Hintergrund: Wachsende Fälschungsdelikte im Handwerk
Die Handwerkskammer Dortmund schlägt Alarm: Der Meisterbrief gilt als Gütesiegel – doch immer öfter tauchen im Netz gefälschte Dokumente auf. Kammer-Jurist Lothar Kauch berichtet, dass die Zahl der Versuche, mit falschen Urkunden in die Handwerksrolle zu kommen, „merklich zugenommen“ habe. Besonders brisant: Professionelle Anbieter im Ausland bieten täuschend echte Vorlagen mit Siegeln und Logos an, was Sanktionen erschwert und die Jagd auf Fälscher zur Geduldsprobe macht.
Technischer Fortschritt hilft den Täuschern: Mit einfachen Bildbearbeitungsprogrammen lassen sich heute real wirkende Meisterbriefe produzieren – von harmlosen „Spaß-Urkunden“ bis zu hochprofessionellen Fälschungen. Die Folge: Vertrauen von Kundinnen und Kunden gerät ins Wanken, ehrliche Betriebe leiden unter unfairer Konkurrenz. Die Kammer reagiert mit scharfen Kontrollen und will die Öffentlichkeit warnen, damit Verbraucher nicht auf falsche Versprechen hereinfallen.
Die Spur der gefälschten Meisterbriefe
Internetangebote, die komplette Urkunden samt Siegel und Logo versprechen, sind laut Henrik Himpe (HWK Dortmund) besonders perfide: „Da der Anbieter im Ausland sitzt, haben wir keine Chance auf Sanktionen.“ Die Seiten wechseln ständig ihre Namen – ein Katz-und-Maus-Spiel, das Ermittlungen erschwert und die Verbreitung gefälschter Titel beschleunigt. Für die Kammer ist klar: Diese Masche gefährdet den fairen Wettbewerb und den Verbraucherschutz gleichermaßen.
Die Bandbreite der Fälschungen reicht von naiven Spaßblättern bis hin zu täuschend echten Dokumenten, die sogar bei Eintragungen in die Handwerksrolle vorgelegt werden. Lothar Kauch warnt, dass gerade bei Neueröffnungen und Verdachtsfällen genau hingeschaut werden muss. Der Fokus liegt auf Betrieben, die Meister nur zum Schein benennen – eine Praxis, die dem Handwerk seine Glaubwürdigkeit raubt.
Meisterjägerin enthüllt Netzwerk und Methoden
Intern heißt sie „Meisterjägerin“ – wir nennen sie Claudia. Ihre Arbeit ist simpel und scharf: unangekündigte Betriebsleiterkontrollen, Fragen nach dem offiziellen Betriebsausweis und die Prüfung, ob die in den Papieren genannten Meister tatsächlich vor Ort arbeiten. Kurz nach neun startet sie zu sieben bis neun Kontrollen am Tag – jeder Besuch kann eine Fälschung aufdecken und einen Fall ins Rollen bringen.
Die Kontrollen fördern klare Missstände zutage: In Friseursalons fehlt laut Claudia oft ein echter Meister; dort reicht eine Urkunde an der Wand nicht aus. Bei Metzgereien zeigt sich ein gespaltenes Bild: traditionelle Betriebe wie der Fleischermeister Michael Ehlert akzeptieren die Kontrollen, während Supermarkt-Fleischtheken oft nur rudimentäre Fähigkeiten vorweisen. Ehlert kritisiert scharf: Manche so genannte „Meister“ haben mit handwerklicher Qualität nur wenig zu tun.
Rechtliche Folgen und staatliche Reaktionen
Die rechtliche Grundlage für die Einsätze liefert die Handwerksordnung, erklärt Lothar Kauch: Die Kammern dürfen prüfen, ob Handwerk ausgeübt wird und ob der Betriebsleiter tatsächlich im Unternehmen arbeitet. Bei uneinsichtigen Betrieben drohen harte Sanktionen: Löschung aus der Handwerksrolle ist möglich – und damit der Verlust der Berechtigung, das Handwerk auszuüben. In der Folge könnte das Ordnungsamt eine Schließung anordnen.
Der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) begrüßt das Vorgehen und fordert schärfere Regeln: Man wolle das Vorlegen gefälschter Zeugnisse als bußgeldbewährtes Vergehen in die Handwerksordnung aufnehmen. Digital soll es künftig leichter werden: Eine kostenlose Zeugnis-Check-App ermöglicht bereits heute die Überprüfung von Dokumenten, die Datenbank wird laufend erweitert – ein Hoffnungsschimmer im Kampf gegen Fälscher.




diese nur in D vorhandene handwerksordnung stammt aus uralten zeiten und gehört absolut abgeschafft weil nicht mehr zeitgemäß
Dieser Meinung bin ich auch. Denn Arbeiten von Meisterbetrieben sind auch nicht mehr das was es mal war. Dann doch gleich den günstigeren Betrieb wählen