HOI AN, VIETNAM – Ein heftiger Taifun hat an der vietnamesischen Zentralküste ein außergewöhnliches Stück Geschichte sichtbar gemacht: Nach dem Durchzug von Taifun „Kalmaegi“ wurde am Strand der Stadt Hoi An das Wrack eines alten Holzschiffs freigelegt, das vermutlich zwischen dem 14. und 16. Jahrhundert erbaut wurde.
Entdeckung nach dem Sturm
Der Taifun hatte vergangene Woche mit orkanartigen Böen und meterhohen Flutwellen schwere Verwüstungen in Vietnam angerichtet. Am Strand von Hoi An legten die gewaltigen Wassermassen dabei ein mehr als 17 Meter langes Schiffswrack frei, das bisher unter Sand und Wasser verborgen gewesen war.
Zahlreiche Schaulustige kamen seitdem an die Fundstelle, um das freigelegte Holzgerüst zu sehen, das in der Sonne aus dem feuchten Sand ragte. Auf einem Foto vom 9. November 2025 war das Wrack noch teilweise überflutet.

Archäologen drängen auf sofortige Bergung
Bereits 2023 war das Wrack kurzzeitig entdeckt, jedoch schnell wieder vom Meer überflutet worden. Fachleute aus Hoi An und Ho-Chi-Minh-Stadt hatten damals erste Untersuchungen vorgenommen. Sie stellten fest, dass das Schiff aus hartem, widerstandsfähigem Holz gebaut und mit wasserdichten Materialien abgedichtet worden war – ein Hinweis darauf, dass es für lange Seereisen gedacht war, möglicherweise als Handels- oder Marineschiff.
Der Direktor des Zentrums für die Erhaltung des UNESCO-Weltkulturerbes in Hoi An, Pham Phu Ngoc, erklärte, man bemühe sich derzeit um eine behördliche Sondergenehmigung: „Wir wollen das Wrack so schnell wie möglich sichern und ausgraben.“
Hoi An als kulturelles Zentrum
Hoi An, rund 30 Kilometer südlich von Da Nang, war in jener Zeit ein wichtiger Knotenpunkt im internationalen Seehandel Ostasiens. Über seinen Hafen wurden Seide, Keramik und Gewürze verschifft. Die weitgehend erhaltene Altstadt gehört heute zum UNESCO-Weltkulturerbe und zieht jährlich Tausende Besucher an.
Die Bergung des Schiffs könnte nicht nur historische Erkenntnisse über die Baukunst jener Epoche liefern, sondern auch neue Hinweise auf die Beziehungen Vietnams zu den Handelsnetzen der damaligen Region geben.
Taifun Kalmaegi hinterlässt Spur der Zerstörung
Während Forscher Vorbereitungen zur Bergung treffen, kämpft das Land weiterhin mit den Folgen von Taifun Kalmaegi. Der Wirbelsturm hatte auf den Philippinen und in Vietnam schwere Schäden hinterlassen:
• In Vietnam kamen fünf Menschen ums Leben.
• Auf den Philippinen wurden mehr als 200 Tote gezählt.
• Ganze Regionen stehen weiterhin unter Wasser.
Aktuell zieht ein weiterer Tropensturm über die Philippinen hinweg und sorgt für neue Warnungen vor Überschwemmungen und Sturzfluten.
Für Vietnam bleibt „Kalmaegi“ ein doppeltes Ereignis – Zerstörung und Entdeckung zugleich. Was der Sturm im Sand von Hoi An freigelegt hat, könnte sich als einer der bedeutendsten archäologischen Funde des Landes erweisen.
Hintergrund
Die vietnamesischen Behörden betonen, dass der Schutz des Wracks während der Bergung oberste Priorität habe. Fachleute hoffen, dass die Konservierung neue Einblicke in Schiffbau, Handel und Lebensweise der damaligen Zeit gewähren wird – ein seltener Blick in die maritime Vergangenheit Südostasiens.



