Deutsche Frauen out, Thai-Frauen in? Männer ziehen Bilanz

Deutsche Frauen out, Thai-Frauen in? Männer ziehen Bilanz
Illustration via OpenAI (2025).

Es ist kurz nach acht Uhr abends in einer gemütlichen Kneipe in Düsseldorf. Zwei Männer sitzen sich gegenüber, beide Mitte fünfzig, beide verheiratet, beide Deutsche. Doch als das Gespräch auf ihre Ehefrauen kommt, könnte der Unterschied kaum größer sein. Michael erzählt von seiner Frau Sandra, mit der er seit zwanzig Jahren verheiratet ist, beide aus demselben Vorort, beide mit ähnlichen Biografien. Thomas hingegen schwärmt von Noi, seiner thailändischen Frau, die er vor fünf Jahren in Bangkok kennengelernt hat. Was als lockerer Plausch beginnt, entwickelt sich zu einem intensiven Austausch über zwei völlig verschiedene Welten der Partnerschaft.

Diese Szene spielt sich tausendfach in Deutschland ab. Immer mehr deutsche Männer gehen Beziehungen mit thailändischen Frauen ein, während andere bei deutschen Partnerinnen bleiben. Doch was steckt wirklich hinter dieser Entwicklung? Welche Unterschiede prägen den Alltag dieser Paare? Und vor allem: Gibt es tatsächlich so gravierende Unterschiede, wie manche behaupten?

Die Antworten auf diese Fragen sind komplexer, als es auf den ersten Blick scheint. Denn hinter jeder dieser Beziehungen stehen nicht nur kulturelle Prägungen, sondern auch ganz persönliche Geschichten, Sehnsüchte und manchmal auch Enttäuschungen. Was die einen als Bereicherung empfinden, sehen andere als Herausforderung. Was für die einen selbstverständlich ist, bedeutet für andere einen kompletten Neuanfang.

Wenn Zahlen eine Geschichte erzählen

Die Statistik des Ausländerzentralregisters zeichnet ein interessantes Bild. In den vergangenen zehn Jahren hat die Zahl der deutsch-thailändischen Ehen kontinuierlich zugenommen. Allein in Deutschland leben schätzungsweise zwischen fünfzehntausend und zwanzigtausend Paare, bei denen ein deutscher Mann mit einer thailändischen Frau verheiratet ist. Die meisten dieser Männer sind zwischen vierzig und sechzig Jahre alt, häufig geschieden oder verwitwet, oft auf der Suche nach einem Neuanfang.

Doch diese nüchternen Zahlen verraten nichts über die Geschichten dahinter. Sie sagen nichts darüber aus, was diese Männer bewegt, warum sie sich für eine Partnerin aus Thailand entscheiden und welche Erfahrungen sie in ihren Beziehungen machen. Um das zu verstehen, muss man tiefer graben, muss man sich die Lebenswirklichkeiten dieser Paare ansehen und auch jener, die den traditionellen Weg einer Beziehung mit einer deutschen Partnerin gewählt haben.

Die Gründe für diese Entwicklung sind vielfältig. Manche Männer berichten von negativen Erfahrungen in früheren Beziehungen mit deutschen Frauen, andere haben sich schlicht bei einem Urlaub in Thailand verliebt. Wieder andere suchen gezielt nach einer Partnerin, die ihrer Vorstellung von Weiblichkeit und Partnerschaft entspricht. Dabei spielen oft auch traditionelle Rollenbilder eine Rolle, die in Deutschland zunehmend hinterfragt werden, in Thailand aber noch stärker verankert sind.

Die Welt der Erwartungen

Klaus, zweiundfünfzig Jahre alt, Ingenieur aus Stuttgart, sitzt in seinem Wohnzimmer und blättert durch Fotoalben. Vor ihm liegen zwei Leben ausgebreitet. Das eine zeigt seine erste Ehe mit Petra, einer deutschen Lehrerin. Gemeinsame Urlaube an der Ostsee, Bilder von Elternabenden, Weihnachtsfeiern bei den Schwiegereltern. Das andere Album erzählt von seiner jetzigen Ehe mit Dao, einer Thailänderin aus der Provinz Udon Thani. Tempelbesuche, Familienfeste in Thailand, bunte Zeremonien.

