Der Albtraum am Flughafen Suvarnabhumi
Stellen Sie sich folgende Szene vor: Es ist November 2025. Sie landen nach neun Monaten Abwesenheit wieder in Bangkok. Die warme, feuchte Luft schlägt Ihnen entgegen, die Vorfreude auf Pad Kra Pao und Massagen ist riesig. Sie schalten Ihr Smartphone ein, um den gewohnten Grab-Fahrer zu rufen oder der Familie zu schreiben, dass Sie gut angekommen sind. Doch statt der vertrauten Signalbalken von AIS, True oder dtac sehen Sie oben links nur zwei gnadenlose Worte: „Kein Netz„.
Wenn das Smartphone zum Briefbeschwerer wird
Ein kurzer Neustart. Nichts. Der Schweiß auf Ihrer Stirn kommt plötzlich nicht mehr vom tropischen Klima. Sie versuchen, sich in Ihre thailändische Banking-App einzuloggen, um Geld für die Fahrt abzuheben. Die App verlangt ein OTP (Einmalpasswort), das per SMS an Ihre registrierte Nummer gesendet wird. An die Nummer, die gerade tot ist.
Die digitale Hölle für Expats
Willkommen in der digitalen Hölle. Ihre Nummer wurde recycelt, neu vergeben und ist für Sie unwiederbringlich verloren. Ihr Bankkonto? Eingefroren, bis Sie persönlich mit Pass in der Filiale stehen – was ohne Geld für die Fahrt dorthin schwierig wird.
Dieses Szenario ist kein Einzelfall, sondern die Realität für Tausende Teilzeit-Expats und Thailand-Liebhaber jedes Jahr. Doch es lässt sich vermeiden – mit weniger als einem Euro Einsatz.
Die Handynummer als digitale Identität
In Deutschland, Österreich oder der Schweiz ist eine Handynummer oft nur ein Kommunikationsmittel. In Thailand ist sie im Jahr 2025/2026 Ihre digitale Identität. Fast alles ist mit dieser einen Nummer verknüpft: Ihr PromptPay-Konto für bargeldlose Zahlungen, Ihr Zugang zur Line-App (ohne die in Thailand nichts läuft), Lazada-Bestellungen und vor allem das Online-Banking.
Der Schlüssel zu Ihrem digitalen Leben
Wer seine Nummer verliert, verliert den Schlüssel zu seinem digitalen Leben in Thailand. Das Problem ist technischer Natur: Prepaid-SIM-Karten haben zwei Währungen. Die eine ist das Guthaben (Baht), die andere ist die Gültigkeit (Validity). Und genau hier tappen die meisten in die Falle.
Guthaben ist nicht gleich Gültigkeit
Sie können 5.000 Baht (ca. 135 Euro) Guthaben auf der Karte haben – wenn Ihre „Gültigkeit“ abläuft, wird die Karte erst gesperrt und nach einer Kulanzzeit von oft nur 45 Tagen endgültig gelöscht. Das Guthaben verfällt, die Nummer geht zurück in den Pool und gehört bald jemand anderem.
Das Duopol: AIS und True-dtac
Um zu verstehen, wie wir die Karte „am Leben erhalten„, müssen wir kurz auf die aktuelle Marktlandschaft blicken. Seit der Fusion von True und dtac zur True Corporation (abgeschlossen 2023, aber 2025 operativ voll verschmolzen) haben wir es faktisch mit einem Duopol zu tun: AIS auf der einen Seite und das True-dtac-Konglomerat auf der anderen.
Was die Fusion für Sie bedeutet
Für Sie als Nutzer ist das wichtig: Auch wenn auf Ihrem Display noch „dtac“ steht, nutzen Sie im Hintergrund oft die gleiche Infrastruktur wie True-Kunden. Die Apps und Service-Center wachsen zusammen. Die Regeln zur Gültigkeit sind jedoch bei allen Anbietern ähnlich geblieben, da sie durch die NBTC (National Broadcasting and Telecommunications Commission) reguliert werden.
