Thailand ist berühmt berüchtigt für seine wunderschönen Strände, opulenten Königspaläste und exotische Thai-Küche. Doch weniger bekannt ist, dass das südostasiatische Land seit einigen Jahren auch mit seiner florierenden Gaming-Branche hervorsticht und zahlreiche Spieler und Entwickler in das Land lockt. Um diesen Trend weiter anzukurbeln, hat Thailand letztes Jahr eSports zur offiziellen Sportdisziplin erklärt.
Wie alles begann
Die Entwicklung des eSports begann 1972 mit einem simplen Wettbewerb in der Standford Universität und nahm dank des florierenden Computerspielemarkts in den 1990ern richtig Fahrt auf. Der erste Preis: Ein Jahresabo für das Rolling Stone. Ein weiterer wichtiger Meilenstein war in dieser Hinsicht das Red Annihilation-Turnier 1997, das offiziell Dennis Fong als ersten Profigamer mit einem Ferrari 328 GTS für seine Leistung an der Konsole belohnte. Auch Thailand erlebte in diesen Jahren einen Gaming-Aufschwung. Doch aufgrund der hohen Videospielpreise blieb dieser Trend im Land ein Underground-Phänomen. Veränderung brachte am Anfang der 2000er AsiaSoft, eines der erfolgreichsten Gaming-Unternehmen in Südostasien. Das Unternehmen arbeitete stark an der Senkung der Videospielpreise, während es gleichzeitig die Piraterie bekämpfte, um langfristig den Verkauf von Gaming und Online-Inhalten in Thailand zu fördern. Das Kerngeschäft von Asiasoft selbst umfasste die Veröffentlichung von Massively Multiplayer Online Games, die in den Jahren den globalen eSports dominierten.
Die Bemühungen trugen bald Früchte. Nicht nur die Nachfrage im Inland erhöhte sich. Auch Spielestudios begannen auf dem internationalen Parkett Fuß zu fassen und qualitativ hochwertige Waren für das globale Publikum herzustellen, während ausländische Investoren sich zunehmend mehr für thailändische Talente in der Spieleentwicklung interessierten. Dabei hat sich eSports im Land zu einer bedeutenden Wirtschaftsbranche entfaltet, auch dank der staatlichen Unterstützung.
Staatliche Unterstützung
Sowohl das große Interesse in der thailändischen Bevölkerung als auch der weltweite Erfolg des eSports setzte die thailändische Regierung in Bewegung. Die 2013 gegründete Thailand eSports Federation (TESF) arbeitet seit einigen Jahren an zahlreichen Projekten, die Menschen mit eSports bekannt machen sowie die Organisation von Wettbewerben unterstützen. Dazu muss gesagt werden, dass angesehene eSports-Vereine wie MiTH e‑Sports von Anfang an Verbindungen zur Welt des Profisports in Thailand gepflegt haben. Als Folge davon hat sich rasch ein funktionierender Austausch zwischen eSports, dem traditionellen Sport und der Regierung entwickelt. Kein Wunder also, dass neben lokalen Projekten auch regelmäßig Großevents auf dem Plan stehen. Unter anderem wurden die ESL One-Events für Dota 2 sowie ESL National Tournament-Events staatlich gesponsert. Auch in Bezug auf die Infrastruktur kann die eSports-Branche auf den thailändischen Staat zählen. Die Regierung pflegt enge Kontakte zum Privatsektor im Bereich der Informationstechnologie und fördert die Ausdehnung des Internets mit integrierter 5G-Technologie.
Die bedeutendste Beihilfe von der Regierungsseite wurde jedoch letztes Jahr geleistet, als eSports als professionelle Disziplin anerkannt wurde. Dies bringt thailändischen eSportlern eine Menge Vorteile mit sich. Unter anderen können sie nun eine Ausbildung und Hilfe bei der Verwaltung von Vereinen erhalten sowie finanziell vom Professional Sports Promotion Fund of Thailand unterstützt werden. Dieser Schritt ist außerdem nicht nur für die thailändische, sondern auch für die globale eSports-Branche ein großer Gewinn. Denn eSports kämpft seit Jahren um die Akzeptanz als professionelle Disziplin, um im internationalen Sportgeschäft mitzumischen. Mit Thailand ist die Branche diesem Ziel wieder einen Schritt nähergekommen.
Aktuelle Situation
Heute steht Thailand mit 32 Millionen Spielern an der Spitze des südostasiatischen Gaming- und eSports-Markts. Besonders das Mobile Gaming sticht hervor. Fast alle urbanen Gamer Thailands sind mobil unterwegs. Dabei zeigen Statistiken, dass südostasiatische Gamer im Vergleich zu ihren nordamerikanischen und europäischen Kollegen sechsmal mehr beim Zocken zu ihren Smartphones und Tablets zugreifen. Auf professioneller Ebene ist Dota 2 das beliebteste Spiel, das von 15 unterschiedlichen Mannschaften vertreten wird. Im Einzelspiel setzen die Thailänder dagegen auf Hearthstone. Dieser wird von 40 thailändischen Top-Gamern auf Wettbewerbsniveau gespielt. Sowohl im Teamplay als auch im Einzelspiel haben Thai-Gamer in den letzten Jahren hunderttausende US-Dollar in internationalen Turnieren einkassiert.
Generell sind die Erwartungen in Bezug auf den Sektor hoch. Die ausgeprägte Gaming-Kultur in der Bevölkerung, die interaktive Zusammenarbeit zwischen Staat und eSports, die enormen Fortschritte in der Ausbreitung des Internets mit integrierter 5G-Technologie bezeugt vom enormen Wachstumspotential des Gamings in Thailand. Besucher Thailands können sich in den folgenden Jahren neben weißen Stränden und exotischer Kultur auf spannende eSports-Events freuen.