Klaus beschreibt seine erste Ehe als gleichberechtigt, aber auch als anstrengend. Jede Entscheidung musste ausdiskutiert werden, beide Karrieren mussten unter einen Hut gebracht werden, beide wollten sich verwirklichen. Die Hausarbeit wurde penibel aufgeteilt, Wochenendausflüge akribisch geplant. Am Ende, so sagt Klaus, hätten sie sich mehr wie Geschäftspartner gefühlt als wie ein Liebespaar. Die Romantik sei der Gleichberechtigung zum Opfer gefallen, meint er, ohne dass er das Konzept der Gleichberechtigung grundsätzlich ablehne.

Mit Dao sei alles anders. Sie kümmere sich um den Haushalt, koche jeden Abend frisch, sorge dafür, dass er sich zuhause wohlfühle. Dafür übernehme er die Verantwortung für die Finanzen, treffe die großen Entscheidungen, plane die Zukunft. Es sei eine klassische Aufgabenteilung, gibt Klaus zu, aber für ihn funktioniere sie. Dao widerspricht nicht direkt, lächelt höflich, wenn Klaus spricht, serviert Tee und thailändische Snacks. Erst später, als Klaus kurz den Raum verlässt, wird sie offener.

Sie schätze die Sicherheit, sagt Dao in gebrochenem Deutsch. In Thailand hätte sie als alleinerziehende Mutter kaum eine Chance gehabt, ihrer Tochter eine gute Ausbildung zu ermöglichen. Hier in Deutschland könne sie das. Ja, sie führe den Haushalt, aber sie habe auch Freiheiten, die sie in Thailand nie gehabt hätte. Sie könne einen Deutschkurs besuchen, habe Zeit für sich selbst, müsse nicht von morgens bis abends auf Reisfeldern arbeiten oder in einem Restaurant schuften.

Der Alltag zwischen zwei Kulturen

Der Alltag in deutsch-thailändischen Beziehungen unterscheidet sich in vielen Punkten von dem in rein deutschen Partnerschaften. Ein zentraler Aspekt ist die Kommunikation. Während deutsche Paare in der Regel dieselbe Muttersprache sprechen und auf einen gemeinsamen kulturellen Hintergrund zurückgreifen können, müssen binationale Paare oft mit Sprachbarrieren und kulturellen Missverständnissen umgehen. Was in der einen Kultur als höflich gilt, kann in der anderen als distanziert wahrgenommen werden. Was für die eine Seite selbstverständlich ist, erscheint der anderen fremd.

Markus und seine Frau Sabine, beide aus Hamburg, kennen solche Probleme nicht. Sie haben gemeinsame Freunde, ähnliche Bildungshintergründe, teilen Kindheitserinnerungen an dieselben Fernsehserien und dieselben gesellschaftlichen Entwicklungen. Wenn sie streiten, dann auf Augenhöhe, mit denselben rhetorischen Mitteln, denselben kulturellen Referenzen. Beide arbeiten Vollzeit, beide teilen sich die Kinderbetreuung, beide haben ihre eigenen Hobbys und Freundeskreise.

Diese Gleichberechtigung, die für Sabine und Markus selbstverständlich ist, funktioniert aber nicht konfliktfrei. Sabine erzählt von Abenden, an denen beide zu erschöpft sind, um noch ein vernünftiges Gespräch zu führen. Von Diskussionen darüber, wer das Kind vom Kindergarten abholt, wer einkauft, wer kocht. Von dem Gefühl, dass die Romantik manchmal auf der Strecke bleibt, wenn beide im Hamsterrad des Alltags gefangen sind. Gleichzeitig betont sie, dass sie diese Partnerschaft auf Augenhöhe nicht missen möchte, dass es für sie undenkbar wäre, in traditionelle Rollenmuster zurückzufallen.