Die NBTC-Regulierung als Chance
Die gute Nachricht: Die NBTC schreibt vor, dass Prepaid-Guthaben nicht einfach so verschwinden darf. Aber sie erlaubt den Anbietern, inaktive Nummern abzuschalten, um Ressourcen zu sparen. Ihr Ziel ist es also, dem System vorzugaukeln, Sie seien ein aktiver Nutzer, auch wenn Sie gerade im kalten Deutschland sitzen.
Der klassische Touristenfehler
Der klassische Tourist lädt am Flughafen 500 oder 1.000 Baht auf, in der Hoffnung, das reiche für ein Jahr. Das ist ein Trugschluss. Bei den meisten Standard-Aufladungen erhalten Sie pro Transaktion 30 Tage Gültigkeit geschenkt – oft aber gedeckelt. Einmal 1.000 Baht aufzuladen bringt oft nur 30 Tage zusätzliche Zeit.
Warum viel Guthaben nicht hilft
Das Guthaben liegt dann nutzlos auf der Karte und wird langsam von versteckten SMS-Abos oder versehentlichem Daten-Roaming aufgefressen, während das Ablaufdatum gnadenlos näher rückt. Das Ziel ist nicht „viel Guthaben“, sondern „viel Zeit„. Und Zeit kauft man in Thailand nicht mit großen Scheinen, sondern mit cleverer Taktik.
Strategie 1: Der 12-Baht-Trick
Hier kommt der Trick, der in Expat-Foren seit Jahren als der heilige Gral gehandelt wird und auch 2025 noch funktioniert. Die Systeme von AIS, True und dtac sind so programmiert: Jede einzelne Aufladung (Top-up), egal wie niedrig der Betrag ist, verlängert die Gültigkeit der SIM-Karte um 30 Tage.
Der Mindestaufladebetrag an vielen Automaten (Boonterm) oder über Banking-Apps liegt oft bei nur 10 oder 20 Baht.
Die Rechnung: 360 Tage für 3,25 Euro
Rechnen wir das kurz um (Stand November 2025, Kurs ca. 1 EUR = 37 THB):
-10 Baht sind etwa 0,27 Euro.
-Wenn Sie also 12 Mal hintereinander jeweils 10 Baht aufladen, haben Sie 120 Baht (ca. 3,25 Euro) investiert. Aber das System registriert 12 separate Transaktionen. Für jede Transaktion gibt es 30 Tage Zeit.
-Ergebnis: Ihre SIM-Karte ist nun 360 Tage länger gültig.
Schnell erledigt in 5 Minuten
Sie müssen dafür nicht warten, bis ein Monat um ist. Sie können diese 12 Transaktionen innerhalb von 5 Minuten durchführen. Die Gültigkeit addiert sich auf, bis zum gesetzlichen Maximum von 365 Tagen.
Strategie 2: Der „Mao Mao“ Weg
Vielleicht haben Sie keine Lust, zwölfmal hintereinander eine Überweisung zu tätigen. Oder Sie haben kein thailändisches Bankkonto, um die kleinen Beträge aufzuladen. Hier bieten die Provider eine offizielle „Hintertür“ an: Den direkten Kauf von Validity (Gültigkeit) vom vorhandenen Guthaben.
Dafür nutzen Sie sogenannte USSD-Codes (die Sternchen-Codes im Telefonfeld). Das Guthaben muss dafür bereits auf der Karte sein.
USSD-Codes für dtac und True
Für dtac und True (oft identische Codes in 2025):
Hier gibt es oft die Möglichkeit, für nur 2 bis 3 Baht pro Monat Gültigkeit zu kaufen.
Ein typischer Code (bitte immer aktuell in der App prüfen) war lange Zeit: *113*AnzahlTage# oder *934*….
