Blockade der Königskolonne: 21 Jahre Haft

Blockade der Königskolonne: 21 Jahre Haft
Bangkok Post

Fünf Aktivisten zu 16-21 Jahren Haft verurteilt! 

In einem spektakulären Urteil hat das Berufungsgericht in Bangkok die Freisprüche von fünf Aktivisten aufgehoben und sie zu langjährigen Haftstrafen verurteilt. Der Vorwurf: Sie hatten im Oktober 2020 einen Konvoi von Königin Suthida behindert.

Das Urteil des Berufungsgerichts

Das Gericht sah es als erwiesen an, dass die fünf Angeklagten – darunter der Veteranen-Aktivist Ekachai Hongkangwan – wussten, dass der Konvoi die Königin transportierte, und ihn dennoch mutwillig behinderten. Ekachai wurde zu 21 Jahren Haft verurteilt, während seine vier Mitangeklagten Bunkueanun „Francis“ Paothong, Suranat Panprasert, Chanathip Chaichayangkul und Panupat Phaikoh jeweils 16 Jahre Gefängnis erhielten.

Die Richter begründeten ihr Urteil mit Paragraph 110 des Strafgesetzbuches, der „die Gefährdung der Freiheit der Königin“ unter Strafe stellt. Diese selten angewandte Vorschrift sieht in besonders schweren Fällen sogar die Todesstrafe vor. Das Gericht sah es als bewiesen an, dass drei der Angeklagten andere Demonstranten aktiv dazu aufgefordert hatten, den Verkehr zu blockieren.

Der historische Vorfall im Oktober 2020

Der Fall geht auf die Höhepunkte der Pro-Demokratie-Proteste im Oktober 2020 zurück. Als der königliche Konvoi die Phitsanulok Road in der Nähe des Regierungsgebäudes passierte, kam es zu lautstarken Protesten. Zeugen berichteten, dass sowohl Polizei als auch Demonstranten vom plötzlichen Erscheinen des Konvois überrascht worden seien.

„Es gab keine Vorbereitungen oder Ankündigungen für den Konvoi“, hieß es im ursprünglichen Urteil vom 8. Juni 2023. „Sogar Autos standen noch am Straßenrand geparkt.“ Als sich Beamte den Fahrzeugen näherten, fürchteten viele Demonstranten, ihre Versammlung würde aufgelöst. Sie skandierten Parolen und zeigten die Drei-Finger-Geste – nach Zeugenaussagen jedoch gegen die Polizei, nicht gegen den königlichen Konvoi.

Rechtliche Brisanz und politische Folgen

Der Fall wurde von Juristen und der Öffentlichkeit aufmerksam verfolgt, da die Anklage auf einer äußerst selten verwendeten Gesetzesbestimmung basierte. Das ursprüngliche Gericht hatte die Angeklagten freigesprochen und von einem „Missverständnis auf beiden Seiten“ gesprochen.

Doch das Berufungsgericht sah dies anders und verhängte die drakonischen Strafen. Die thailändische Menschenrechtsorganisation Thai Lawyers for Human Rights kündigte sofort an, dass alle Angeklagten Berufung einlegen und zunächst auf Freilassung gegen Kaution hoffen würden.

Der Vorfall hatte damals unmittelbare politische Folgen: Der damalige Premierminister Prayut Chan-o-cha verhängte in der Nacht auf den 15. Oktober einen wenn auch kurzlebigen „strengen“ Ausnahmezustand.

Was bedeutet dieses Urteil für Thailand?

Das harte Urteil sendet klare Signale in einer Zeit, in der die thailändische Justiz immer wieder im Spannungsfeld zwischen Menschenrechten und Majestätsbeleidigung steht. Für die fünf Verurteilten bedeutet es möglicherweise einen Großteil ihres Lebens hinter Gittern – es sei denn, das Oberste Gericht korrigiert das Urteil erneut.

Internationale Menschenrechtsorganisationen beobachten die Entwicklung mit Sorge. Sie befürchten, dass der Fall ein Präzedenzfall für die Anwendung von Paragraph 110 werden könnte, der bisher nahezu ungenutzt im Gesetzbuch stand.

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