In deutsch-thailändischen Beziehungen hingegen sind die Rollen oft klarer verteilt. Die thailändische Partnerin übernimmt häufig den Haushalt und die Betreuung der Familie, der deutsche Mann geht arbeiten und sichert das Einkommen. Das klingt nach einem Modell aus den fünfziger Jahren, doch viele dieser Paare berichten, dass es für sie gut funktioniert. Die Frauen schätzen die finanzielle Sicherheit, die Männer genießen die Fürsorge. Allerdings gibt es auch Schattenseiten, die oft erst nach Jahren sichtbar werden.

Die Frage der Abhängigkeit

Ein heikles Thema in deutsch-thailändischen Beziehungen ist die Abhängigkeit. Viele thailändische Frauen kommen nach Deutschland, ohne die Sprache zu sprechen, ohne Berufsabschluss, ohne soziales Netzwerk. Sie sind vollständig auf ihre Ehemänner angewiesen, zumindest in den ersten Jahren. Das kann zu einem Machtungleichgewicht führen, das beide Seiten belastet. Während die Frauen sich isoliert fühlen und Heimweh haben, tragen die Männer die Last der alleinigen Verantwortung.

Soziologin Dr. Andrea Müller forscht seit Jahren zu binationalen Beziehungen. Sie warnt vor einer zu romantischen Sicht auf deutsch-thailändische Ehen. Viele dieser Beziehungen basierten nicht auf einer gleichberechtigten Begegnung, sondern auf einem ökonomischen Tausch. Die Frau erhalte finanzielle Sicherheit und einen Aufenthaltsstatus, der Mann bekomme Fürsorge und Anerkennung. Das könne funktionieren, sei aber anfällig für Probleme, wenn sich die Lebensumstände ändern.

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Tatsächlich zeigen Studien, dass die Scheidungsrate bei deutsch-thailändischen Ehen höher liegt als bei rein deutschen Ehen. Ein Grund dafür sind die unterschiedlichen Erwartungen. Manche Männer stellen nach einigen Jahren fest, dass ihre Frau nicht das demütige, fügsame Wesen ist, das sie sich erhofft hatten. Die Frauen wiederum merken, dass das Leben in Deutschland nicht dem Paradies entspricht, das ihnen versprochen wurde. Sprachbarrieren, Heimweh, Isolation und kulturelle Unterschiede können eine Beziehung belasten.

In deutschen Partnerschaften sind die Karten oft anders gemischt. Beide Partner sind in der Regel finanziell unabhängig, haben eigene Karrieren, eigene Freundeskreise. Das reduziert die Abhängigkeit, schafft aber auch weniger Notwendigkeit, zusammenzubleiben. Wenn es nicht mehr passt, kann jeder gehen, ohne in existenzielle Not zu geraten. Diese Freiheit kann eine Beziehung belasten, aber auch befreien. Sie zwingt beide Partner, immer wieder neu zu entscheiden, ob sie zusammenbleiben wollen.

Familie als Belastung oder Bereicherung

Ein Aspekt, der in deutsch-thailändischen Beziehungen oft unterschätzt wird, ist die Bedeutung der Familie. In Thailand ist die Familie das soziale Sicherheitsnetz. Kinder unterstützen ihre Eltern finanziell, Geschwister helfen einander, die Großfamilie ist eng vernetzt. Wenn eine thailändische Frau einen deutschen Mann heiratet, erwartet ihre Familie häufig, dass er dieses Sicherheitsnetz mitübernimmt. Regelmäßige Geldüberweisungen nach Thailand sind in vielen deutsch-thailändischen Ehen selbstverständlich.

