Thailands Gefängnisse werden Touristenattraktion
Essen bei Inhaftierten
Thailand revolutioniert sein Justizsystem: 23 Gefängnisse wurden offiziell zu „Touristenattraktionen“ ernannt. Hinter den Mauern betreiben Sträflinge Restaurants, Cafés und Shops – eine mutige Initiative zur Resozialisierung, die gleichzeitig den Arbeitskräftemangel bekämpfen soll.
Vom Knast ins Restaurant:
Die „Chuan Chom“-Success-Story
Das Flaggschiff des Programms ist die Restaurantkette „Krua Chuan Chom“, bekannt für Sauberkeit, Geschmack und erschwingliche Preise. Mittlerweile gibt es 122 Filialen landesweit, allesamt betrieben von ausgebildeten Insassen. „Cook & Coff“ und „Hub Phuey Café“ sind weitere erfolgreiche Marken, die aus dem Programm hervorgegangen sind.
„Besucher können bei uns essen, trinken, lernen und entdecken“, erklärt Vizedirektor Chan Wachiradet das Konzept. Das Modellgefängnis im Zentralgefängnis Chonburi zeigt, wie Strafanstalten zu Orten der Begegnung und Qualifikation werden. Die Häftlinge erhalten praxisnahe Job-Erfahrung für das Leben nach der Entlassung.

Resozialisierung statt Strafe:
So funktioniert’s
Hinter der Initiative steckt eine tiefgreifende Reform des thailändischen Justizsystems. Von den über 300.000 Gefangenen (Stand: 1. August 2025) sollen so viele wie möglich auf ein Leben in Freiheit vorbereitet werden. Die Berufsausbildung orientiert sich an den Bedürfnissen des Arbeitsmarktes: Kochkunst, Landwirtschaft, Gesundheitsdienstleistungen, Musik und darstellende Künste.
„Jeder Berührungspunkt ist eine echte Lektion, die Fähigkeiten in zukünftiges Einkommen umwandelt – eine zweite Chance für die Insassen“, so Chan. Private Unternehmen kooperieren mit den Gefängnissen, bieten Schulungen und später sogar Jobs an. Bekannte Projekte wie „Kamlangjai“ von Prinzessin Bajrakitiyabha oder Royal Silk Designs von Prinzessin Sirivannavari sind eingebunden.
Bildung hinter Gittern:
Lesen verkürzt die Haftstrafe
Ein besonderer Fokus liegt auf Bildung. Das Programm „Read for Release“ (Lesen für die Entlassung) ermöglicht Gefangenen, ihre Haftzeit durch Lesen und Wissensvermittlung zu verkürzen. Seit April 2025 nehmen bereits 1.059 Insassen in 21 Pilotgefängnissen teil.
Durch das Lesen von zwei Büchern (ein Pflichtwerk und ein Wahlbuch) und das Demonstrieren des Verständnisses via Storytelling, Mind-Mapping oder kreativen Arbeiten können sie ihre Bildungsstufe verbessern. 970 Insassen haben die Bewertung bereits bestanden – eine Erfolgsquote von 91,6 %.
Industrie-Knäste:
Gefangene lösen Arbeitskräftemangel
Seit 2023 hat Thailand elf Gefängnisse in zehn Bezirken zu Industriestandorten ernannt. Die „One District, One Industrial Prison“-Policy behebt den Arbeitskräftemangel und resozialisiert gleichzeitig Sträflinge. Unternehmen sparen Miete, Steuern und zahlen im ersten Jahr nur 50 % Lohn.
„Warum nicht die Krise in eine Chance verwandeln?“, fragt Vizedirektor Chan. „Die Menschen hinter den Gefängnismauern werden bereits darauf vorbereitet.“ Besonders industrialisierte Provinzen wie Chonburi, Chachoengsao und Rayong profitieren von dem Programm.
Was bedeutet das für Thailand?
Thailands Gefängnis-Reform ist ein mutiger Schritt in die Zukunft. Sie verwandelt Orte der Strafe in Zentren der Bildung und Rehabilitation. Touristen können nun nicht nur authentisch thailändisch speisen, sondern gleichzeitig soziale Verantwortung übernehmen.



