27 Jahre Illegal im Paradies

27 Jahre Illegal im Paradies
KI-generierte Illustration, erstellt von Google Gemini.

Thailand, für viele Auswanderer ein Sehnsuchtsort zwischen Palmen, Reisterrassen und tropischem Klima, hat auch eine andere Seite: Es ist ein Land mit strikten Regeln, wenn es um Immigration geht. Wer länger bleibt, als sein Visum erlaubt, lebt nicht nur riskant, sondern auch gefährlich.

Die Geschichte eines deutschsprachigen Mannes, der seit über 27 Jahren in der Nähe von Nakhon Ratchasima – besser bekannt als Korat – lebt, zeigt eindringlich, wie dünn der Grat zwischen Paradies und Albtraum sein kann. Er kam mit einem gültigen Visum, wie so viele andere. Doch er verließ Thailand nie wieder. Kein Pass, kein Visa, keine Registrierung. Heute, mit 77 Jahren, ist er schwer krank und ohne Zugang zu medizinischer Versorgung. Stellt er sich, drohen ihm Abschiebung und eine endgültige Trennung von seiner Frau und seiner Familie.

Eine Geschichte, die von Hoffnung, Liebe, Überlebenskampf – und von den Schattenseiten des Lebens ohne Papiere erzählt.

Ankunft in einem neuen Leben

Als der Mann vor mehr als 27 Jahren nach Thailand kam, war er wie viele andere Europäer fasziniert von der Leichtigkeit des Lebens im Königreich. Strahlende Sonne, freundliche Menschen, günstige Lebenshaltungskosten – es war die Verheißung eines Neuanfangs.

Er reiste als Tourist ein, vermutlich mit einem Visum, das ihn nur wenige Monate zum Aufenthalt berechtigte. Irgendwann verstrich die Frist. Doch statt auszureisen, entschied er sich zu bleiben. Aus einem vorübergehenden Abenteuer wurde ein dauerhaftes Leben.

Ein Bekannter beschreibt den Moment so: „Er hat damals gesagt: Ich habe alles, was ich brauche – warum soll ich zurück nach Deutschland?“

Es war eine Entscheidung, die ihn in eine rechtliche Grauzone katapultierte – und ihn bis heute verfolgt.

Ein Leben im Schatten

Mit seiner thailändischen Frau gründete er eine kleine Farm. Obstbäume, Maniokfelder, Rinderzucht. Kein luxuriöses Leben, aber ein bodenständiges, erfüllendes.

Die Dorfbewohner akzeptierten ihn schnell. In ländlichen Gegenden Thailands zählt vor allem, wer mit anpackt, wer sich einfügt. Der Mann wurde Teil der Gemeinschaft. Man wusste, dass er „der Deutsche“ war, aber niemand stellte Fragen nach Papieren oder Visa.

„Er hat mit uns Feste gefeiert, er hat bei der Reisernte geholfen. Für uns war er einfach einer von uns,“ sagt ein Nachbar.

Doch hinter dieser Fassade lauerte die Angst. Jeder Ausflug in die Stadt, jede Polizeikontrolle konnte ihn verraten. Wer so lange ohne Visum lebt, trägt ein Risiko, das nicht kleiner wird – im Gegenteil. Jeder weitere Tag, jeder weitere Monat verschärft die Konsequenzen.

Overstay in Thailand: Strenge Regeln, harte Konsequenzen

Thailändisches Recht ist in dieser Hinsicht klar. Schon ein einziger Tag Overstay kostet 500 Baht Strafe, maximal 20.000 Baht. Wer länger bleibt, muss mit einem Einreiseverbot rechnen: ein Jahr bei wenigen Monaten Overstay, zehn Jahre bei mehreren Jahren.

In extremen Fällen können sogar Gefängnisstrafen verhängt werden. Die Behörden betonen regelmäßig, dass sie keinen Unterschied zwischen Touristen und Auswanderern machen.

Im Fall des Mannes sprechen wir von über 10.000 Tagen. Eine Zahl, die fast surreal wirkt. Offiziell würde er nicht nur die Höchststrafe zahlen müssen, sondern mit einem lebenslangen Einreiseverbot rechnen. Ein Szenario, das ihn von seiner Frau, seinen Kindern und Enkelkindern trennen würde.

Krankheit und Ausweglosigkeit

Mit 77 Jahren holt ihn die Realität nun ein. Er ist schwer erkrankt, die genauen Diagnosen bleiben unklar. Klar ist nur: Er benötigt medizinische Behandlung, die er sich nicht leisten kann.

Ohne Papiere gibt es keinen Zugang zum öffentlichen Gesundheitssystem in Thailand. Privatkliniken verlangen hohe Summen – Summen, die eine kleine Farm nicht erwirtschaften kann.

Seine Frau steht vor einer unmöglichen Wahl. „Wir haben nicht das Geld, ihn zu behandeln. Aber wenn er sich stellt, verlieren wir ihn. Was sollen wir tun?“ sagt sie verzweifelt.

Es ist ein Dilemma, das sich nicht lösen lässt – weder auf persönlicher noch auf rechtlicher Ebene.

