Bank setzt auf Gesichtserkennung

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SCB Bank

Maxi-Sicherheit: Wenn das Gesicht über das Geld entscheidet

Ab dem 20. September 2025 verändert sich die digitale Bankenwelt in Thailand spürbar. Die Siam Commercial Bank, besser bekannt als SCB, führt für ihre ausländischen Kunden die Gesichtserkennung in der SCB EASY App ein. Dieser Schritt markiert einen Paradigmenwechsel, denn während zahlreiche Banken in Thailand – darunter die Bangkok Bank oder die Kasikorn Bank – dieses Verfahren bereits seit Jahren nutzen, zögerte die SCB ungewöhnlich lange.

Die neue Sicherheitsmaßnahme greift nicht bei alltäglichen Überweisungen, sondern ausschließlich bei besonders sensiblen Vorgängen. So wird eine Authentifizierung über die Kamera des Smartphones erforderlich, wenn Überweisungen ab 50.000 Baht erfolgen oder wenn die Summe aller Transaktionen an einem Tag 200.000 Baht übersteigt. Damit will die Bank vor allem Betrugsversuche und Kontoübernahmen verhindern, die sich in den vergangenen Jahren gehäuft haben.

„Die SCB geht mit dieser Innovation auf Nummer sicher und setzt klare Standards“, erklärt der 42-jährige Finanzanalyst Markus Richter, der seit Jahren die thailändische Bankenbranche beobachtet. „Bemerkenswert ist allerdings, dass andere Institute diesen Schritt deutlich früher gewagt haben – teils mit erheblichen technischen Problemen.“

Mehr als nur Technik: Welche Aktionen jetzt abgesichert werden

Die Sicherheitsmaßnahme beschränkt sich nicht allein auf Geldtransfers. Auch kritische Einstellungen in der Apperfordern künftig das digitale Abbild des Gesichts. Dazu zählen Änderungen des Überweisungslimits, die Installation der App auf einem neuen Gerät oder das Zurücksetzen der persönlichen PIN.

Selbst das Entsperren von Konten und App-Zugängen ist ohne erfolgreiches Face-Scanning nicht mehr möglich. Für Kunden bedeutet dies, dass ein technisches Problem oder ein verloren gegangenes Smartphone nicht mehr mit wenigen Klicks behoben werden kann – die Bank kontrolliert nun strenger, wer tatsächlich Zugriff auf ein Konto erhält.

Die 34-jährige Lehrerin Sarah Müller, die seit fünf Jahren in Chiang Mai lebt, sieht den Schritt kritisch: „Natürlich verstehe ich, dass Sicherheit wichtig ist. Aber ich frage mich, ob die Technik zuverlässig funktioniert, wenn das Licht schlecht ist oder wenn ich mich im Ausland aufhalte.“

Registrierungspflicht: So kommen Ausländer ins neue System

Ein reibungsloser Start der Gesichtserkennung setzt voraus, dass die Kunden bereits ein biometrisches Foto bei der SCBhinterlegt haben. Wer dies noch nicht getan hat, muss zwischen dem 23. September und dem 31. Oktober 2025 in einer Filiale persönlich erscheinen.

Benötigt werden zwei Dokumente: der Reisepass oder ein gültiger ausländischer Ausweis sowie das Sparbuch (Passbook). Erst wenn die Bank die biometrischen Daten mit den offiziellen Dokumenten abgeglichen hat, kann die App wie gewohnt genutzt werden.

Die SCB betont, dass dieser Prozess im Interesse der Kunden sei. „Wir schaffen ein höheres Maß an Vertrauen und Sicherheit“, erklärte eine Sprecherin der Bank auf Nachfrage. Wer Fragen hat, kann sich an das SCB Call Center unter 02-777-7777 wenden. Dort stehen Mitarbeiter in Deutsch, Englisch und Thai bereit.

Thailändische Banken im Wettlauf um digitale Sicherheit

Die Einführung der Gesichtserkennung bei der SCB ist Teil eines größeren Trends: Thailands Banken konkurrieren seit Jahren um die Vorherrschaft im digitalen Banking. Bereits 2021 führte die Bangkok Bank ein vergleichbares System ein, musste jedoch mit massiven Startschwierigkeiten kämpfen. Nutzer berichteten von Fehlversuchen bei der Gesichtserkennung, langen Wartezeiten und gesperrten Konten.

Die SCB wählte offenbar bewusst den späten Zeitpunkt, um von diesen Erfahrungen zu profitieren. „Dies verdeutlicht, dass die Bank auf Stabilität setzt, statt mit technischer Schnellschüssen Schlagzeilen zu machen“, analysiert der deutsche Wirtschaftsjournalist Thomas Keller, der seit über einem Jahrzehnt aus Bangkok berichtet.

