Thailand-Premier Anutin bündelt Macht:
Bleibt Innenminister – Kurs auf Wahl 2026
Thailands neuer Premierminister Anutin Charnvirakul behält die Doppelrolle als Innenminister, die er vom 1. September 2023 bis 19. Juni 2025 in der Pheu-Thai-Regierung innehatte. Der Schritt signalisiert Kontinuität und Kontrolle über die lokale Verwaltung – ein strategischer Vorteil vor den erwarteten Parlamentswahlen 2026. Provinzgouverneure, Bezirksämter und Budgets bleiben so in einer Hand koordiniert. Regierungsnahe Beobachter werten das als Versuch, Entscheidungswege zu verkürzen und Machtzentren zu bündeln. Kritiker warnen vor zu großer Konzentration, doch die Regierung verweist auf Effizienz und klare Verantwortlichkeiten.
Parallel setzt Anutin deutlich auf Visapolitik. Seit Juli 2024 erlaubt Thailand Staatsbürgern aus 93 Ländern die visumfreie Einreise für 60 Tage, mit Option auf 30 Tage Verlängerung bei der örtlichen Einwanderungsbehörde. Das kurbelt den Tourismus an. Gleichzeitig gibt es Bedenken über irreguläre Beschäftigung, insbesondere mit Blick auf Einreisen aus China. Eine umfassende Kurskorrektur gilt laut Branchenkreisen als unwahrscheinlich, weil das Land den Besucherzuwachs sichern will. Die verpflichtende TDAC-Registrierung (digitale Ankunftskarte) soll die Prüfung Nicht-Thailändischer weiter schärfen.
Thailand visafrei für 93 Länder:
TDAC prüft härter – DTV unter Druck
Die TDAC ist für alle ausländischen Einreisenden Pflicht. Sie erfasst Reisedaten digital und ersetzt papierbasierte Abläufe. Behörden betonen, die Plattform verbessere das Risikomanagement an Flughäfen und Grenzposten, beschleunige Kontrollen und minimiere Fehler. Für Reisende bedeutet das weniger Formulare und klarere Prozesse. Für die Einwanderungspolizei liefert TDAC strukturierte Daten für gezielte Checks. Datenschutzfragen bleiben Thema, doch die Regierung verweist auf gesetzliche Standards und den Fokus auf nationale Sicherheit.
Ebenfalls im Juli 2024 startete das Destination Thailand Visa (DTV). Der in Thailand lebende US-Anwalt Benjamin Hart kritisierte in einem Video, das DTV sei eine Idee des Außenministeriums und werde vom Innenministerium und der Einwanderungspolizei wohl kaum getragen. Sein Fazit: Das DTV müsse „überarbeitet oder sogar abgeschafft“ werden, weil Ziele unklar seien und Missbrauch drohe. Mehrere Beobachter erwarten Anpassungen, sobald erste Erfahrungswerte vorliegen. Die Regierung hält sich Optionen offen, um Wettbewerb um Talente und Einnahmen aus dem Langzeitaufenthalt zu stärken.
Grenzkontrolle 2.0:
KI, Biometrie, digitaler Pass
Einwanderungspolizei wird gestrafft
Anutin unterstützt die Bündelung von Zuständigkeiten in einem neuen Immigrationsministerium. Heute steuert das Außenministerium Visa in Botschaften und Konsulaten, das Innenministerium (über das Einwanderungsbüro) regelt Einreise und Verlängerungen, das Arbeitsministerium erteilt Arbeitserlaubnisse. Sonderregeln des BOI erleichtern Investoren Personal- und Kapitalanforderungen. Dazu kommen das 10‑jährige Long‑Term Resident (LTR)‑Visum und das Smart‑Visum, das inzwischen stark auf Start-ups und Tech-Fachkräfte ausgerichtet ist. Die staatliche Thailand Privilege Card Co. (unter der TAT) vermarktet das Elite‑Visum. Das Geflecht ist komplex – und reformbedürftig.