Zwischen Gesetz, Moral und Realität

Der Fall zeigt, wie widersprüchlich das Leben von Auswanderern in Thailand sein kann. Einerseits hat der Mann über Jahrzehnte zur lokalen Gemeinschaft beigetragen, Steuern in Form von landwirtschaftlichen Produkten gezahlt, ein Leben aufgebaut. Andererseits ist er für den thailändischen Staat ein Gesetzesbrecher.

Thailand selbst zeigt wenig Bereitschaft, bei Overstay-Fällen humanitäre Ausnahmen zu machen. Gerade in den letzten Jahren wurden die Gesetze verschärft, um Langzeit-Overstayer abzuschrecken.

Stimmen aus der Gemeinschaft

Ein Freund des Mannes erzählt: „Er wollte nie betrügen. Er wollte einfach nur hier leben. Aber irgendwann war es zu spät, den Schritt zurück zu machen.“
Ein Dorfbewohner ergänzt: „Für uns ist er kein Fremder. Er ist Teil unseres Dorfes. Wir wollen nicht, dass er wie ein Krimineller behandelt wird.“

Diese Stimmen zeigen, dass die Realität vor Ort eine andere ist als die abstrakten Regeln der Behörden. Doch sie ändern nichts an der Tatsache: Wer ohne Papiere lebt, lebt auf Zeit.

Das größere Bild: Auswanderungsträume und ihre Schattenseiten

Der Fall ist kein Einzelfall. Immer wieder berichten Medien von Auswanderern, die in Thailand ohne gültige Papiere leben. Manche fliehen vor der Vergangenheit, andere bleiben einfach hängen. Für viele beginnt es mit einer simplen Entscheidung, ein Visum nicht zu verlängern – aus Bequemlichkeit, aus Unwissenheit, aus Trotz.

Doch das System ist gnadenlos. Thailand hat in den letzten Jahren mehrere Razzien durchgeführt, bei denen tausende illegale Ausländer festgenommen wurden. Für einige endet das Abenteuer in Abschiebehaft – eine Erfahrung, die oft traumatisch ist.

Die Geschichte des Mannes aus Korat wirft deshalb ein Schlaglicht auf ein Problem, das größer ist als ein Einzelschicksal. Sie zeigt, wie gefährlich es sein kann, den Traum vom Auswandern ohne rechtliche Grundlage zu leben.

Gibt es eine Lösung?

Die Optionen sind begrenzt.

  1. Er stellt sich – mit der Folge, dass er abgeschoben wird. Ein Leben in Deutschland, ohne Familie, ohne die Menschen, die er liebt.
  2. Er bleibt im Verborgenen – mit der Folge, dass er keine medizinische Hilfe bekommt und sein Gesundheitszustand sich verschlechtert.
  3. Humanitäre Ausnahme – ein theoretischer Weg über diplomatische Kanäle, aber bisher kaum realistisch.

Sein Freund fasst es so zusammen: „Egal wie er sich entscheidet, er verliert. Entweder seine Gesundheit oder seine Familie.“

Schlussbetrachtung

Die Geschichte des deutschsprachigen Mannes aus Korat ist mehr als ein Einzelfall. Sie ist ein Spiegel für die Zerbrechlichkeit des Auswanderertraums. Thailand mag ein Paradies sein – aber nur für jene, die die Regeln beachten.

Für ihn bleibt die Frage offen: Gibt es für Menschen, die jahrzehntelang im Verborgenen lebten, einen würdigen Ausweg? Oder endet der Traum vom Paradies zwangsläufig im Albtraum der Abschiebung?

Die Antwort liegt irgendwo zwischen Paragraphen, Diplomatie und Menschlichkeit – und sie zeigt, dass Auswanderung mehr ist als Sonne und Strand. Es ist ein Schritt, der Verantwortung verlangt.

Anmerkung der Redaktion

Dieser Beitrag erreichte uns über einen Bekannten des beschriebenen Mannes. Eine unabhängige Verifizierung aller Angaben war uns nicht möglich. Wir haben uns dennoch für eine Veröffentlichung entschieden, da der Fall exemplarisch die Bedeutung der Einhaltung von Aufenthalts- und Visabestimmungen in Thailand verdeutlicht. Der Text wurde redaktionell sprachlich überarbeitet, inhaltlich jedoch nicht verändert.

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21 Kommentare zu „27 Jahre Illegal im Paradies

  1. Wieder so eine Geschichte von einem der Auszog das Paradies zu finden. Also beim besten Willen, diese Story ist sowas von Abstrus und absurd. War da nicht schon Mal so eine ähnliche Story mit einem Deutschen? Nun ja er ist ja schon 77 Jahre und hat irgendwie 27 Jahre ohne Visa geschafft( wenn’s stimmt ), dann kann er die verbleibende Zeit noch in dem Dorf im Changwat Nakhon Ratchasima verbleiben. Halt die letzten gesunden Tage mitnehmen und dann wenn’s zu arg wird dann gibt es Mittel die helfen um das Licht zu löschen. Harte Worte, ich weiß aber wer A sagt muß B auch akzeptieren.

