Meinung: Vertretung von Frauen in der thailändischen Politik ist immer noch unzureichend

Wenn Sie sich die Unterze­ich­nungsz­er­e­monie der von der Move For­ward Par­ty geführten Absicht­serk­lärung Ende let­zten Monats anschauen, wer­den Sie die Führer von acht Koali­tion­spart­nern sehen: Move For­ward Par­ty, Pheu Thai Par­ty, Thai Sang Thai Par­ty, Prachachart Par­ty, Seree Ruam Thai Par­ty, Pheu Thai Ruam Palang Par­ty, Fair Par­ty, und Plung Sungkom Mai Party.

Sie wür­den eine einiger­maßen geeinte Front präsen­tieren, ein sym­bol­is­ches Ende des Prayut-Regimes und die lei­den­schaftliche Hoff­nung, auf eine bessere, demokratis­chere Zukun­ft hinzuar­beit­en. Aber es ist eben­so wichtig zu beacht­en, was man in diesem Bild nicht sieht.

Und was ich nicht sehe, ist, dass in diesem Gremi­um von acht Koali­tion­spart­nern nicht genü­gend Frauen vertreten sind. Von den acht Parteiführern, die sich bei dieser Zer­e­monie die Hände schüt­teln, ist nur eine Frau dabei: Sudarat Keyu­raphan, Vor­sitzen­der der Thai Sang Thai Partei.

Oder nehmen Sie das Über­gang­steam, das von der Koali­tion einge­set­zt wurde, um den Über­gang der Macht voranzutreiben. Dort gibt es nur eine einzige Frau: Die stel­lvertre­tende Vor­sitzende der Move For­ward Par­ty, Sirikanya Tansakun.

Das soll natür­lich nicht heißen, dass es über­haupt keine Frauen gab oder keine Frauen, die hin­ter den Kulis­sen daran arbeit­eten, dies zu ermöglichen. Pae­tong­tarn Shi­nawa­tra, die Chef­ber­a­terin der Pheu Thai, wird von vie­len als das Gesicht der Partei angesehen.

Das soll nicht heißen, dass es in der thailändis­chen Poli­tik keine Frauen gibt, aber es sind ein­fach nicht genug. Nur um das klarzustellen: Ich bin nicht der Mei­n­ung, dass wir Frauen allein auf­grund ihres Geschlechts in Macht­po­si­tio­nen wählen soll­ten. Ich glaube an die Chan­cen­gle­ich­heit, nicht an die Gle­ich­heit der Ergebnisse.

Das bedeutet, dass ich nicht glaube, dass bes­timmte Quoten für den Ein­tritt von Frauen in die Koali­tion oder in die Poli­tik im All­ge­meinen fest­gelegt wer­den müssen. Und deshalb halte ich es für richtig, dass die derzeit­ige Ver­fas­sung keine Geschlechterquoten vor­sieht, auch wenn einige Grup­pen ver­suchen, sie einzuführen.

Denn die Ein­führung solch­er Quoten birgt die Gefahr, dass die Qual­ität unser­er Poli­tik und unser­er Demokratie lei­det. Poli­tik­er soll­ten auf der Grund­lage ihrer Ver­di­en­ste gewählt wer­den, aber mit ein­er Quote ist es dur­chaus möglich, dass Frauen, die in ein Amt gewählt wer­den, weniger qual­i­fiziert sind als der Mann, der es son­st bekom­men hätte.

Tokenis­mus kann ein Prob­lem sein: Frauen wer­den nur gewählt, um die Quoten­vor­gabe zu erfüllen, ohne Ein­fluss zu haben. Im thailändis­chen Sys­tem der Klien­telpoli­tik kön­nte dies dazu führen, dass Frauen nur deshalb in ein Amt gewählt wer­den, weil sie die entsprechen­den Verbindun­gen haben.