Darüber hinaus zeigt sich, dass die SCB ihre internationale Kundschaft nicht aus den Augen verliert. In Thailand leben schätzungsweise 500.000 Ausländer, von Rentnern über Expats bis hin zu Investoren. Für sie ist die SCB EASY App eines der wichtigsten Werkzeuge im täglichen Finanzalltag.

Was Kunden jetzt konkret beachten müssen

Für viele Ausländer in Thailand stellt sich nun die Frage, wie sie sich rechtzeitig auf die Umstellung vorbereiten können. Experten raten dazu, die Registrierung nicht aufzuschieben, um Komplikationen zu vermeiden.

Wer häufig hohe Beträge überweist – etwa für Immobilienkäufe, geschäftliche Investitionen oder Schulgeldzahlungen – sollte bedenken, dass jede Transaktion über 50.000 Baht künftig den Gesichtsscan erfordert. Wer die App auf mehreren Geräten nutzt, muss sicherstellen, dass jedes neue Smartphone ebenfalls eine Verifikation durchläuft.

Der 61-jährige deutsche Unternehmer Klaus Becker, der in Pattaya eine Immobilienfirma betreibt, sieht die Umstellung positiv: „Wir arbeiten mit großen Summen, da ist zusätzliche Sicherheit zwingend notwendig. Lieber einmal das Gesicht scannen, als dass Millionen durch Betrug verloren gehen.“

Globale Dimension: Gesichtserkennung im internationalen Banking

Mit dem Schritt der SCB wird deutlich, dass biometrische Verfahren längst kein Randphänomen mehr sind, sondern sich als globaler Standard etablieren. In Europa setzen Banken zunehmend auf die Kombination aus Fingerabdruck und Gesichtsscan, während in China digitale Bezahlplattformen wie Alipay bereits flächendeckend auf diese Technik vertrauen.

Thailand folgt damit einem internationalen Trend, der das Banking revolutioniert. Kritiker warnen jedoch vor der Gefahr des Datenmissbrauchs. Biometrische Informationen gelten als besonders sensibel, weil sie im Gegensatz zu Passwörtern nicht geändert werden können. Sollte es zu einem Datenleck kommen, wären die Folgen für Betroffene kaum reparabel.

„Die Frage ist nicht, ob Gesichtserkennung funktioniert, sondern wer die Daten am Ende kontrolliert“, warnt der 45-jährige IT-Sicherheitsexperte Dr. Michael Schröder aus München.

Rückblick: Warum die SCB so lange zögerte

Dass die SCB mit der Einführung so spät dran ist, wirft Fragen auf. Insider vermuten, dass die Bank zunächst interne Systeme modernisieren musste, um die Technik zuverlässig zu integrieren. Andere Beobachter verweisen auf die komplizierte rechtliche Lage: Für ausländische Kunden galten lange Sonderregeln, die eine Umsetzung erschwerten.

„Die Verzögerung hatte weniger mit technischer Unfähigkeit zu tun, sondern vielmehr mit der komplexen Kundenstruktur“, so Analyst Richter. „Die SCB wollte vermeiden, ein System einzuführen, das nur für Thais funktioniert und Ausländer außen vor lässt.“

Damit wird deutlich: Die verspätete Umsetzung ist nicht nur Nachteil, sondern könnte sich sogar als Vorteil erweisen – weil die SCB aus den Fehlern der Konkurrenz lernen konnte.

Ausblick: Wie sicher ist das Banking von morgen?

Die Einführung der Gesichtserkennung markiert nicht das Ende, sondern den Beginn einer neuen Phase. Experten erwarten, dass Banken in den kommenden Jahren mehrstufige Sicherheitsverfahren kombinieren werden: Gesicht, Fingerabdruck, Stimmerkennung und Verhaltensanalysen.

Für die SCB könnte der Schritt auch ein Marketinginstrument sein. In einer Branche, in der Vertrauen und Sicherheit zentrale Faktoren sind, sendet die Bank ein starkes Signal: Man ist bereit, internationale Standards einzuhalten und den digitalen Wandel aktiv mitzugestalten.

Ob die Kunden die Neuerung als Erleichterung oder als Belastung empfinden, wird sich in den kommenden Monaten zeigen. Klar ist jedoch: Die Zeiten des ungeschützten Mobile Bankings sind vorbei.

Was halten Sie davon? Ihre Meinung zählt!

Die Einführung der Gesichtserkennung bei der SCB ist ein Einschnitt, der viele Ausländer in Thailand unmittelbar betrifft. Während einige die Maßnahme als längst überfälligen Schritt hin zu mehr Sicherheit begrüßen, äußern andere Bedenken über Datenschutz, technische Zuverlässigkeit und mögliche Hürden im Alltag. Wie sehen Sie das? Teilen Sie Ihre Erfahrungen und Einschätzungen gerne unten in den Kommentaren – die Diskussion ist eröffnet.

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Quelle: SCB Bank