Cannabis in Thailand

In Deutsch­land sind CBD-Pro­duk­te, die einen THC-Gehalt von weniger als 2 Prozent aufweisen, legal. Verkauft wer­den dür­fen sie allerd­ings nur als Nahrungsergänzungsmit­tel und ohne Heil­ver­sprechen. Seit­ens der thailändis­chen Geset­zge­ber, die für ihren stren­gen Umgang mit Dro­gen bekan­nt sind, beste­ht jedoch keine Bere­itschaft, CBD zu legal­isieren. Umso erstaunlich­er ist, dass die Hanf­pflanze seit Jahrhun­derten in dem südostasi­atis­chen Staat ange­baut wird.

Hohe Strafen für Cannabis-Besitz

In Thai­land wer­den CBD und THC in dieselbe Klas­si­fizierung ein­ge­ord­net. Gle­ich, ob man Entspan­nung durch die Ein­nahme von CBD-Öl oder das Rauchen von Haschisch sucht, bei­des ist ille­gal. Sie fall­en unter Betäubungsmit­tel der Kat­e­gorie 5 – die Strafen, mit ihnen erwis­cht zu wer­den, sind hoch. Wer mit Cannabis zur nach­weis­lichen Veräußerung an Dritte erwis­cht wird, den erwarten beispielsweise:

  • eine zwei- bis zehn­jährige Freiheitsstrafe
  • Geld­strafen zwis­chen etwa 1.200 und 5.600 Euro
  • bei Besitz von über zehn Kilo­gramm Haft von 15 Jahren oder Strafzahlung bis zu 42.000 Euro

Selb­st, wenn Cannabis ersichtlich allein für den Eigenbe­darf bes­timmt ist, kann eine Frei­heitsstrafe bis zu fünf Jahren ver­hängt wer­den. Wird man beim Rauchen von CDB-Blüten ent­deckt, beträgt die max­i­male Haft­strafe ein Jahr. Die thailändis­che Polizei ist berechtigt, ohne Haft­be­fehl ein Haus zu durch­suchen, wenn sie vertret­bare Gründe hat. Dies gilt auf für Fahrzeuge und Per­so­n­en. Weit­er­hin darf Cannabis wed­er pro­duziert noch im- und exportiert werden.

Legal­isierung von medi­zinis­chem Cannabis

Die thailändis­che Regierung hat im Jahr 2018 Cannabis für den medi­zinis­chen Gebrauch zuge­lassen. Dem Geset­zen­twurf erteil­ten 166 Regierungsmit­glieder ihre Zus­tim­mung. Nie­mand sprach sich dage­gen aus, es gab nur 13 Enthal­tun­gen. Somit dür­fen Ärzte seit April 2019 CBD-Pro­duk­te für bes­timmte Erkrankun­gen ver­schreiben. Eben­so ist die Ein­fuhr nach Thai­land erlaubt – sie set­zt jedoch eine Genehmi­gung der entsprechen­den Behörde voraus. Damit ist der Staat einzi­gar­tig in Südostasien. Zurzeit ist die Behand­lung mit Cannabis in fol­gen­den Fällen genehmigt:

  • Kreb­spa­tien­ten, die unter Appeti­t­losigkeit und Übelkeit leiden
  • Erkrankung an Mul­ti­pler Sklerose
  • Kinder, die von Epilep­sie betrof­fen sind

Anbau von Indus­triehanf in Thailand

In ver­schiede­nen thailändis­chen Lan­desteilen wurde der Indus­triehanf-Anbau seit dem Jahr 2014 eini­gen Pro­duzen­ten genehmigt. Zwei Jahre später erteilte die Regierung die Erlaub­nis für ein umfan­gre­ich­es Pilot­pro­jekt für die Anpflanzung von Hanf in sechs Prov­inzen im Nor­den des Lan­des. Im Hin­ter­grund standen ver­schiedene Ein­satzmöglichkeit­en von Cannabis, darunter die Pro­duk­tion von Bau­ma­te­ri­alien, Geweben, Lebens­mit­teln sowie Medika­menten. Seit Jan­u­ar 2018 gibt es eine neue Verord­nung, die vom thailändis­chen Gesund­heitsmin­is­teri­um her­aus­ge­bracht wurde: Sie erlaubt Land­wirten den Han­fan­bau mit ein­er behördlichen Lizenz. Darüber hin­aus ist er auss­chließlich in dafür aus­gewiese­nen Gebi­eten möglich. Der Cannabis darf jedoch nicht mehr als einen 1‑prozentigen THC-Gehalt aufweisen. Zudem sind die Land­wirte in der Pflicht, das Saatgut von Pro­duzen­ten zu beziehen, die eine gültige Hanf-Ern­telizenz besitzen. Lizen­sierten Han­fan­bauern ist es erlaubt, Cannabis für

  • den kom­merziellen und häus­lichen Gebrauch,
  • die Forschung,
  • die Pro­duk­tion von Saatgut bzw. anderen zuge­lasse­nen Pflanzen­teilen sowie
  • aus weit­eren Grün­den, die von der Regierung benan­nt wurden,

anzubauen und zu verarbeiten.

Jahrhun­derte alte Nutzung von Cannabis

Der Cannabis-Kon­sum in Thai­land war lange Zeit stark vertreten. Hanf kam zur Schmer­zlin­derung bei Geburten und nach har­ter kör­per­lich­er Arbeit in der Land­wirtschaft zum Ein­satz. Mit der geset­zlichen Krim­i­nal­isierung des Anbaus, Besitzes und Verkaufs von Cannabis durch das Betäubungsmit­telge­setz (1979) sowie dem Psy­chotrop­ics Sub­stances Art (1975) wurde dem mehr oder weniger öffentlichem Gebrauch jedoch ein Ende gesetzt.

Trotz allem boomte in den 1960er-Jahren die ille­gale Han­find­us­trie. Es gibt Erzäh­lun­gen von amerikanis­chen Sol­dat­en, die in US-Mil­itär­basen sta­tion­iert waren, wonach die Ver­bre­itung von Cannabis eben­so stark wie Bier gewe­sen sei. Die Regierung der USA schaffte es jedoch in den 1980er-Jahren, Thai­land im Kampf gegen die Droge auf ihre Seite zu ziehen. Dies führte dazu, dass beispiel­sweise Ton­nen an thailändis­chem Hanf auf den Weg nach Ameri­ka abge­fan­gen wur­den. Es war der Beginn ein­er neuen Ära mit der Folge ein­er eis­er­nen Anti-Dro­gen-Gesin­nung, die zu den heute vor­liegen­den harten Strafen für Geset­zes­brech­er führte.

21. Jahrhun­dert

Durch die Legal­isierung von Cannabis im Bere­ich des medi­zinis­chen Gebrauchs wurde ein neuer Meilen­stein in der thailändis­chen Geschichte des Han­fs geset­zt. Sie ste­ht für eine Rev­i­dierung der starken Anti-Dro­gen-Hal­tung, die in den 1980er-Jahren begann. Befür­worter des Ein­satzes von Hanf in der Medi­zin und von CBD-Pro­duk­ten im pri­vat­en Bere­ich sehen darin einen pos­i­tiv­en Schritt zurück in die Ver­gan­gen­heit, in der der gesund­heitliche Nutzen von Cannabis all­ge­mein erkan­nt wurde.

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