viel mehr indis­che Touris­ten gibt und der Verkauf von Gras nicht mehr so heim­lich abläuft.”

Die Pflasterung der Straße geht zügig voran, obwohl einige der Pflaster­steine bere­its Risse aufweisen. Tagsüber ist der Zwei- und Vier­rad­verkehr erlaubt, um andere über­füllte Routen im Stadtzen­trum zu umge­hen, aber mit der Ankun­ft des Trans­porters der Touris­ten­polizei gegen 19.00 Uhr wird die Straße zur reinen Fußgänger­zone. Es ist jedoch mit weit­eren Auf­grabun­gen zu rech­nen, da sich der Zeit­plan für die Ver­legung der unterirdis­chen Stromk­a­bel bis ins näch­ste Jahr erstreckt.

Im ⁷⁄₁₁ Con­ve­nience Store fragt ein amerikanis­ch­er Sol­dat nach ein­er Prärieauster, doch die Verkäuferin weist ihn scharf darauf hin, dass es sich nicht um ein Fis­chrestau­rant han­delt. Der alko­hol­freie Cock­tail ist eine Kom­bi­na­tion aus Tomaten­saft, Worch­ester­sauce und einem rohen Ei, das ange­blich gegen Kater hil­ft. Der Man­ag­er sagt, dass das Geschäft in der Mor­gendäm­merung gut läuft, wobei schwarz­er Kaf­fee und maschi­nenge­fer­tigte Hot­dogs die aktuellen Favoriten sind.

In der Nähe spielt ein Straßen­musikan­ten-Duo Pop­musik, unter­stützt von ein­er gele­gentlich gezupften Gitarre. ​“Die Leute sind großzügiger, wenn die Sonne aufge­ht”, sagt Herr Ringo, der darauf hin­weist, dass er sich den Namen eines der Bea­t­les aus­geliehen hat. Auf der gegenüber­liegen­den Straßen­seite zieht eine Gruppe Jugendlich­er in Rathaus-Klei­dung am Deck­el eines Gul­ly­deck­els. ​“Wenn wir damit fer­tig sind, tauschen wir ihn aus und machen mit dem näch­sten weit­er”, sagt ein 16-Jähriger, der sagt, er mache ein Praktikum.

Etwa die Hälfte der Walk­ing Street ist jet­zt in Betrieb — die meis­ten Gogo-Bars sind noch immer fest geschlossen, aber an mehreren ver­fal­l­enen Stan­dorten wurde offen­bar mit dem Wieder­auf­bau begonnen. Ein Arbeit­er im New Simons, das seit mehreren Jahren leer ste­ht, sagte, man wolle im näch­sten Jahr eine Diskothek eröff­nen, aber der Vorge­set­zte warnte, das sei ein Betrieb­s­ge­heim­nis. Natür­lich weiß nie­mand etwas über die Zukun­ft des offen­sichtlich­sten Aushängeschilds des Resorts, aber ein Abriss im großen Stil scheint vor­erst aus­geschlossen zu sein. ​“Die thailändis­che Regierung hat die Schließung dieser sündi­gen Straße ange­ord­net”, verkün­dete Face­book. Aber das war vor 15 Jahren.