Deutschland: Polen will Israel gegen Deutschland einspannen wegen Reparationszahlungen
So., 11. Sept. 2022

Warschau — Der Schaden, den Deutschland Polen im Zweiten Weltkrieg zugefügt hat, wird auf mehr als 1,3 Billionen Euro beziffert. Warschau will nun Israel mit ins Boot holen, wenn es um die Durchsetzung von Reparationszahlungen geht. Schließlich seien viele polnische Opfer jüdischer Herkunft, so Polens Premierminister.
Polen will Israel in die Gespräche mit der deutschen Regierung über seine Forderung nach Reparationen für die von Deutschland im Zweiten Weltkrieg verursachten Schäden einbeziehen.
Zunächst werde man sich mit einer diplomatischen Note an die Regierung in Berlin wenden, sagte Polens Ministerpräsident Mateusz Morawiecki.
“Wir wollen Gespräche in Berlin führen und auch Vertreter Israels einladen — schließlich war die Hälfte der polnischen Opfer Bürger jüdischer Herkunft.”
In der vergangenen Woche hatte eine Parlamentskommission in Warschau einen Expertenbericht vorgelegt, in dem die durch den Zweiten Weltkrieg in Polen verursachten Schäden auf mehr als 1,3 Billionen Euro geschätzt werden.
Zugleich erneuerte der Vorsitzende der nationalkonservativen Regierungspartei PiS, Jaroslaw Kaczynski, die Forderung nach Entschädigungszahlungen.
Die Bundesregierung lehnt die Forderung nach Reparationen ab.
Dabei beruft sie sich auf den Zwei-plus-Vier-Vertrag von 1990 über die außenpolitischen Folgen der deutschen Einheit.
Kritik an “Berliner Zaudern”
Polens Ministerpräsident erneuerte auch seine Kritik an der Haltung der Bundesregierung zum Ukraine-Krieg.
Es sei enttäuschend, dass die Deutschen ihre Fehler in der Energiepolitik so spät eingesehen hätten, sagte Morawiecki .
"Die Ukraine hat den Feind schneller zurückgeschlagen, als die Deutschen Entscheidungen getroffen haben."
Mit Blick auf den vereinbarten Ringtausch von Rüstungsgütern sagte Morawiecki, Polen habe Waffen im Wert von weit über zwei Milliarden Dollar an das Nachbarland geliefert, darunter 300 Panzer und anderes schweres Gerät.
"Das Zögern und die Untätigkeit Berlins stellt den Wert des Bündnisses mit Deutschland ernsthaft in Frage."
Das höre er auch von vielen anderen Regierungschefs in Europa.
Die Idee des Ringtausches kam kurz nach Beginn des Ukraine-Krieges auf.
Ziel war es, die Ukraine so schnell wie möglich mit schweren Waffen zu versorgen.
Da die ukrainischen Streitkräfte keine zusätzliche Ausbildung für sowjetische Systeme benötigen, schien die Lieferung solcher Waffen zunächst der schnellste Weg zu sein.
Im Gegenzug sollten die Länder, die sie besitzen, zeitversetzt westliche Fabrikate von anderen NATO-Partnern erhalten.
Die Verhandlungen der Bundesregierung mit Polen, Slowenien, der Slowakei, der Tschechischen Republik und Griechenland erwiesen sich jedoch als problematisch.