Peter aus München hat das am eigenen Leib erfahren. Seine Frau Som schickt jeden Monat mehrere hundert Euro nach Thailand, um ihre Eltern zu unterstützen und ihre jüngeren Geschwister bei der Ausbildung zu helfen. Anfangs hatte Peter kein Problem damit, schließlich war es nicht viel Geld. Doch als Soms Bruder ein Motorrad brauchte, dann der Vater eine neue Wasserpumpe für den Reisanbau, und schließlich die gesamte Familie zu Soms Onkels Beerdigung fliegen wollte, summierte sich das. Peter fühlte sich ausgenutzt, Som fühlte sich zwischen ihrer deutschen und ihrer thailändischen Familie zerrissen.

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In deutschen Partnerschaften spielt die erweiterte Familie meist eine geringere Rolle. Natürlich gibt es auch hier Unterstützung zwischen den Generationen, aber die Erwartungshaltung ist eine andere. Erwachsene Kinder sind finanziell unabhängig, die Eltern haben ihre eigene Altersvorsorge. Der Fokus liegt auf der Kernfamilie, nicht auf der Großfamilie. Das reduziert finanzielle Belastungen, kann aber auch zu einem Gefühl der Isolation führen.

Wenn die Realität die Illusion einholt

Nach fünf Jahren Ehe steht Thomas vor den Scherben seiner Beziehung. Seine Frau Noi hat ihn verlassen, zurück nach Thailand. Was war passiert? Thomas hatte sich eine fürsorgliche, dankbare Partnerin erhofft, die ihm den Alltag verschönert und ihn nach Jahren der Einsamkeit wieder glücklich macht. Noi hatte sich ein besseres Leben erhofft, Wohlstand, Sicherheit, vielleicht auch Liebe. Beide hatten sich getäuscht.

Thomas musste feststellen, dass Noi nicht nur eine Ehefrau sein wollte, sondern auch ein Mensch mit eigenen Bedürfnissen, Träumen und Frustrationen. Sie lernte Deutsch, fand Freundinnen in der thailändischen Community, wurde selbstbewusster. Sie begann, Thomas zu widersprechen, eigene Wünsche zu äußern, ein eigenes Leben aufzubauen. Für Thomas fühlte sich das wie ein Verrat an ihrer Abmachung an. Er hatte doch alles gegeben, ihr ein gutes Leben ermöglicht, sie aus der Armut geholt.

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Noi wiederum erzählt eine andere Geschichte. Sie habe sich in Deutschland gefangen gefühlt, abhängig von einem Mann, der sie nicht als gleichwertige Partnerin sah, sondern als Angestellte. Der ihre Meinung nicht ernst nahm, ihre Gefühle nicht verstand, ihre Kultur nicht respektierte. Als ihre Mutter schwer krank wurde und sie nach Thailand reisen wollte, verweigerte Thomas ihr das Geld. Das sei der Moment gewesen, sagt Noi, in dem sie verstanden habe, dass diese Ehe ein goldener Käfig war.

Geschichten wie diese sind keine Seltenheit. Viele deutsch-thailändische Beziehungen scheitern, weil die Erwartungen zu unterschiedlich waren, weil die Kommunikation nicht funktioniert hat, weil eine Seite die andere nicht als gleichwertigen Menschen gesehen hat. Andererseits gibt es auch zahlreiche Beispiele für glückliche, langjährige Ehen zwischen deutschen Männern und thailändischen Frauen. Der Unterschied liegt oft darin, wie beide Partner mit den kulturellen Unterschieden umgehen, ob sie bereit sind, voneinander zu lernen, und ob sie die Beziehung auf gegenseitigem Respekt aufbauen.

Die Sexualität als Tabu und Projektionsfläche

Ein Thema, das in Diskussionen über deutsch-thailändische Beziehungen oft mitschwingt, aber selten offen angesprochen wird, ist die Sexualität. Viele deutsche Männer berichten, dass sie in ihren Beziehungen mit thailändischen Frauen eine erfülltere Sexualität erleben. Sie beschreiben ihre Partnerinnen als leidenschaftlicher, weniger verkopft, offener für ihre Wünsche. Gleichzeitig bedienen diese Aussagen auch Klischees und Stereotype, die thailändische Frauen auf ihre Sexualität reduzieren.

