Bangkok erlebt ein politisches Comeback, das selbst erfahrene Beobachter überrascht. Der ehemalige Premierminister Abhisit Vejjajiva steht wieder an der Spitze der ältesten Partei des Landes – mit fast 100 Prozent Zustimmung.
Triumph für den alten Parteichef
Am 18. Oktober 2025 wurde der 61-jährige Abhisit Vejjajiva auf einem Sonderparteitag in Bangkok mit 96,18 Prozent der Stimmen erneut zum Vorsitzenden der Demokratischen Partei gewählt. Die Abstimmung gilt als klares Signal der Geschlossenheit – und als Rückkehr eines Politikers, der bereits Geschichte geschrieben hat.
Abhisit war bereits von 2005 bis 2019 Parteichef. Nach der schweren Wahlniederlage 2019 – damals erhielt die Partei nur 53 Sitze – trat er zurück, um Verantwortung zu übernehmen. Jetzt kehrt er zurück, um die Partei wiederzubeleben.
„Mein Herz war nie fort von hier“, sagte Abhisit in seiner Antrittsrede, sichtlich bewegt.
Vom Oxford-Absolventen zum Premierminister
Geboren am 3. August 1964 im englischen Newcastle upon Tyne, stammt Abhisit aus einer gebildeten thailändisch-chinesischen Familie. Er studierte an der Universität Oxford Philosophie, Politik und Wirtschaft und schloss mit einem Master in Volkswirtschaft ab.
Seine politische Karriere begann früh: Mit 27 Jahren zog er 1992 als einer der jüngsten Abgeordneten in das Parlament ein. Schnell machte er sich einen Namen als brillanter Redner und moderater Reformer.
2008 wurde er Thailands 27. Premierminister. Während seiner Amtszeit führte er das Land durch die globale Finanzkrise – und galt zeitweise als Hoffnungsträger für Stabilität und Modernisierung.
Schatten über seiner Amtszeit
Doch seine Regierungszeit blieb nicht ohne Skandal. 2010 kam es bei den „Rothemden“-Protesten in Bangkok zu einem blutigen Militäreinsatz mit über 90 Toten und Tausenden Verletzten. Kritiker nannten ihn daraufhin den „Premier mit Blut an den Händen“.
Trotzdem blieb Abhisit für viele das Gesicht einer sauberen, pro-westlichen Politik. Er forderte strengere Gesetze gegen Korruption – auch wenn Mitglieder seiner eigenen Kabinette immer wieder in Affären verwickelt waren.
Comeback in schwierigen Zeiten
Abhisits Rückkehr fällt in eine Phase politischer Unsicherheit. Der bisherige Parteichef Chalermchai Sri-on trat aus Gesundheitsgründen zurück. Gleichzeitig steht die Regierung von Premierminister Anutin Charnvirakul auf wackeligen Beinen.
Anutin kündigte an, das Parlament innerhalb von vier Monaten aufzulösen und Neuwahlen Anfang 2026 anzusetzen. Viele Beobachter sehen Abhisit als möglichen Herausforderer für das Amt des Premierministers.
Hoffnung auf Stabilität und Erneuerung
Politikanalysten sprechen von einer „strategischen Rückkehr“: Die Demokratische Partei will sich mit Abhisits Erfahrung und internationalem Profil neu positionieren. Seine Aufgabe: die Partei zu einen, konservative Wähler zurückzugewinnen und Vertrauen aufzubauen.
„Er bringt Intellekt, Erfahrung und ein Gefühl für internationale Politik mit“, sagte ein Parteisprecher. Doch ob das reicht, um gegen populäre Bewegungen anzutreten, bleibt offen.
Abhisit ist zurück – mit alten Wunden, neuer Hoffnung und einem klaren Ziel: die Demokraten wieder zur führenden politischen Kraft Thailands zu machen.



