Misstrauensdebatte muss tiefgreifend sein

Fr., 15. Juli 2022 | Bangkok
Bangkok — Die politische Temperatur wird in der nächsten Woche erheblich steigen, da die erwartete Misstrauensdebatte am Dienstag beginnen soll, auch wenn die Regierung von Premierminister Prayut Chan-o-cha — dank ihrer Sitzmehrheit — das Misstrauensvotum wahrscheinlich überstehen wird, so wie es in der Vergangenheit der Fall war. Die live übertragene, fünftägige Misstrauensdebatte verdient daher besondere Aufmerksamkeit.
Es wird die letzte Misstrauensdebatte während der vierjährigen Amtszeit des Unterhauses und der derzeitigen Regierung sein, so dass Politiker aus beiden Lagern alles geben werden, um die Wähler zu beeindrucken und ihren Rivalen zu schaden.
Premierminister Prayut, der im vergangenen Monat dreist die Sitzungen des Unterhauses geschwänzt hat, und die Regierung werden die Veranstaltung nutzen, um sich gegen Vorwürfe und Anschuldigungen wegen Misswirtschaft und Korruption zu verteidigen. Nachdem er öffentlich angedeutet hat, dass er eine weitere Amtszeit anstreben könnte, wird General Prayut versuchen, die Wähler zu überzeugen, ihm bei den nächsten Wahlen den Rücken zu stärken.
Die Misstrauensdebatte sorgt bereits jetzt für Kontroversen. Die Berichte aus dem Parlament in den letzten Wochen deuten auf politische Machenschaften und einen Kuhhandel hin, bei dem die Regierung um Unterstützung wirbt, um ihr Überleben zu sichern.
In ihrem Bemühen um mehr öffentliche Unterstützung hat die Regierung in dieser Woche populistische Maßnahmen vorgestellt, um die wirtschaftliche Not der Menschen zu lindern.
So kündigte das Kabinett Anfang der Woche zwei weitere Monate Diesel-Subventionen und eine Senkung der Verbrauchssteuer für Benzin an.
In dieser Woche kündigte der nationale Öl- und Gaskonzern PTT Plc außerdem an, 3 Milliarden Baht in den schnell schwindenden Oil Fuel Fund einzuzahlen. PTT befindet sich zu 51% im Besitz des Finanzministeriums.
Solche Maßnahmen sind jedoch nur ein vorübergehendes Pflaster. Auf Spenden von privaten Energieunternehmen zu warten, um den Oil Fuel Fund zu stützen, ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Damit wird das Ölpreisproblem nicht an der Wurzel gepackt.
Da dieses Problem wahrscheinlich noch viele Monate, möglicherweise bis ins nächste Jahr hinein, bestehen wird, haben Kritiker der Regierung Missmanagement vorgeworfen.
So forderte beispielsweise der ehemalige Finanzminister Korn Chatikavanij die Regierung auf, eine Sondersteuer von den Ölraffinerien zu erheben, um den Ölpreis zu senken, anstatt weiterhin Kredite aufzunehmen, um den Weg für Subventionen zu ebnen.
Verbraucherschützer und Kritiker forderten das Energieministerium auf, zu klären, wie die komplexe Ölpreisstruktur berechnet wird, und die entsprechenden Finanzdaten, einschließlich der Marketinggebühren und der Gewinnspannen der Ölraffinerien, vorzulegen.
Leider stießen all diese Vorschläge auf taube Ohren. Energieminister Supattanapong Punmeechaow, der überraschenderweise nicht in die Liste der Kritikpunkte aufgenommen wurde, forderte die privaten Raffinerien auf, stattdessen ihre Gewinne zu spenden, da die “Windfall Tax” Verträge verletzen und den freien Markt stören könnte.
Brot-und-Butter-Themen wie diese werden im Mittelpunkt der Debatte in der nächsten Woche stehen. Wir hoffen daher, dass die Abgeordneten sich intensiv mit den Ursachen und Lösungen befassen und dabei transparent mit den Daten umgehen, um sicherzustellen, dass diese Lösungen nachhaltig sind. Das Letzte, was die Wähler hören wollen, sind weitere Verleumdungen und heiße Luft.
Parlamentarische Debatten sind nicht nur Schlachten zwischen zwei politischen Lagern. Sie sind das beste und einzige System, das wir haben, um politische und gesellschaftliche Konflikte zu lösen.
Denn eine friedliche demokratische Gesellschaft ist eine Gesellschaft, in der Konflikte im Parlament durch rationale und zivilisierte Debatten gelöst werden. Wenn das nicht klappt, können wir uns auf eine weitere Runde von Straßenprotesten freuen, bei denen möglicherweise Truppen aus ihren Kasernen geholt werden, um die Ordnung wiederherzustellen.