Produzenten der umstrittenen Lazada-Werbung müssen mit "112" rechnen

Do., 16. Juni 2022 | Bangkok
Bangkok — Zwei Influencer werden wegen der Produktion einer von Lazada finanzierten Online-Werbung, die als beleidigend für die königliche Familie angesehen wurde, wegen Verleumdung angeklagt.
Gegen Kittikhun Thammakitiraj, eine Gesangslehrerin und Kuratorin der Facebook-Seite MomDewDiary, wurde am Donnerstag ein Haftbefehl wegen Majestätsbeleidigung bzw. Verstoßes gegen Abschnitt 112 erlassen.
Kittikhun befindet sich nun in Polizeigewahrsam und bittet derzeit um Kaution. Netizens verwenden #Saveมัมดิว, um am Donnerstag Unterstützung für Kittikhun zu zeigen.
Die Gesangslehrerin erklärte gegenüber Thai Lawyers for Human Rights (TLHR), dass der Haftbefehl im Zusammenhang mit der Produktion einer von Lazada finanzierten Online-Werbung stehe, die im Mai veröffentlicht wurde.
Als Reaktion auf die Anzeige hatten königstreue Gruppen im Mai vor der Lazada-Niederlassung in Bangkok protestiert und dem E‑Commerce-Riesen einen offenen Brief überreicht. Die Royalisten forderten das Unternehmen auf, die Verantwortung für die Finanzierung der Anzeige zu übernehmen, die ihrer Meinung nach eine Beleidigung der Institution darstellt.
Mit dem Hashtag #BanLAZADA brachten die Royalisten ihre Wut sowohl gegenüber den Urhebern des Inhalts als auch gegenüber Lazada zum Ausdruck. Srisuwan Janya, der bereits in der Vergangenheit Petitionen an regierungsfeindliche Aktivisten gerichtet hat, reichte eine weitere Petition an das Ministerium für digitale Wirtschaft und Gesellschaft ein, um die Plattformen von Lazada in Thailand zu schließen.
Auch die Königlich Thailändische Armee hat Lazada landesweit den Zugang zu ihren Einrichtungen untersagt.
Die Technology Crime Suppression Division (TCSD) erklärte im Mai in einer Erklärung, dass sie eine von Srisuwan eingereichte Beschwerde gegen die Produzenten der Anzeige wegen Majestätsbeleidigung akzeptiert habe, aber bisher wurde keine Anklage erhoben.
Neben Kittikhun, der einer der Schauspieler in der Lazada-Werbung war, wurde auch Aniwat “Nara Crape Katoey” Pathumthin, ein berühmter Online-Influencer mit mehr als einer Million Followern auf Facebook, der die Idee für die Werbung gehabt haben soll, angeklagt.
Aniwat erhielt am Donnerstag eine Vorladung zu dieser Anklage. Der Influencer will sich am späteren Donnerstagnachmittag vor dem TCSD zu den Vorwürfen äußern.
Bislang wurde keine Anklage gegen Lazada erhoben.
Laut dem jüngsten Bericht des TLHR wurden seit dem Ausbruch der jüngsten pro-demokratischen Bewegung im Juli 2020 mindestens 197 Personen wegen Verleumdung des Königshauses angeklagt.
Auf einen Verstoß gegen Abschnitt 112 steht eine Gefängnisstrafe von drei bis 15 Jahren pro Anklage. Menschenrechtsgruppen behaupten, das Gesetz werde als politische Waffe eingesetzt, um Andersdenkende zum Schweigen zu bringen.