Streik der deutschen Hafenarbeiter lässt Schifffahrtsunterbrechungen erwarten
Do., 14. Juli 2022

Berlin — Nach Angaben der Gewerkschaft Verdi legten die Beschäftigten in allen großen deutschen Nordseehäfen die Arbeit nieder, und die Aktion soll bis Samstag dauern.
Um 6 Uhr am Donnerstag legten die Beschäftigten der Frühschicht in Bremen und Bremerhaven die Arbeit nieder, sagte der Verdi-Bezirksleiter von Bremen-Nordniedersachsen, Markus Westermann.
Die Arbeitsniederlegungen sind bis 6 Uhr am Samstag geplant. Auch im Hamburger Hafen hat ein Streik begonnen, sagte Stephan Gastmeier, Gewerkschaftssekretär im Fachbereich Verkehr und Seeschifffahrt bei Verdi Hamburg.
Grund für den Arbeitskampf sei, dass mit dem Zentralverband der Deutschen Seehafenbetriebe (ZDS) nach dem letzten Treffen am Mittwoch keine Einigung über die Entgelte erzielt werden konnte, so der Gewerkschaftschef.
Die Verhandlungen sind derzeit ausgesetzt. Die Gewerkschaft verhandelt für rund 12.000 Beschäftigte in 58 tarifgebundenen Betrieben in Hamburg, Niedersachsen und Bremen. Bereits zweimal haben Hafenarbeiter im Juni den Schiffs- und Ladungsumschlag lahm gelegt, zuletzt am 23. Juni für 24 Stunden.
Nach Angaben von Verdi-Verhandlungsführerin Maya Schwiegershausen-Güth werden die jüngsten 48-stündigen “Warnstreiks” Emden, Wilhelmshaven und Brake sowie Hamburg, den größten deutschen und drittgrößten europäischen Seehafen, betreffen.
Wie viele andere Gewerkschaften in ganz Europa kämpfen sie für Lohnerhöhungen angesichts der extrem gestiegenen Inflation.
Verdi fordert für die Beschäftigten eine Lohnerhöhung von 1,20 Euro pro Stunde sowie einen Inflationsausgleich in Höhe von 7,4 Prozent für die Laufzeit des Tarifvertrages von 12 Monaten. Außerdem will die Gewerkschaft eine Erhöhung der jährlichen Zulage für den Containerbetrieb um 1.200 Euro durchsetzen.
Überlastung der Container dürfte sich verschärfen
Die Auswirkungen des Streiks auf die Abfertigung von Container- und Frachtschiffen dürften erheblich sein und das Be- und Entladen von Schiffen weitgehend zum Erliegen bringen.
Damit wird sich die ohnehin schon angespannte Situation der Schiffsüberlastung auf der Nordsee weiter verschärfen, und die Abläufe an den Kaianlagen dürften noch mehr aus dem Takt geraten.
In der Nordsee stapeln sich die Containerschiffe, während die Häfen zu Lagerplätzen werden.
ZDS-Verhandlungsführerin Ulrike Riedel nannte den Streik angesichts der unterbrochenen Lieferketten “unverantwortlich” und sagte, er gehe zu Lasten von Verbrauchern und Unternehmen.
Durch die Covid-Pandemie ist der weltweite Verkehr von Container- und Frachtschiffen seit mehreren Monaten im Chaos versunken.
Nach jüngsten Berechnungen des Kieler Instituts für Weltwirtschaft stecken mehr als zwei Prozent der weltweiten Frachtkapazität in der Nordsee fest.
In der deutschen Bucht warten derzeit rund 20 Frachtläden auf die Abfertigung, die meisten davon mit Ziel Hamburg.