Die Realität ist komplexer. Tatsächlich sind die Geschlechterrollen in Thailand anders geprägt als in Deutschland. Während in Deutschland seit Jahrzehnten über sexuelle Selbstbestimmung, Konsens und Gleichberechtigung im Schlafzimmer diskutiert wird, sind diese Themen in Thailand weniger präsent. Viele thailändische Frauen wachsen mit der Vorstellung auf, dass es ihre Aufgabe ist, ihrem Ehemann zu gefallen. Das kann für manche deutsche Männer attraktiv sein, birgt aber auch die Gefahr der Ausbeutung.

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In deutschen Partnerschaften hingegen ist die Sexualität oft stärker von Gleichberechtigung geprägt. Beide Partner artikulieren ihre Wünsche, beide haben ein Recht auf Erfüllung, beide können auch Nein sagen. Das kann zu einer befriedigenden Sexualität führen, erfordert aber auch viel Kommunikation und Kompromissbereitschaft. Manche Männer empfinden das als anstrengend, als zu verkopft. Sie sehnen sich nach einer spontaneren, weniger diskursiven Sexualität.

Psychologe Dr. Stefan Weber warnt vor solchen Vereinfachungen. Die Vorstellung, thailändische Frauen seien per se sexuell verfügbarer oder unkomplizierter, sei ein Mythos, der auf kolonialen Denkmustern beruhe. In Wirklichkeit seien auch thailändische Frauen Individuen mit unterschiedlichen Bedürfnissen, Wünschen und Grenzen. Die Tatsache, dass manche deutsche Männer diese Grenzen nicht wahrnehmen, sage mehr über ihre Erwartungshaltung aus als über die Realität.

Integration oder Parallelwelt

Ein weiterer wichtiger Unterschied zwischen deutsch-thailändischen und rein deutschen Beziehungen ist die Frage der Integration. Während deutsche Paare selbstverständlich in dieselbe Gesellschaft eingebettet sind, müssen binationale Paare oft entscheiden, wie viel Integration sie anstreben und wie viel kulturelle Eigenständigkeit sie bewahren wollen. Manche thailändische Frauen lernen perfekt Deutsch, finden Arbeit, schließen deutsche Freundschaften und integrieren sich vollständig. Andere bleiben in der thailändischen Community, sprechen auch nach Jahren kaum Deutsch und leben in einer Art Parallelwelt.

Diese Parallelwelten können für beide Partner problematisch sein. Der deutsche Mann bleibt außen vor, versteht nicht, worüber seine Frau sich mit ihren Freundinnen unterhält, fühlt sich ausgeschlossen. Die thailändische Frau wiederum findet keinen Anschluss an die deutsche Gesellschaft, bleibt abhängig von ihrem Mann, fühlt sich isoliert. In erfolgreichen deutsch-thailändischen Beziehungen gelingt es beiden Partnern, Brücken zu bauen. Sie lernen die Sprache des anderen, respektieren die kulturellen Hintergründe, schaffen gemeinsame Rituale.

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In deutschen Partnerschaften stellt sich diese Frage nicht in derselben Form. Beide Partner teilen denselben kulturellen Hintergrund, sprechen dieselbe Sprache, bewegen sich in denselben sozialen Kreisen. Das erleichtert vieles, kann aber auch bedeuten, dass man sich zu ähnlich ist. Manche Paare berichten, dass ihnen die kulturelle Vielfalt fehlt, die binationale Beziehungen mit sich bringen. Sie sehnen sich nach neuen Perspektiven, anderen Denkweisen, fremden Traditionen.

Die Frage nach dem Warum

Was bewegt also deutsche Männer dazu, eine thailändische Frau zu heiraten statt einer deutschen? Die Antworten sind so vielfältig wie die Männer selbst. Manche haben sich schlicht verliebt, ohne lange über Nationalitäten nachzudenken. Andere suchen gezielt nach einer Partnerin, die ihren Vorstellungen von Weiblichkeit und Partnerschaft entspricht. Wieder andere fühlen sich von deutschen Frauen abgelehnt, zu alt, zu unattraktiv, zu wenig erfolgreich.