Die Sicherheits- und Verwaltungsreform setzt auf KI, Biometrie und Automatisierung. Geplant sind Datenanalysen, Übersetzungen, Chatbots und Fotoabgleiche mit zentralen Datenbanken. Überwachungskameras und Gesichtsmatching sollen gesuchte Personen schneller erkennen. Eine Regierungsarbeitsgruppe prüft ein ergänzendes System für den digitalen Pass mit Gesichtserkennung und Fingerabdrücken, um Grenzkontrollen zu beschleunigen. Ausländische Reisende würden weniger Formulare vor und nach der Einreise ausfüllen müssen. Die Einwanderungsreform steht im September 2025 jedoch erst am Anfang; Pilotprojekte und gesetzliche Prüfungen laufen.




Liebe Leute beim Wochenblitz, das TDAC ist keine Erleichterung für den Reisenden, sondern ein Überwachungstool. Das vorherige Papierformular wurde seit Jahren schon nicht mehr verlangt, also kann ein neu eingeführtes System keine Erleichterung sein.
Erstens war das Papierformular in Thailand lediglich für Flugreisende ausgesetzt. An den Landgrenzen, im Schriftverkehr sowie bei der Einreise per Eisenbahn musste es weiterhin ausgefüllt werden. Zweitens verlangen auch viele westliche Staaten ähnliche Verfahren: In der Europäischen Union wird ab 2025 das ETIAS verpflichtend, eine elektronische Reisegenehmigung für visumfreie Kurzaufenthalte. In den USA gibt es bereits seit Jahren das ESTA, in Kanada das eTA. Ohne diese Online-Anmeldungen ist eine Einreise gar nicht möglich. Warum also sollte Thailand auf solche Regelungen verzichten, wenn sie in deinem eigenen Heimatland ebenfalls vorgeschrieben sind?
Ich weiß ja nicht ob und wie andere Länder diese elektronischen Anmeldungen nutzen und verwerten. In Thailand jedenfalls füllt sich damit nur eine weitere Datenbank. Genauso wie die Datenbank mit der Erfassung biometrischer Daten bei Ein- und Ausreise oder wie das Papierformular TM6 war.
Dass das DTV geradezu zum Visamissbrauch einlädt kann ich gar nicht bezweifeln. Man hat hier Remote-Arbeiter und Teilnehmer an Kochkursen und Kampfsportler in einen Topf geworfen und mit 5-Jahres-Visa ausgestattet. Dass die Immigration dieses Konzept nicht mitträgt, kann ich aus eigenen Erfahrungen heraus bestätigen. Die Aufenthaltsdauer um 180 Tage zu verlängern werden an Voraussetzungen geknüpft die gar nicht erbracht werden können. Beispielsweise an ein 500.000 Baht Konto in Thailand, wobei man ein solches mit dem DTV gar nicht erst eröffnen kann.
Ganz grundsätzlich hätte Anutin sogar recht wenn das Visa(un)wesen gestrafft werden würde. Es gibt derzeit 77 verschiedene Visa-Arten. Dazu noch die diversen Visa-befreiten-Einreisen plus Visa-on-Arrival. Als ein überzeugter Optimist ist mir von einer diesbezüglichen Reform gar nicht bange. Immerhin beinhalten die Anutin-Pläne bekanntlich auch, bis 2027 80 Millionen internationale Touristen anzuziehen. Eine restriktivere Visa-Politik wäre da nur kontraproduktiv.
Ein Riesenfortschritt würde es auch bedeuten, wenn die Immigration ihre höchsteigenen Datenbanken mal nutzen würde um z.B. Overstayer zu identifizieren und so illegale Beschäftigungen und Kriminelle pro-aktiv ermitteln und aus dem Verkehr ziehen würde.
Bestimmt keine Koch Kurse und mit Sicherheit keine Kampfsportler. Mein Neffe ist demnächst in Thailand um seine Muay Thai มวยไทย Kenntnisse in einem Bekannten Gym zu vertiefen. Dazu bedarf es ein Non Immigrant ED. Es gibt nur dieses Visa für diese Art der Ausbildung. Ansonsten stimme ich ihrer Argumentation zu.