Slogans dienen dazu, die Werbebotschaften von Unternehmen prägnant und in kurzer Form mitzuteilen. Betriebe, die in mehreren Ländern operieren, sind dementsprechend bemüht, ihre Werbesprüche wirksam in andere Sprachen zu übersetzen. Doch das ist leichter gesagt als getan. Denn ein Slogan kommuniziert mehr als nur Information. Im Idealfall ist er eingängig und weckt bei Kunden positive Assoziationen – und hier kommt die Lokalisierung ins Spiel.
» Lokalisierung beschreibt die Übersetzung und Anpassung von Inhalten an den jeweiligen Zielmarkt. « [1] Einen Slogan zu lokalisieren bedeutet dementsprechend nicht, einfach eine wortwörtliche Übersetzung zu generieren. Anstelle dessen geht es darum, in der Zielsprache dieselbe Wirkung zu erzielen bzw. dieselbe Idee zu vermitteln. Um das zu gewährleisten, müssen Elemente wie Reimschema und Rhythmus genauso berücksichtigt werden wie Doppeldeutigkeiten und gegebenenfalls Unterschiede in der Deutung von Farben, Zahlen, Bildern und Symbolen.
In der Folge erfahren Sie, warum es so wichtig ist, Werbesprüche zu lokalisieren und was man dabei beachten sollte.
Negative Assoziationen vermeiden
Sowohl Kunden als auch Unternehmer wissen, dass der erste Eindruck zählt. Wer beim Eintritt in neue Märkte nicht sicherstellt, dass sein Werbespruch linguistisch und kulturell angemessen ist, läuft Gefahr, als unseriös oder schlimmer noch beleidigend wahrgenommen zu werden.
Unprofessionelle Übersetzungsfehler
2011 erhielt der Sekthersteller Schlumberger den Preis für die schlechteste Übersetzung vom Österreichischen Übersetzer- und Dolmetscherverband Universitas für seine unprofessionelle englische Übertragung des Werbespruchs “Der außergewöhnliche Verführer”. Schaumwein-Kartons mit dem Satz “the exceptional abuser” – “der außergewöhnliche Missbraucher” auf Deutsch – gingen in den Handel und sorgten verständlicherweise für empörte Reaktionen unter Kunden, die der englischen Sprache mächtig waren. Es darf angenommen werden, dass dies das letzte Mal war, dass Schlumberger auf einen professionellen Übersetzer verzichtet hat.
Ein weiteres Beispiel dafür, wie wichtig es ist, bei der Übersetzung von Slogans mit Linguisten zusammenzuarbeiten, haben wir in der “Got Milk?” (dt: Hast du Milch oder hattest du Milch?) Kampagne der 90er, der für die hispanische Bevölkerung in Kalifornien übersetzt wurde. Die Intention des amerikanischen Werbespruchs war es, Milch als gesundes Getränk speziell für Kinder anzupreisen. Die direkte spanische Übersetzung bedeutete allerdings so viel wie “Stillst du?” und sorgte für Furore.
Wenn es um Einführung von Produktnamen geht, sollte man es ebenfalls nicht unterlassen, Feedback von einem Übersetzer einzuholen. Als jemand, der die Sprache nicht spricht, würde man auf den ersten Blick vielleicht meinen, dass der Name von AMCs (American Motors Corporation) Modell “Matador” für den spanischen Markt perfekt ist. Doch der Stierkämpfer auf den sich der Automobilhersteller damit berufen wollte, heißt im spanischen Raum “Torero”. “Matador” hingegen bedeutet “Mörder” oder “Schlächter” – auf keinen Fall eine Assoziation, die man mit einem Kraftfahrzeug haben möchte.
Das Problem mit direkten Übersetzungen
Es ist ratsam, mit jemandem zu arbeiten, der die Zielsprache auf Muttersprachen-Niveau kennt und mit der Kultur vertraut ist, um Fauxpas wie den von Pepsi in den 60ern zu vermeiden. Die gewählte direkte Übersetzung des Slogans “Come alive with the Pepsi Generation”, zu deutsch: “Mit der Pepsi Generation zum Leben erwachen” besagte nämlich so etwas wie “Pepsi wird deine Vorfahren wieder zum Leben erwecken” und kam in der taiwanesischen Kultur überhaupt nicht gut an.