Soziologin Dr. Müller sieht in dieser Entwicklung auch ein Symptom gesellschaftlicher Veränderungen. Die traditionellen Geschlechterrollen, die in Deutschland lange Zeit selbstverständlich waren, werden zunehmend infrage gestellt. Frauen fordern Gleichberechtigung, eigene Karrieren, partnerschaftliche Aufgabenteilung. Manche Männer kommen mit diesen Veränderungen gut zurecht, andere fühlen sich überfordert. Sie suchen nach Partnerinnen, die ihnen das geben, was sie bei deutschen Frauen vermissen: Anerkennung, Fürsorge, traditionelle Weiblichkeit.

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Doch diese Suche birgt Gefahren. Wer eine Partnerin vor allem nach ihrer Nationalität oder ihrer vermeintlichen Rolle auswählt, läuft Gefahr, einen Menschen zu übersehen. Die thailändische Frau ist nicht einfach nur Thai, sondern ein Individuum mit eigener Persönlichkeit, eigenen Träumen und Bedürfnissen. Wer das nicht erkennt, wird früher oder später enttäuscht werden. Umgekehrt gilt dasselbe für die Frauen. Wer einen deutschen Mann nur als Ticket zu einem besseren Leben sieht, wird ebenfalls feststellen, dass die Realität komplizierter ist als der Traum.

Wo Chancen und Risiken liegen

Jede Beziehung hat ihre Stärken und Schwächen, ihre Chancen und Risiken. Deutsch-thailändische Partnerschaften bieten die Möglichkeit, zwei Kulturen zu verbinden, voneinander zu lernen, den eigenen Horizont zu erweitern. Sie können bereichernd sein, neue Perspektiven eröffnen, das Leben bunter machen. Gleichzeitig bergen sie besondere Herausforderungen: Sprachbarrieren, kulturelle Missverständnisse, unterschiedliche Erwartungen, finanzielle Belastungen durch die Familie in Thailand.

Rein deutsche Partnerschaften haben den Vorteil der gemeinsamen Sprache, des gemeinsamen kulturellen Hintergrunds, der ähnlichen Sozialisation. Beide Partner verstehen die Codes und Regeln der Gesellschaft, in der sie leben. Sie können auf Augenhöhe kommunizieren, haben ähnliche Bildungswege hinter sich, teilen oft vergleichbare Wertvorstellungen. Gleichzeitig kann diese Ähnlichkeit auch zur Routine führen. Manche Paare berichten, dass ihnen die Spannung fehlt, die Überraschung, das Fremde.

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Was ist also besser? Die Antwort lautet: Es kommt darauf an. Auf die individuellen Menschen, auf ihre Bedürfnisse, auf ihre Bereitschaft, sich auf einander einzulassen. Eine deutsch-thailändische Beziehung ist nicht per se besser oder schlechter als eine rein deutsche. Entscheidend ist, ob beide Partner einander respektieren, ob sie bereit sind, Kompromisse zu schließen, ob sie die Beziehung auf gegenseitiger Wertschätzung aufbauen.

Die Auflösung: Es gibt keine einfache Antwort

Zurück zur Düsseldorfer Kneipe, wo Michael und Thomas noch immer sitzen. Der Abend ist lang geworden, beide haben viel erzählt, viel zugehört. Michael von seiner deutschen Frau Sandra, von den Höhen und Tiefen einer gleichberechtigten Partnerschaft, von den Diskussionen und Kompromissen. Thomas von seiner thailändischen Frau Noi, von der Fürsorge und der Dankbarkeit, aber auch von den Herausforderungen und Missverständnissen.