Und selb­st wenn sie für den Job qual­i­fiziert sind, hal­ten Quoten die Idee aufrecht, dass Frauen eine Son­der­be­hand­lung brauchen, um in der Poli­tik erfol­gre­ich zu sein. Auch ohne Quote wurde unsere einzige jemals gewählte Pre­mier­min­is­terin, ob qual­i­fiziert oder nicht, beschuldigt, nur eine Mar­i­onette ihres Brud­ers zu sein.

Davon abge­se­hen fällt es mir schw­er zu glauben, dass Frauen so viel weniger qual­i­fiziert sind als Män­ner, dass sie nur ein Mit­glied der Koali­tion stellen. Und dass dies in der gesamten thailändis­chen Poli­tik ein vorherrschen­der Trend sein soll.

Ich glaube also nicht an Quoten für Frauen, aber ich glaube, dass Frauen die gle­ichen Chan­cen haben soll­ten, in der Poli­tik mitzuwirken, und das Sys­tem erle­ichtert dies derzeit nicht.

Natür­lich liegt die Schuld nicht unbe­d­ingt bei Move For­ward und der Koali­tion. Tat­säch­lich haben sie es sich zur Auf­gabe gemacht, die Gle­ich­stel­lung der Geschlechter in ihrem Mem­o­ran­dum of Under­stand­ing zu erwäh­nen, das die Grund­lage für die Arbeit der Koali­tion bildet (wenn auch natür­lich eher im Zusam­men­hang mit der Förderung von LGBTQI+ und der Ver­ab­schiedung des Geset­zes zur Gle­ich­stel­lung der Ehe).

Aber die Koali­tion ist, wie wir alle, durch die Beschränkun­gen unser­er Zeit begren­zt. Move For­ward mag eine fortschrit­tliche Partei sein, und dies mag eine fortschrit­tlichere Koali­tion sein als die des amtieren­den Mil­itärs, aber von den Kan­di­dat­en, die kan­di­dierten, sind die meis­ten männlich. Wir sind an das Sys­tem gebun­den, das die Män­ner begün­stigt, und an die sys­temim­ma­nente Auf­fas­sung, dass Poli­tik ein Spiel für Män­ner ist.

Das Militär, das traditionell von Männern dominiert wird, hat Thailand so lange Zeit mit Unterbrechungen regiert, und die Vertretung der Frauen hat unter ihrer Herrschaft gelitten. Obwohl Thailand 1932 als eines der ersten asiatischen Länder das Frauenwahlrecht einführte, sind Frauen in der Politik nach wie vor unterrepräsentiert.

Im derzeitigen Repräsentantenhaus sind nur 81 von 500 Abgeordneten weiblich.

Auch wenn die Parteien dies im Moment vielleicht nicht als das wichtigste Thema ansehen (verständlicherweise gibt es, wie in der Absichtserklärung dargelegt, viel dringendere Reformen), wird dies im Hintergrund eine große Rolle spielen.

Ich bin zwar der Meinung, dass die Koalition keine Quoten einführen sollte, aber sie muss sich bemühen, die zugrunde liegenden sozialen und strukturellen Barrieren zu beseitigen, die die Beteiligung von Frauen an der Politik behindern. Das ist der Weg zu echtem, nachhaltigem Fortschritt.

Denn wie können wir auf eine bessere, demokratischere Zukunft hinarbeiten, wenn mehr als die Hälfte der Bevölkerung nicht angemessen vertreten ist?

Wie können wir Gesetze wie das Gesetz zur Gleichstellung der Ehe verabschieden, wenn die Institutionen, die es verabschieden, eine implizite Voreingenommenheit für Ungleichheit haben?

Wie können Frauenfragen wie die rosa Steuer, Abtreibung und Mutterschaftsurlaub ausreichend berücksichtigt werden, wenn wir nicht genügend Leute haben, die unsere Perspektive verstehen und uns vertreten können?

Inmitten dieser unzähligen Reformen, die sich die neue künftige Regierung vorgenommen hat, hoffe ich, dass sie die Vertretung der Frauen in der thailändischen Politik nicht vergessen wird.

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