Der Berufswunsch Arzt ist für die meisten Kandidaten mit dem Ideal verbunden, selbstlos anderen Menschen helfen. Sachlich betrachtet, ist das Medizinstudium allerdings ein Knochenjob. Es ist lang, anspruchsvoll und erfordert eine Menge Disziplin. Zudem werden gute Deutschkenntnisse vorausgesetzt.
Wen diese Bedingungen nicht abschrecken, um sich diversen Gesundheitsthemen anzunehmen, der kann sich im folgenden Text darüber informieren, was die Studierenden in ihrer Ausbildung zur Humanmedizin alles erwartet!
Dauer des Medizinstudiums
Das Medizinstudium ist einer der längsten Studiengänge. Viele Studienanwärter nehmen dabei mehrjährige Wartezeiten in Kauf, bevor ein Studienplatz frei wird. Das Studium selbst dauert im Schnitt etwas mehr als sechs Jahre, bevor man sich auf die Suche nach offene Stellen für Ärzte auf praktischArzt.de oder anderen einschlägigen Jobportalen machen darf.
Hinzu kommt noch die Ausbildung zum Facharzt. Auch hierfür müssen fünf bis sechs Jahre gerechnet werden. Trotzdem ist ein Studienplatz für Medizin sehr begehrt. Im Wintersemester 2019/2020 bewarben sich für die knapp 9.500 Studienplätze gut 41.000 Abiturienten. Statistisch sind das vier Bewerber auf einen Studienplatz.
Aufbau und Inhalte des Medizinstudiums
Das Medizinstudium dauert im Regelstudiengang zwölf Semester und drei Monate. Es ist grundsätzlich in drei Abschnitte aufgeteilt:
Vorklinik (1. bis. 4. Semester)
Die vier Semester der Vorklinik legen den Schwerpunkt auf den naturwissenschaftlichen Unterricht. Zeitgleich wird mit der Anatomielehre begonnen. Damit werden die Grundlagen erarbeitet, die es zum erfolgreichen Abschluss des Medizinstudiums braucht. In der Vorklinik werden folgende Fächer gelehrt:
- Chemie: Grundlagen der organischen und anorganischen Chemie
- Biologie: Bakteriologie, Zytologie, Genetik, Virologie
- Physik: Grundlagen der Physiologie wie Strahlung, Mechanik und Strömungslehre
- Anatomie des menschlichen Körpers
- Histologie: Die Lehre von den Geweben
- Physiologie: Das Zusammenspiel von Blutkreislauf, Sinnen, Herz und Blut
- Biochemie: Stoffwechselprozesse des menschlichen Organismus
- Terminologie: Einstieg in die medizinische Fachsprache
- Soziologie & Psychologie: Krankheitsbewältigung, Arzt-Patienten-Beziehung etc.
Während der Vorklinik muss eine Erste-Hilfe-Ausbildung sowie ein Praktikum in der Krankenpflege durchlaufen werden. Zum Ende hin schließt eine Physikum genannte Prüfung das Vorklinikum ab. Das Physikum besteht aus zwei Teilen. Dabei müssen im schriftlichen Teil 320 Multiple-Choice-Fragen beantwortet werden. Der mündliche Teil umfasst drei Gespräche von einer halbstündigen Dauer in ausgewählten Fächern mit dem entsprechenden Dozenten.
Klinik (5. bis 10. Semester)
Der Abschnitt Klinik eröffnet den Studierenden im nächsten Schritt Einblicke in medizinische Aspekte. Dieser umfassende und sich über drei Jahre hinziehende Bereich beinhaltet mehrere Blockpraktika im Krankenhaus. Die Fächer, die in der Klinik Beachtung finden, setzen sich wie folgt zusammen:
- Anästhesie
- Allgemeinmedizin
- Arbeitsmedizin
- Augenheilkunde
- Biometrie
- Chirurgie
- Dermatologie
- Frauenheilkunde
- Geburtshilfe
- Hals-Nasen-Ohren
- Genetik
- Hygiene
- Innere Medizin
- Kinderheilkunde
- Klinische Chemie
- Labordiagnostik
- Mikrobiologie
- Neurologie
- Notfallmedizin
- Orthopädie
- Pathologie
- Pharmakologie
- Psychiatrie
- Psychosomatik
- Rechtsmedizin
- Toxikologie
- Umweltmedizin
- Urologie
- Virologie
Zusätzlich muss in der vorlesungsfreien Zeit ein als Famulatur bezeichnetes Praktikum abgehalten werden. Die Famulatur besteht aus vier kleinen einmonatigen Einheiten, die beim Hausarzt, ambulant und stationär (2 Monate) verbracht werden. Sie bietet sich auch an, um Erfahrung im Ausland zu sammeln.
Die Prüfung zur Klinik nennt sich Hammerexamen und ist der bedeutendste Leistungsnachweis während des medizinischen Regelstudiums. Der schriftliche Teil, wiederum eine Vielzahl von Multiple-Choice-Fragen, findet direkt nach dem Klinikum statt. Der zweite, mündliche Teil, wird erst nach dem Praktischen Jahr verlangt.
Praktisches Jahr (10. und 11. Semester)
Das Praktische Jahr (PJ) hat das Ziel, die Studierenden auf die Zeit als Assistenzarzt/ärztin vorzubereiten. Dabei nehmen sie unter Aufsicht ärztliche Tätigkeiten wahr und gewinnen Einblick auf den Krankenhausalltag. Das PJ besteht aus drei Tertialen, wobei zwei davon mit den Fächern Innere Medizin und Chirurgie festgeschrieben sind. Das dritte Fach steht zur freien Auswahl der Studierenden.
Auch das PJ wird von vielen Studierenden genutzt, um im Ausland Erfahrung zu sammeln. Dabei unterscheiden sich die Anerkennungsvoraussetzungen von Bundesland zu Bundesland. Die ausländischen Kliniken erfreuen sich großen Zuspruchs, sodass empfohlen wird, sich schon ein bis zwei Jahre vor dem PJ um einen Platz in einer Klinik im Ausland zu bewerben.
Doktorarbeit
Eine Doktorarbeit ist für die Ausübung eines Arztberufs nicht zwingend erforderlich. Erst damit dürfen sich Arzt und Ärztin auch Doktor/in nennen. Ein Doktortitel kann je nach Karriereplan ein Vorteil sein. Derzeit promovieren ca. 66 % der Studenten aus dem Bereich Humanmedizin.