Bangkok — Die thailändische Polizei intensiviert den Kampf gegen Call-Center-Betrugsbanden und gründet eine internationale Koordinierungsstelle, um die Zusammenarbeit mit ausländischen Botschaften zu stärken. Ziel ist es, ausländische Staatsbürger vor der Anwerbung durch kriminelle Netzwerke in Myanmar zu schützen.
Inspector-General der Royal Thai Police (RTP), Pol Gen Thatchai Pitaneelaboot, betonte die Bedeutung der neuen Einrichtung, die thailändische Beamte und diplomatische Vertretungen enger vernetzen soll. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf dem Grenzgebiet von Mae Sot in der Provinz Tak, das als zentrale Transitroute für den illegalen Grenzübertritt nach Myawaddy in Myanmar gilt.
„Ich bin überzeugt, dass diese Maßnahmen die Zahl der Ausländer, die über Mae Sot nach Myanmar gelangen, deutlich reduzieren werden“, so Pol Gen Thatchai.
Am Freitag leitete Pol Gen Thatchai, der auch Direktor des Anti-Human Trafficking Centre und der thailändischen Taskforce zur Bekämpfung von IT-Kriminalität ist, ein Treffen mit Vertretern aus 16 Ländern. Deren Staatsbürger sind besonders gefährdet, von Betrügern nach Myanmar gelockt zu werden. Unter den Teilnehmern waren Diplomaten aus Sri Lanka, Indonesien, Laos, Myanmar, Tansania, den Philippinen, Malaysia, China, Brasilien, den USA, Marokko, Indien, Kenia, der Ukraine, Bangladesch und Russland. Auch die Vereinten Nationen, das thailändische Außenministerium und die Tourismusbehörde waren vertreten.
Bereits zuvor hatte der nationale Polizeichef Pol Gen Kittharath Punpetch strenge Maßnahmen angekündigt, darunter verstärkte Kontrollen an Flughäfen und Grenzübergängen, die Überwachung von Unterkünften und Touristenorten sowie die Untersuchung von Reisewegen und sicheren Häusern. Die Zusammenarbeit mit internationalen Behörden soll zudem weiter ausgebaut werden.
„Die Botschaften unterstützen unsere Bemühungen zur Stärkung der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit und zur Bekämpfung illegaler Grenzübertritte ausdrücklich“, erklärte Pol Gen Thatchai.
Die neue Koordinierungsstelle wird den Echtzeit-Austausch von Informationen und eine schnelle Kommunikation zwischen thailändischen Behörden und internationalen Partnern ermöglichen. Pol Gen Thatchai rief alle Botschaften auf, sich aktiv an der Arbeit der Stelle zu beteiligen. Regelmäßige Treffen sollen die Situation bewerten und die Einrichtung der Koordinierungsstelle vorantreiben.
Ein besonderes Problem stellt die Anwerbung von Ausländern für Call-Center-Betrug in Myanmar dar. Viele der Betroffenen reisen über Mae Sot ein, in der Hoffnung auf gut bezahlte Jobs. Oft werden sie jedoch von kriminellen Netzwerken getäuscht und zur Arbeit gezwungen.
„Viele kommen ohne klaren Reiseplan“, so Pol Gen Thatchai. „Da wir keine Hintergrundinformationen über sie haben, können wir nicht feststellen, ob sie getäuscht wurden oder freiwillig an kriminellen Aktivitäten teilnehmen.“
Die neue Koordinierungsstelle soll diese Informationslücke schließen. Behörden können künftig direkt mit den Botschaften in Kontakt treten, wenn ein Staatsbürger ohne klaren Reisezweck in Mae Sot ankommt. Die diplomatischen Vertretungen können dann ihre Landsleute warnen und vor illegalen Grenzübertritten sowie kriminellen Aktivitäten bewahren.
Fragen zur Rettung von Opfern, die bereits nach Myanmar gelangt sind, müssen über Grenzkoordinierungsausschüsse und myanmarische Behörden geklärt werden. Pol Gen Thatchai zeigte sich jedoch zuversichtlich, dass die Zusammenarbeit mit China, das bereits eng mit thailändischen Behörden kooperiert, die Situation weiter verbessern wird.
„In Myawaddy können wir nicht direkt eingreifen, daher ist die internationale Koordination unsere einzige Option“, betonte er.
Präventionsmaßnahmen werden nicht nur in Mae Sot, sondern auch in anderen Risikogebieten wie Kanchanaburi, Surin und Chiang Rai umgesetzt. Zudem prüft die Polizei, strengere Einreisebestimmungen für Mae Sot gemäß den Paragraphen 11 und 15 des thailändischen Einwanderungsgesetzes einzuführen.
Mit diesen umfassenden Maßnahmen setzt Thailand ein klares Zeichen im Kampf gegen grenzüberschreitende Kriminalität und den Schutz gefährdeter Ausländer.