500 Baht oder nichts: Mütter kämpfen ums Überleben in Pattaya

500 Baht oder nichts: Mütter kämpfen ums Überleben in Pattaya
The Pattaya News

Pattayas trauriger Alltag: 
Mütter mit Babys betteln ums Überleben! 

Nacht für Nacht bevölkern kambodschanische Frauen mit Kleinkindern die Touristenstraßen Pattayas. Trotz wiederholter Abschiebungen kehren sie immer wieder zurück – weil die Alternative noch schlimmer wäre. Eine Reportage aus dem Schattenreich der Verzweiflung.

Das tägliche Überlebensspiel beginnt bei Sonnenuntergang

Am Abend des 3. August herrscht wieder jene gespenstische Normalität, die Einheimische längst nicht mehr wahrnehmen. Vor den hell erleuchteten 7-Eleven-Filialen und Nachtclubs der Walking Street hocken Gruppen kambodschanischer Frauen, jedes Mal mit mindestens einem Kleinkind im Arm. 

„Sie kommen wie die Schatten, wenn die Touristen ausgehen“, beobachtet ein Mototaxi-Fahrer, der seit Jahren an derselben Ecke steht.

Eine besonders junge Mutter fällt auf: Die 24-jährige hält ihr zweimonatiges Baby eng umschlungen. „200 Baht heute“, flüstert sie (etwa 5 Euro). Das reicht gerade für eine Mahlzeit und Windeln. In ihrem Heimatdorf nahe der thailändisch-kambodschanischen Grenze erwartet sie nichts als Armut und die Erinnerung an einen gewalttätigen Ehemann. „Hier ist es besser“, sagt sie einfach – ein Satz, der wie ein Urteil über zwei Nationen klingt.

Das perfekte System aus Not und Taktik

Die Bettlerinnen haben ihre Strategien perfektioniert. Während einige mit theatralischem Blick um Kleingeld bitten, halten andere Ausschau nach Polizei oder Sozialarbeitern. 

„Sobald sie eine Kamera sehen, verschwinden sie in den Gassen“, erklärt eine Ladenbesitzerin. 

Die Frauen wirken nicht aggressiv, aber zutiefst misstrauisch – ein Reflex aus monatelanger Verfolgung.

Eine ältere Frau mit Diabetes erzählt zwischen hustenden Anfällen ihre Geschichte: Dreimal wurde sie bereits abgeschoben, dreimal kam sie zurück. 

„In Kambodscha gibt es keine Medikamente für mich“, erklärt sie, während ihr fünfjähriger Sohn schläfrig an ihrem Sarong zerrt. 

Lokale schätzen, dass die Frauen zwischen 400-500 Baht täglich verdienen (10-12 Euro), in guten Nächten sogar bis zu 2.000 Baht (50 Euro) – Geld, das sofort in Heimatdörfer geschmuggelt wird.

Warum Abschiebungen nicht die Lösung sind

Die thailändischen Behörden stehen vor einem Dilemma

„Wir können sie zur Grenze bringen, aber nach zwei Wochen sind sie wieder da“, gesteht ein Polizist anonym. 

Die Kosten für eine Abschiebung übersteigen oft das Monatseinkommen der Beamten. Und selbst wenn – in den kambodschanischen Grenzdörfern warten keine Jobs, sondern oft noch schlimmere Zustände.

Eine Surin-Bewohnerin, deren Provinz nur 70 Kilometer von Kambodscha entfernt liegt, hat Verständnis: „Diese Frauen haben keine Wahl. Entweder sie betteln hier – oder ihre Kinder hungern dort.“ 

Die wahre Tragödie zeigt sich im Detail: Viele der „Babys“ sind in Wahrheit schon vier oder fünf Jahre alt, werden aber bewusst wie Säuglinge gekleidet, um mehr Mitleid zu erregen.

Ein Teufelskreis ohne Ausweg?

Experten sehen die Wurzeln des Problems in den ungelösten Konflikten entlang der Grenzregion, wo illegale Schlepperbanden die Verzweiflung der Menschen ausnutzen. Gleichzeitig profitiert Pattayas Schattenwirtschaft von den billigen Arbeitskräften – sei es in der Prostitution, auf Baustellen oder eben als lebendige Bettelattraktionen.

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Bis sich die politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse in Kambodscha grundlegend ändern, wird Pattayas nächtliches Schauspiel weitergehen. Die kambodschanischen Frauen wissen das am besten. 

„Morgen bin ich vielleicht weg“, sagt die junge Mutter vor dem 7-Eleven. „Aber nächsten Monat bestimmt wieder hier.“ 

Ein Kreislauf aus Hoffnung und Verzweiflung, der mit jedem Sonnenuntergang neu beginnt.

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