Am Ende der Nacht stellen beide fest, dass es keine einfachen Antworten gibt. Beide Beziehungsmodelle haben ihre Vorzüge und ihre Probleme. In Michaels Ehe herrscht Gleichberechtigung, aber manchmal auch Erschöpfung und Routine. In Thomas‘ Ehe gibt es klare Rollen, aber auch Abhängigkeiten und kulturelle Hürden. Beide Männer lieben ihre Frauen, beide arbeiten täglich an ihren Beziehungen, beide machen Fehler und lernen daraus.

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Die Vorstellung, man könne eine Partnerin einfach nach Nationalität auswählen wie ein Produkt aus dem Katalog, erweist sich als Illusion. Jede Frau ist ein Individuum, unabhängig davon, ob sie aus Deutschland oder Thailand kommt. Jede Beziehung ist einzigartig, geprägt von den Menschen, die sie führen, nicht von ihrer Herkunft. Wer eine thailändische Frau heiratet und erwartet, dass sie automatisch fügsam, dankbar und fürsorglich ist, wird genauso enttäuscht werden wie jemand, der von einer deutschen Frau erwartet, dass sie automatisch emanzipiert, selbstständig und unkompliziert ist.

Die erfolgreichsten Beziehungen, egal ob binational oder nicht, sind jene, in denen beide Partner einander als Menschen sehen. Wo gegenseitiger Respekt herrscht, wo Kommunikation funktioniert, wo beide bereit sind, voneinander zu lernen und aneinander zu wachsen. Kulturelle Unterschiede können eine Bereicherung sein, aber nur, wenn beide Seiten bereit sind, sich damit auseinanderzusetzen. Ähnlichkeit kann Sicherheit geben, aber nur, wenn sie nicht in Langeweile mündet.

Was bleibt am Ende

Die Debatte über deutsche Männer mit thailändischen Frauen versus deutsche Paare wird weitergehen. Zu unterschiedlich sind die Erfahrungen, zu komplex die Realitäten. Was für den einen das Glück bedeutet, ist für den anderen der falsche Weg. Entscheidend ist nicht die Nationalität der Partnerin, sondern die Qualität der Beziehung. Eine deutsch-thailändische Ehe kann genauso erfüllend oder problematisch sein wie eine rein deutsche. Es hängt von den Menschen ab, die sie führen.

Wer über eine Beziehung mit einer thailändischen Frau nachdenkt, sollte sich ehrlich fragen, was er sucht. Geht es um echte Liebe und gegenseitigen Respekt? Oder um die Erfüllung von Klischees und Fantasien? Ist man bereit, sich auf eine andere Kultur einzulassen, eine neue Sprache zu lernen, die Familie in Thailand zu unterstützen? Kann man mit den Herausforderungen umgehen, die eine binationale Beziehung mit sich bringt?

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Wer in einer deutschen Partnerschaft lebt, sollte ebenfalls reflektieren. Schätzt man die Gleichberechtigung, die gemeinsame Sprache, das gegenseitige Verständnis? Oder vermisst man etwas, sucht man nach einer anderen Form der Beziehung? Sind die Konflikte, die aus der Gleichberechtigung entstehen, ein Preis, den man gerne zahlt? Oder wünscht man sich eine klarere Rollenverteilung?

Die Wahrheit ist, dass beide Beziehungsformen funktionieren können, wenn die Chemie stimmt, wenn beide Partner einander respektieren, wenn die Liebe echt ist. Die Nationalität der Partnerin ist nur ein Aspekt unter vielen. Wichtiger sind Charakter, Werte, Lebensziele, Humor, Empathie. Eine glückliche Beziehung entsteht nicht dadurch, dass man eine Frau aus dem richtigen Land auswählt, sondern dadurch, dass man den richtigen Menschen findet.

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In einer Welt, die immer globaler wird, in der Menschen über Grenzen hinweg Beziehungen eingehen, ist das vielleicht die wichtigste Erkenntnis. Jede Liebe ist einzigartig, jede Beziehung hat ihre eigene Geschichte. Ob die Partnerin aus Deutschland oder Thailand kommt, aus Europa oder Asien, ist letztlich weniger entscheidend als die Frage, ob zwei Menschen bereit sind, gemeinsam durchs Leben zu gehen, mit allen Höhen und Tiefen, mit allen Unterschieden und Gemeinsamkeiten.

