Deutsche Wissenschaftler sehen Insekten als Schlüssel zum weltweiten Klimawandel und Ernährungsversorgungs-Problem
Sa., 13. Mai 2023

Eine der drängendsten Fragen unserer Zeit lautet: Wie können wir die wachsende Zahl von Menschen auf diesem Planeten ernähren?
Und: Wie lassen sich die Treibhausgasemissionen reduzieren und der Klimawandel aufhalten?
Insekten könnten ein Schlüsselfaktor für beide Fragen sein, fanden deutsche Wissenschaftler des Fraunhofer-Forschungsinstituts heraus.
Die Forschung des Instituts zielt darauf ab, Insekten zu einer Alternative zur Verwendung von aus Sojabohnen gewonnenen Proteinen zu machen, die normalerweise in der Lebensmittel- und Futtermittelproduktion eingesetzt werden.
“Der großflächige Anbau von Sojabohnen ist einer der Hauptgründe für die Abholzung des Regenwaldes”, sagt Andreas Vilcinskas, Leiter der Abteilung “Bioressourcen” des Instituts.
Aber diese Lösung hat eine wichtige Einschränkung:
“Aus Insekten gewonnenes Protein ist immer noch teurer als aus Sojabohnen gewonnenes Protein”, sagt Vilcinskas.
Daher schlägt das Institut zwei Wege vor, um die Insektenzucht wirtschaftlicher zu machen.
Eine Möglichkeit besteht darin, aus den Insekten selbst hochwertige Produkte zu gewinnen.
“Unsere Forschung konzentriert sich auf die Insektenbiotechnologie, für die wir auch den Begriff der gelben Biotechnologie geprägt haben.”
Laut Vilcinskas können Insektenlipide zu hochwertigen Schmierstoffen entwickelt werden, die fossiles Öl ersetzen.
Chitin und Chitinozoen können Bestandteil von Kosmetika und Medikamenten sein.
Eine weitere Möglichkeit, die Chancen auf dem Insektenmarkt zu verbessern, besteht darin, die Kosten für das Material, von dem sich die Insekten ernähren, zu senken.
“Wir entwickeln also Futtermittel für Insekten auf der Grundlage von industriellen Nebenströmen aus der Landwirtschaft, die sonst nicht verwendet werden können.”
Diese Methode hat einen zusätzlichen Nutzen für den Klimaschutz.
In Indonesien und Malaysia beispielsweise werden große Mengen an Abfällen aus der Palmölproduktion meist verbrannt oder verrotten gelassen, beides Prozesse, die Treibhausgase freisetzen.
Das Fraunhofer-Institut hat einen Pilz entwickelt, der organische Abfälle in Nahrung für Insekten umwandelt.
"Es gibt jetzt auch ein ziemlich groß angelegtes Verfahren zur Herstellung eines Biodüngers."
Als Nebeneffekt produzieren die Insekten Biodünger Vilcinskas sagt:
"Die Reste aus der großtechnischen Produktion von Insekten nennt man Frass. Er besteht aus Exkrementen, aber auch aus fortlaufenden Häuten, Larven und auch aus Nahrungsresten. Und wir konnten zeigen, dass dieser Insektenfrass ein sehr guter Biodünger ist."
Laut Vilcinskas ist das Geschäft mit der industriellen Produktion von Insekten weltweit zu einem wachsenden Markt geworden, wobei einige Betriebe bis zu 100.000 Tonnen Insekten pro Jahr produzieren.