Deutschland ergreift Sofortmaßnahmen zur Deckung des Energiebedarfs
Mo., 20. Juni 2022

Berlin — Deutschland kündigte am Sonntag (19. Juni) Notmaßnahmen an, darunter die verstärkte Nutzung von Kohle, um seinen Energiebedarf nach einem Rückgang der russischen Gaslieferungen zu decken.
“Um den Gasverbrauch zu reduzieren, muss weniger Gas zur Stromerzeugung verwendet werden. Stattdessen müssen verstärkt Kohlekraftwerke eingesetzt werden”, so das Wirtschaftsministerium in einer Erklärung.
Der Schritt erfolgte, nachdem Moskau letzte Woche den Druck auf seine westlichen Verbündeten erhöht und die Erdgaslieferungen über seine Pipelines nach Westeuropa drastisch reduziert hatte, was die Energiepreise in die Höhe trieb.
Gazprom erklärte, dass die Verringerung der Gaslieferungen über die Nord-Stream-Pipeline auf Reparaturarbeiten zurückzuführen sei.
EU-Beamte glauben jedoch, dass Moskau die Verbündeten der Ukraine bestraft, in der russische Streitkräfte im Februar eine Invasion starteten.
Berlins vorübergehende Rückkehr zur Kohle markiert eine Wende für die Regierungskoalition von Bundeskanzler Olaf Scholz aus Sozialdemokraten, Grünen und der liberalen FDP, die einen Ausstieg aus der Kohlenutzung bis 2030 versprochen hat.
“Das ist bitter, aber unverzichtbar, um den Gasverbrauch zu senken”, sagte Wirtschafts- und Klimaminister Robert Habeck in einer Erklärung.
Ein Gesetz, das die neuen Maßnahmen umreißt, soll in den kommenden Wochen verabschiedet werden, fügte er hinzu.
Dazu gehört auch ein “Auktionssystem” für den Verkauf von Gas an die Industrie, das nach Ansicht der Regierung dazu beitragen wird, den Verbrauch des leistungsstarken Sektors zu senken.
Außerdem werden Mittel zur Finanzierung des Auffüllens von Tanks vor dem Winter freigegeben.
Habeck betonte, dass der verstärkte Einsatz von Kohle angesichts der sich “verschlechternden” Situation auf dem Gasmarkt nur “vorläufig” sei.