Michael und Thomas verlassen die Kneipe als Freunde. Beide haben verstanden, dass es keine universelle Antwort gibt. Beide haben erkannt, dass ihre Beziehungen unterschiedlich, aber gleichermaßen wertvoll sind. Beide wissen, dass sie auch morgen wieder an ihren Ehen arbeiten werden, egal ob mit einer deutschen oder einer thailändischen Partnerin. Denn am Ende zählt nicht die Herkunft, sondern die Liebe.

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3 Kommentare zu „Deutsche Frauen out, Thai-Frauen in? Männer ziehen Bilanz

  1. Dieser Artikel spiegelt gar nicht meine Erfahrungen wieder – und zeigt mir nur, dass es auch hier einen massiven Unterschied der Generationen gibt.

    „Mann zahlt, Frau kümmert“ habe ich noch nie erlebt. Weder in Deutschland (Ostdeutschland sowieso nicht), noch in Thailand. Die Frauen bestanden schon beim ersten Date auf 50:50 und die wenigsten wollten in die finanzielle Abhängigkeit eines Mannes. Die thailändischen Frauen mögen zwar traditioneller sein, aber ins Patriarchat zurück wollen sie nicht. Zumindest die jüngeren Frauen nicht. Hab schon von einigen thailändischen Frauen gehört, die sich von ihrem ausländischen Mann getrennt haben, weil er eben wirklich dachte, mit ihr in die 1950er zurückgehen zu können – inklusive Kontakt- und Ausgehverboten.

    Bin aber halt auch nicht ü50, sondern in meinen 30ern – und habe Frauen in ihren 20ern gedated. Und ich bin eigentlich auch sehr stolz darauf, dass ich mir noch nie eine Beziehung „erkaufen“ musste. Das lag auch nicht zuletzt daran, dass ich Frauen (egal woher) sofort in die Wüste geschickt habe, wenn sie mich zum Geldesel machen wollten – was aber nur sehr selten vorkam.

    Denn mal ehrlich: Die Frauen, die wirklich bereitwillig in so ein Modell gehen oder sogar darauf bestehen, sind meistens kalt berechnend. Manchmal planen sie die Scheidung sogar mit ein. Der Artikel bestätigt das ja mit den höheren Scheidungsraten – will gar nicht wissen, wie viele davon geplant waren. Und sei es nur für ein Visum mit Aufenthaltsrecht.

    Ich bin dann doch besser damit gefahren, meine Beziehung auf meinem Charakter, meiner zwischenmenschlichen Fürsorge (ja, die kann man auch als Mann einer Frau geben) und meiner stoischen Gelassenheit zu bauen, statt auf meinem Geldbeutel. Hätte auch keine Lust auf eine Frau, die mich sofort verlässt, sollte der Geldfluss mal versiegen. Das heißt übrigens alles auch nicht, dass man seine Autorität als Mann aufgeben muss. Ich würde eher sagen, dass jemand, der seine männliche Autorität nur mit finanzieller Abhängigkeit statt echtem Respekt aufbauen kann, doch ein paar zwischenmenschliche Defizite hat. Genauso wie bei einer Frau, die nur auf ihre Sexualität bauen kann. Echten Respekt muss man sich durch Charakter verdienen. Und eine stabile Beziehung ist ohne Respekt nicht möglich – egal in welcher Kultur.

  2. Viele deutsche Männer lieben es im Alter bequem und lassen sich gerne verwöhnen und bedienen. Ich persönlich gehöre aber nicht zu dieser Gattung… 🙏

  3. Diese Stereotypen zu pflegen helfen meines Erachtens nicht wirklich weiter. Glücklicherweise ist jeder und jede, geprägt durch seine/ihre Kultur und Herkunft anders gestrickt. Und das ist auch gut so….

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