Anutin: USA koppeln Zölle nicht an Grenzstreit

Anutin: USA koppeln Zölle nicht an Grenzstreit
The Pattaya News

BANGKOK, THAILAND In den frühen Morgenstunden des gestrigen Tages veröffentlichte Premierminister Anutin Charnvirakul eine Botschaft, die in Bangkok diplomatische Kreise aufhorchen ließ. Der Regierungschef teilte mit, dass US-Präsident Donald Trump ihm über den malaysischen Premier Anwar Ibrahim versichert habe, die Vereinigten Staaten würden die laufenden Zollverhandlungen nicht mit dem Streit um die Grenzdeklaration mit Kambodscha verknüpfen.

Späte Nacht – und eine beruhigende Botschaft

Anutins Mitteilung erschien um 1:44 Uhr Ortszeit auf Facebook. Darin schilderte der Premier ein Telefonat mit Anwar am späten 15. November, kurz nach dessen Gespräch mit Trump. Laut Anwar habe der US-Präsident seine Unterstützung für humanitäres Minenräumen entlang der thailändisch-kambodschanischen Grenze betont.

„Präsident Trump stimmt meiner Haltung zu, dass die Räumung von Landminen ein entscheidend wichtiges Thema des gemeinsam unterzeichneten Abkommens ist. Er bat die thailändische Regierung, die Arbeiten so schnell wie möglich zu beschleunigen – wegen der großen Gefahr für die Bevölkerung.“

Keine Verknüpfung von Handel und Sicherheit

Besonders hob Anutin hervor, dass Trump über Anwar habe ausrichten lassen: „Die USA werden Thailands Aussetzung der Grenzdeklaration nicht mit den Zollgesprächen verknüpfen.“ Damit reagierte er auf Spekulationen, Washington könne wirtschaftlichen Druck zur Durchsetzung außenpolitischer Ziele ausüben.

Anutin erklärte weiter, er habe Anwars Zustimmung erhalten, den Austausch zu veröffentlichen – „Mach ruhig, Anutin“, habe dieser geantwortet. Eine offizielle Bestätigung aus Kuala Lumpur stand am Sonntagmorgen jedoch noch aus.

Streit um Minen und Verantwortung

Der diplomatische Vorstoß kam inmitten wachsender Spannungen an der Grenze zwischen Thailand und Kambodscha. Bangkok hatte am 10. November überraschend die Umsetzung der Kuala-Lumpur-Erklärung vom 26. Oktober ausgesetzt – eines US-vermittelten Waffenstillstands. Anlass war eine Landmine in der Provinz Sisaket, die zwei thailändische Soldaten schwer verletzte.

Thailand machte Phnom Penh verantwortlich und sprach von neu gelegten Minen, obwohl der Waffenstillstand Neuminen explizit verbietet. Untersuchungsteams mit ASEAN-Inspektoren bestätigten, dass die Minen jüngeren Datums seien.

Kambodscha wies die Vorwürfe als unbegründet zurück und erhob seinerseits Anschuldigungen gegen Thailand. Angeblich sei am 12. November durch thailändisches Feuer ein Zivilist getötet und drei weitere verletzt worden. Phnom Penh evakuierte daraufhin Anwohner im Grenzgebiet bei Prey Chan und forderte ASEAN als Vermittler auf den Plan.

Politische Dimension und historische Bürde

Beide Staaten verweisen auf jahrzehntealte Grenzabkommen aus der Kolonialzeit, deren unklare Karten immer wieder zu Konflikten führten – etwa rund um den Tempel Preah Vihear, den der Internationale Gerichtshof bereits 1962 Kambodscha zugesprochen und 2013 nochmals bestätigt hatte.

Erst im Mai 2025 hatte sich der Streit im sogenannten Smaragd-Dreieck dramatisch zugespitzt. Eine fünftägige Auseinandersetzung im Juli forderte 38 Tote und vertrieb über 300.000 Menschen. Erst ein Waffenstillstand Ende Juli, vermittelt durch Trumps persönlichen Druck, brachte vorläufige Ruhe.

Volkswirtschaftliche Risiken und innenpolitischer Druck

Für Thailand steht in der Auseinandersetzung viel auf dem Spiel. Die jährlichen US-Exporte im Wert von rund 50 Milliarden US-Dollar drohen ohne Einigung mit 19 Prozent Zöllen belastet zu werden. Die Regierung in Bangkok betrachtet die Gespräche als wirtschaftliche Lebensader – insbesondere für Elektronik- und Agrarprodukte.

Anutin, der seit September im Amt ist, versucht, zugleich innenpolitische Unruhe und wachsende Kritik an seiner Außenpolitik zu besänftigen. Seine Erklärung in der Nacht zeigte deshalb den Versuch, wirtschaftliche und sicherheitspolitische Fragen klar voneinander zu trennen.

Ausblick: Zwischen Hoffnung und Vorsicht

Thailands Außenministerium lud ASEAN-Beobachter zu weiteren Überprüfungen der betroffenen Grenzgebiete ein. Auch der nationale Sicherheitsrat in Bangkok soll sich in den kommenden Tagen mit der Lage befassen.

Analysten deuten Trumps angebliche Zusage als möglichen Schritt zur Beruhigung der Beziehungen zwischen Bangkok und Washington – zugleich warnen sie vor anhaltender Fragilität des Grenzfriedens.

„Solange sich beide Seiten auf diplomatische Lösungen konzentrieren, besteht Grund zur Zuversicht – aber die Minenfelder bleiben eine reale Gefahr“, kommentierte ein regionaler Sicherheitsexperte am Sonntag in Bangkok.

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Quelle: The Pattaya News

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