Touristenboom oder droht der Absturz?

Touristenboom oder droht der Absturz?
The Nation

Thailand-Tourismus 2026: Rekorde, Trends und neue Strategien

Thailand erwartet 2026 einen historischen Rekord an Langstrecken-Touristen. Neue Flugverbindungen, der TV-Hit „White Lotus“ und der Trend „WhyCation“ treiben den Boom. Doch Experten warnen: Ohne mutige Investitionen droht das Land im globalen Wettbewerb abgehängt zu werden.

Thailands Tourismus vor historischem Meilenstein

Das Jahr 2026 könnte für Thailands Tourismusbranche ein Wendepunkt werden. Die Tourism Authority of Thailand (TAT) prognostiziert einen nie dagewesenen Ansturm von Langstrecken-Touristen.

Die Behörden sind optimistisch wie selten zuvor und sehen das Land auf dem Weg zu neuen Rekordmarken.

Die beeindruckenden Zahlen im Überblick

Die TAT rechnet für 2026 mit 11,66 Millionen Langstrecken-Touristen. Das entspricht einem Plus von fünf Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Noch beeindruckender sind die erwarteten Einnahmen: Über 700 Milliarden Baht, umgerechnet rund 17,5 Milliarden Euro, sollen in die Kassen fließen.

Langstreckenmarkt als Motor des Wachstums

TAT-Vizegouverneurin Chiravadee Khunsub bestätigt die zentrale Rolle des Langstreckenmarktes. Dieser Sektor sei einer der stärksten Motoren für den thailändischen Tourismus.

Besonders wichtig: Der Trend kompensiert die anhaltende Schwäche asiatischer Kurzstreckenmärkte, insbesondere aus China.

Der Aufwärtstrend begann bereits 2024

Schon 2024 übertraf Thailand die Vor-Corona-Zahlen um 8,6 Prozent. Im Jahr 2025 kletterten die Besucherzahlen weiter auf über elf Millionen Touristen.

Das bedeutet ein Wachstum von 13 Prozent im Vergleich zum Vorjahr und zeigt den nachhaltigen Aufschwung der Branche.

Neue Flugverbindungen befeuern den Boom

Treibende Kraft hinter dem Wachstum sind zahlreiche neue Flugverbindungen. United Airlines kehrt nach elf Jahren Pause auf den thailändischen Markt zurück.

EVA Air erschließt die Route nach Dallas, während Norse Atlantic Airways gleich fünf neue Strecken ankündigt.

Der White-Lotus-Effekt aus Hollywood

Ein TV-Phänomen sorgt derzeit für einen wahren Tourismus-Tsunami aus den USA: Die dritte Staffel der HBO-Serie „The White Lotus“ wurde in Thailand gedreht.

Die Produktion steigert die Bekanntheit des Landes enorm, besonders an der US-Westküste.

Koh Samui profitiert besonders stark

Die Auswirkungen sind vor Ort deutlich spürbar. Ein lokaler Anbieter auf Koh Samui fasst die Situation treffend zusammen: Alle seien damit beschäftigt, Geld zu zählen.

Das Geschäft mit US-amerikanischen Touristen boomt wie nie zuvor.

WhyCation – der neue Mega-Trend

Hinter dem Boom steckt mehr als nur der Wunsch nach Strand und Sonne. Der globale Trend „WhyCation“ erobert Thailand mit voller Wucht.

Immer mehr Reisende suchen nach Sinn und Zweck bei ihren Urlauben. Wellness-Retreats, Micro-Retirement oder nachhaltige Reisen stehen dabei hoch im Kurs.

Thailand muss sich neu erfinden

TAT-Vizegouverneurin Chiravadee mahnt trotz der positiven Zahlen zur Vorsicht. Thailand müsse neues Verdienst schaffen und dürfe sich nicht auf altem Ruhm ausruhen.

Das Land stehe vor der Herausforderung, sich für die Zukunft neu zu positionieren.

Die neue Strategie: Heilung und Bedeutung

Thailand setzt künftig verstärkt auf Heilung, Bedeutung und tiefgreifende Erlebnisse. Der Fokus liegt auf authentischen Community-Aufenthalten und Öko-Unterkünften.

Das Partyimage soll einem seriöseren Profil als Destination für „Purpose Travel“ weichen.

Expansion in schwierige Märkte

Auch bisher vernachlässigte Märkte rücken in den Fokus. In Osteuropa, insbesondere in Polen und Belarus, setzt Thailand auf Roadshows und günstige Angebote. Trotz der europäischen Wirtschaftsflaute bleibt das Land für viele Reisende erste Wahl.

Experten warnen vor globalem Wettbewerb

Nicht alle teilen den Optimismus der Behörden. Kevin Clayton von der Galaxy Entertainment Group warnt: Thailand drohe im weltweiten Wettbewerb abgehängt zu werden.

Die Konkurrenz aus Vietnam und Singapur investiere massiv in moderne Attraktionen.

Die harten Fakten zur Gesamtbilanz

Die Gesamtzahlen geben Anlass zur Sorge. Dieses Jahr werden nur 33 Millionen ausländische Besucher insgesamt erwartet. Vor der Pandemie waren es fast 40 Millionen.

Clayton fordert daher mutige Ziele: 45 Millionen Besucher bis 2030 und 60 Millionen bis 2035.

Tradition allein reicht nicht mehr

Thailand lebt von seinem Ruf für Gastfreundschaft, Kultur und Naturschönheit. Doch das reicht nach Expertenmeinung heute nicht mehr aus. Der globale Tourismus entwickle sich hin zu künstlichen Attraktionen wie Themenparks.

Gleichzeitig schreckten Berichte über Kriminalität und Betrug potenzielle Besucher ab.

Der Zwei-Phasen-Plan für die Zukunft

Clayton schlägt einen pragmatischen Ansatz vor: Einerseits die traditionellen Stärken bewahren, andererseits neue Attraktionen schaffen.

Es gebe durchaus Platz für künstliche Attraktionen in Thailand. Diese sollten ergänzen, was das Land einzigartig macht. Dazu könnten auch Live-Shows oder sogar Spielbanken zählen.

Forderung nach unabhängigem Tourismus-Board

Die wichtigste Forderung des Experten: Ein unabhängiges Tourismus-Board soll gegründet werden. Dieses Gremium soll über neue Produkte und Investitionen entscheiden.

Tourismus müsse wie ein Geschäft behandelt werden, nicht wie eine Behördenangelegenheit.

Die Zusammensetzung des neuen Gremiums

Das vorgeschlagene Board soll aus Schlüsselakteuren der Branche bestehen. Dazu gehören Vertreter der Tourismusbehörde, Airline-Manager und Hotelverbände.

Das Gremium soll unabhängig agieren, aber von der Regierung unterstützt werden.

Milliardeninvestitionen sind notwendig

Um Thailands Position zu halten, sind massive Investitionen erforderlich. Das neue Board soll private Investoren anlocken und die nötigen Mittel mobilisieren.

Die Zeit drängt, denn ohne mutige Schritte könnte Thailands Rolle als Tourismushochburg bald Geschichte sein.

Fazit: Zwischen Optimismus und Warnung

Thailand steht an einem Wendepunkt. Während die Langstrecken-Touristenzahlen Rekorde brechen und Trends wie WhyCation neue Chancen bieten, mahnen Experten zu grundlegenden Reformen.

Die Frage bleibt: Reicht Tradition noch aus, oder braucht das Land eine völlig neue Vision für seine touristische Zukunft?

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Quelle: The Nation