Wer auch immer die Übersetzung angefertigt hatte, hatte weder das linguistische noch das kulturelle Wissen, um die Problematik vorauszusehen. Erinnert das nicht stark an die Maschinen-Übersetzungen, die uns Google Übersetzer und DeepL anbieten? Egal, ob man als Unternehmen seinen Slogan digital über die Webseite und den E‑Mail-Newsletter verbreitet, oder über National Pen essenzielle Werbeartikel wie Papiertragetaschen damit bedrucken lässt, ein schlecht übersetzter Werbespruch hat nicht die gewünschte Werbewirksamkeit.
Dass Sprachkenntnisse allein nicht ausreichen, zeigte sich in den 90ern, als die Firma Orange Ihre Kampagne im Vereinigten Königreich mit dem Werbespruch “..the Future is Orange” (dt. “Die Zukunft ist orange”) verbreitete. Die politische Situation in Nordirland wurde dabei nicht berücksichtigt, ansonsten wäre den Werbenden bewusst gewesen, dass die Farbe Orange Solidarität mit den protestantischen Loyalisten signalisierte. Die problematische Kampagne wurde aus Nordirland zurückgezogen und ersetzt. Der Schaden war zu dem Zeitpunkt unglücklicherweise bereits angerichtet.
Transkreation anstelle von Übersetzung
Ein gut übersetzter Werbespruch sollte ja nämlich nicht nur keine ungewollten Konnotationen haben, sondern positive Emotionen und Assoziationen evozieren. Eine direkte Übersetzung kann dies oft nicht gewährleisten.
Transkreation beschreibt einen kreativen Übertragungsprozess, bei dem der Fokus darauf gelegt wird, ein Äquivalent in der Zielsprache zu kreieren, dass dieselbe Wirkung hat. Selbst wenn das bedeutet, eine Phrase zu verwenden, die keine eigentliche Übersetzung des Originals darstellt.
Verdeutlichen lässt sich das unter anderem am Beispiel des Nike-Slogans “Just do it”. Dieser konnte nicht angemessen und sinngemäß ins Chinesische übersetzt werden und die Marke wirbt in China deshalb mit einer Phrase, die man eher als “Treibt Sport” und als “Tu es einfach” übersetzen würde. Obwohl die Wortbedeutung abweicht, das Sentiment, dass dieser Satz in der chinesischen Sprache und Kontext vermittelt, stimmt mit der Intention des Originals besser überein.
Rhythmus und Emotion
Haribo zeigt mit seiner Transkreation des Slogans “Haribo macht Kinder froh – und Erwachsene ebenso!” wie erfolgreiche professionelle Lokalisation aussehen bzw. klingen kann. Der Rhythmus und die Emotionen bleiben bei der englischen Version erhalten und die Bedeutung wird ebenfalls nicht wesentlich verändert, obwohl die Worte keineswegs direkt übersetzt wurden: “Kids and Grown-ups love it so, the happy world of Haribo” – auf Deutsch: Kinder und Erwachsene lieben sie sehr, die fröhliche Welt von Haribo)
Fast Food Riese Mac Donalds zeigte Sensibilität bei der Übersetzung des Slogans “Ich liebe es”. Während die deutsche Übersetzung dem englischen “I’m loving it” mehr oder weniger entspricht, werden auf Spanisch und Chinesisch Versionen von “Ich mag es” verwendet, da es in diesen Sprachen unpassend wäre, das Verb “lieben” für Burger und Fritten zu verwenden.
Lokalisieren, ohne zu übersetzen?
Obwohl es sich dabei nicht um die Regel handelt, kann es in gewissen Branchen und unter manchen Umständen überflüssig oder sogar kontraproduktiv sein, einen Slogan in die Zielsprache zu übersetzen. Die Hersteller von Spielkonsolen Xbox und PlayStation wissen zum Beispiel, dass ihr deutsches Zielpublikum, – die Gamer-Gemeinde – mit englischen Werbesprüchen wie “Power your dreams” und “Play has no limits” kein Problem haben. Im Gegenteil, Begriffe wie “Power” und “Play” sind enger mit Videospielen verbunden als ihre deutschen Äquivalente und deshalb effektiver.
Wer darin investiert, in neue Märkte vorzudringen, kann seine Chancen auf Erfolg wesentlich erhöhen, indem er mit professionellen Linguisten und Marketingexperten vor Ort zusammenarbeitet.