    1. Einen Pass über die Deutsche Botschaft beantragen.
      sobald er diesen hat, ein Visa für Cambodia, oder Laos beantragen.
      Mit Pass und Visa über den Mekong nach Laos einreisen.
      Dann ein Visa für Thailand stellen. Dann von Laos zurück nach Thailand einreisen und halt seine Visa immer wieder erneuern.
      Die Frage ist aber, ob er in Deutschland Dreck am Stecken hatte und überhaupt einen Deutschen Pass bekommt.

  2. soll die farm verkaufen und mit familie nach deutschland ziehen, oder laos oder vietnam…..
    aber dann mit visa…555….

    1. Ein jeder hat und muss sich Informieren was die Regeln in Thailand sind.
      Es tut mir leid was soll das mit dem Crowdfunding, wieso sollen jetzt die Leute Geld Spenden?
      Das ganze ist leider sein Verschulden. Auf Mitleidsdrüse drücken und die anderen sollen die Zeche bezahlen.

  3. er ist das Risiko eingegangen und jeder weiß daß Overstay in Thailand nicht geduldet wird. ich habe kein Mitleid, auch wenn gerade diese Geschichte auf Mitleid aufgebaut ist. Fake?

  4. Möchte die deutsche Gesellschaft ihn zurück bekommen? Ganz klares NEIN!
    Was hätten wir, die in Deutschland leben, arbeiten, Steuern und Sozialversicherungsbeiträge zahlen, z.T. auch noch freiwillig sozial aktiv werden, davon, wenn er nach Deutschland abgeschoben wird; er, der in den letzten 10.000 Tagen absolut nichts für die deutsche Gesellschaft getan hat?! Wir müssten ihm eine Krankenbehandlung und Unterhalt (Bürgergeld) aus Steuergeldern finanzieren. Und wenn er seine Familie auch noch mitbringt/mitbringen darf, dann müsste diese auch noch auf Kosten des deutschen Steuerzahlers ernährt werden. Hoffentlich darf er in Thailand bleiben, denn hier in D will ihn niemand haben! Soll doch seine thailändische Dorfgemeinschaft für seine Krankenbehandlung sammeln. Für immer neue buddhistische Tempel hat die Bevölkerung doch auch immer ein paar Baht übrig!

    1. Wir zahlen in Deutschland schon so viel für das Gold das wir bekommen haben da dürfte es wohl kein Problem sein einen deutschen das gleiche zukommen zu lassen

    2. Bis zum 50igsten Lebensjahr war er in Deutschland und hat vermutlich gearbeitet, Steuern und Sozialabgaben bezahlt. Sie sollten ihm daher eine Rückkehr nach Deutschland nicht absprechen. Es gibt Millionen Menschen in Deutschland die bestens versorgt und medizinisch betreut werden, ohne jemals 1 Cent in die Sozialkassen einbezahlt haben.

    3. so lange in D jeder „dahergelaufene“ aus irgend einem land unterstützung ohne ende erhält obwohl er eigentlich gar nciht sich in D aufhalten dürfte steht es auch jedem deutschen staatsbürger zu, vom deutschen staat unterstützt zu werden.

  5. Gibt nur einen Weg. Viele Grenzabschnitte sind noch offen, gerade im Norden. Rest ist doch wohl klar. Da sehen wir mal wieder, was die 90 Tages Meldung bringt-nothing.

    1. Diese Regelung zieht eh nur die ehrlichen in Mitleidenschaft. Helfen wird sie nie. Das zu begreifen dauert eben

  6. er ist jetzt 77 jahre alt. viele erreichen dieses alter gar nicht. er soll seine letzten tage bei seiner familie verbringen und sich zu gegebener zeit etwas besorgen/besorgen lassen um das licht für sich auszuschalten. würde die familie geld aufbringen für ärztliche behandlungen würde er sicher etwas länger leben. aber nach seinem tode wäre seine familie total überschuldet und könnte diese schulden niemals zurück zahlen. ich kenne leider einige solcher hoch verschuldeten familien in thailand aus genau diesen gründen. also mal etwas überlegen bevor man für immer irgend wo hin auswandert. vor allem muß das finanzielle stimmen – alles andere ist machbar und anpaßbar.

    in D sollten die mal genau so rigoros vorgehen gegen illegale ausländer. dann wäre deutschland sehr schnell wieder lebenswert.

    dem 77 jährigen würde ich empfehlen keine große mühlen in gang zu setzen. denn weltweit ist es das gleiche wenn diese mühlen einmal anfangen zu mahlen gibt es kein halten mehr. also still verhalten und sich mit dem schicksal abfinden.

    an so etwas hätte er weitaus früher denken müssen und nicht erst wenn „das kind in den brunnen gefallen ist“

    er tut mir zwar leid, aber das zeigt auch mal wieder daß eine auswanderung sehr gut überlegt und vor allem vorausschauend organisiert sein muß. in diesem sinne sind wir deutschen ja wohl weitaus besser geschult als die thais

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