Zollhammer trifft Thailands Online-Shops

Zollhammer trifft Thailands Online-Shops
Ministry of Finance

BANGKOK, THAILAND Ab dem 1. Januar führt Thailand eine 10-Prozent-Einfuhrabgabe auf preisgünstige Onlinebestellungen ein. Damit endet die jahrzehntelange Praxis, Sendungen im Wert von bis zu 1.500 Baht (rund 38 Euro) zollfrei zu importieren. Laut Finanzminister Ekniti Nithanprapas soll die Maßnahme die Wettbewerbsbedingungen zwischen ausländischen und lokalen Anbietern ausgleichen und den Druck auf die thailändische Industrie mindern.

Regierung beendet Ära der Billigimporte

Der Schritt folgt einer Welle billiger Waren aus China, die während des globalen Handelskonflikts rasant zunahmen. Thailändische Betriebe hätten laut Regierungsangaben kaum noch mithalten können. Mit der neuen Regelung, die sich an ähnlichen Maßnahmen in den USA und der EU orientiert, will Bangkok das Importvolumen bremsen.

„Wir müssen ein faires Umfeld für kleine und mittlere Unternehmen schaffen“, erklärte Ekniti. Die Regierung plane zudem, große E-Commerce-Plattformen wie Lazada oder Shopee zur Mithilfe bei der Zollerhebung zu verpflichten.

Folgen für Onlinehandel und Logistik

Die Maßnahme soll nicht nur Preise steigen lassen, sondern auch den grenzüberschreitenden Versand neu ordnen. Viele Frachtunternehmen müssten künftig jede einzelne Sendung bewerten und verzollen – ein erheblicher Verwaltungsaufwand. Die renommierte Kanzlei Tilleke & Gibbins sprach von einem fundamentalen Einschnitt: „Millionen Kleinsendungen, die bisher steuerfrei abgefertigt wurden, werden nun geprüft. Das verändert die gesamte Logistik.“

Für internationale Verkäufer bedeute das, dass sie ihre Preisstrukturen und Versandmodelle überarbeiten müssen. Günstige Verbraucherprodukte dürften teurer werden, die Lieferzeiten sich verlängern. Einige Anbieter könnten ihre Waren künftig in ländereigenen Lagern zwischenlagern, um den Aufwand an den Grenzen zu verringern – mit höheren Betriebskosten als Folge.

Nächster Schritt: vollständige Abschaffung der Freibeträge

Parallel zur neuen Einfuhrabgabe kündigte das Zollamt an, die sogenannte de minimis-Regelung zum 1. Januar 2026 vollständig abzuschaffen. Dann sollen alle Importe, unabhängig vom Warenwert, einer Zollprüfung unterliegen.

Laut der Behörde schließt dies eine wichtige Wettbewerbslücke, da inländische Hersteller Mehrwertsteuer und Gebühren zahlen müssen, während ausländische Anbieter ihre Produkte bislang über Freibeträge absetzen konnten. Lokale Unternehmen begrüßten die Entscheidung mit der Hoffnung auf eine Stabilisierung der Produktionsstandorte und einen moderateren Preiskampf mit China.

Auswirkungen auf Unternehmen und Verbraucher

Für Logistikdienstleister bedeutet die Reform erhebliche Umstellungen. Neue IT-Systeme, Schulungen und strengere Bewertungsroutinen sind nötig. Wer die Zollkosten künftig trägt – Empfänger oder Absender – müsse laut Branchenvertretern noch definiert werden. Fehlende Richtlinien des Finanzministeriums sorgten derzeit für Unsicherheit.

Unternehmen prüften bereits ihre Warencodes und Dokumentationspflichten, um künftige Verstöße und Verzögerungen zu vermeiden. Einige Zollagenten berichteten, dass sie zusätzliches Personal einstellen oder Gebührenmodelle anpassen müssten.

Für Thailands Verbraucher sind steigende Preise für Billigwaren absehbar. Gleichzeitig hoffen Händler im Land, neue Marktanteile zu gewinnen, nachdem viele Fabriken in den letzten Jahren wegen der Konkurrenz aus China schließen mussten.

Internationaler Kontext

Thailands Neuausrichtung reiht sich in eine globale Entwicklung ein. Infolge der amerikanischen Handelspolitik mit höheren Zöllen auf chinesische Produkte ziehen zahlreiche Staaten nach. Auch Bangkok verstärke nun den Schutz der lokalen Wirtschaft – eine politische Kursänderung von strategischer Bedeutung für die Region.

Wirtschaftsanalysten warnen jedoch, dass die Änderungen kurzfristig Inflationsdruck erzeugen könnten. Dennoch sehen sie im Schritt ein Signal: Thailand will nicht länger von billig importierten Gütern abhängig sein.

„Das neue System wird die Spielregeln im Onlinehandel grundlegend verändern“, so ein Branchenexperte. „Wer früh umstellt, kann die Übergangsphase nutzen – wer zögert, riskiert Stillstand.“


📦 Schluss mit Schnäppchen aus China?
Mit dem neuen 10%-Zoll werden Online-Bestellungen spürbar teurer – und der gesamte E-Commerce muss sich neu sortieren. Händler jubeln, Konsumenten stöhnen.

💸 Gleichzeitig dürften Wartezeiten steigen, Pakete hängenbleiben – und viele fragen sich, ob das wirklich die richtige Lösung ist.

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Quelle: Thai Examiner

3 Kommentare zu „Zollhammer trifft Thailands Online-Shops

  1. Pauschal 10% Einfuhrzoll geht meines Erachtens in Ordnung. Für inländische Ware muss auch 8% Mehrwertsteuer bezahlt werden. Eine Pauschalisierung vermindert auch riesen Logistikaufwand. Diese Steuer müsste direkt auf den Verkaufspreis dazugeschlagen und dann vom Verkäufer abgeführt werden.

  2. Im Ausland produziertes wird unmittelbar teurer für die Verbraucher, der Finanzminister wird sich die Hände reiben. In Thailand hergestellte Waren werden ebenfalls teurer, wenn am Markt (sich dank teurerer Importe) höhere Preise durchsetzen lassen, werden thailändische Firmen ihre Marge erhöhen. Der dumme ist so oder so der Verbraucher.

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