Beispiel: Sie zahlen ca. 15 Baht von Ihrem Guthaben und bekommen dafür 90 oder 180 Tage Gültigkeit gutgeschrieben. Das ist noch billiger als der Top-up-Trick, erfordert aber, dass Sie die Codes kennen.
USSD-Codes für AIS
Für AIS:
AIS nennt dies oft „Mao Mao“-Pakete. Hier kaufen Sie meist ein kleines Minuten-Paket für z.B. 10 oder 30 Baht, das als Bonus 30 Tage Gültigkeit mitbringt. Der Code *500*9# war jahrelang ein Klassiker für 30 Baht = 30 Tage.
Die Provider-Apps als Fernbedienung
Im Jahr 2025 ist die Nutzung von USSD-Codes aus dem Ausland oft mühsam, da das Roaming-Netzwerk manchmal zickt. Der sicherste Weg ist die App Ihres Anbieters:
- myAIS (für AIS)
- True iService (für True)
- dtac App (für dtac)
Apps vor der Abreise einrichten
Installieren Sie diese Apps bevor Sie Thailand verlassen. Loggen Sie sich ein, solange Sie noch die SMS mit dem Login-Code empfangen können. In diesen Apps sehen Sie auf dem Startbildschirm sofort zwei Dinge: Ihr Guthaben („Main Balance“) und – viel wichtiger – das Ablaufdatum („Valid until„).
In den Apps von True und dtac gibt es oft einen Menüpunkt namens „Buy Validity“ oder „Extend Validity“. Bei AIS ist diese Funktion oft etwas versteckter unter „Packages“ zu finden. Der Vorteil der App: Sie sehen sofort die Bestätigung und müssen nicht raten, ob der USSD-Code funktioniert hat.
Roaming: Der oft vergessene Schalter
Damit all das funktioniert und Sie im Notfall (z.B. Passwort vergessen) wieder Zugriff bekommen, muss Ihre SIM-Karte im Ausland Netz finden. Viele Expats schalten Roaming aus Angst vor Kosten komplett ab. Das ist ein Fehler.
Was Roaming wirklich kostet
Passives Roaming (das bloße Eingebucht-Sein im Netz der Deutschen Telekom, Vodafone oder O2) kostet in der Regel nichts. Der Empfang von SMS (wichtig für OTPs!) ist weltweit bei fast allen thailändischen Anbietern kostenlos.
Was Geld kostet, ist:
- Anrufe annehmen.
- Anrufe tätigen.
- Mobile Daten (ganz gefährlich!).
Der Profi-Tipp fürs Roaming
Schalten Sie an Ihrem Smartphone „Daten-Roaming“ strikt aus. Aber lassen Sie die SIM-Karte aktiv. Wenn Sie in Deutschland landen, sollte sich das Handy automatisch in ein Partnernetz einbuchen.
Tut es das nicht, ist oft das „International Roaming“ bei Ihrem Thai-Provider nicht freigeschaltet. Dies müssen Sie zwingend noch in Thailand erledigen (per Code oder im Shop), bevor Sie ausreisen. Einmal im Ausland, ist das Freischalten ohne Netz oft unmöglich.
Das Problem ohne Thai-Bankkonto
Der „10 Baht Trick“ funktioniert am besten über die Mobile-Banking-App der Bangkok Bank, SCB oder Kasikornbank. Was aber, wenn Sie als Tourist nur ein Konto bei der Sparkasse haben?
Deutsche Kreditkarten werden in den thailändischen Provider-Apps oft akzeptiert, haben aber häufig Mindestaufladebeträge von 200 oder 300 Baht (ca. 5-8 Euro). Das macht den „12-mal Aufladen“-Trick teuer und ineffizient.
Lösung 1: Drittanbieter-Webseiten
Nutzen Sie Drittanbieter-Webseiten wie MobileTopup.com oder Recharge.com (Achtung: Gebühren vergleichen!). Diese erlauben oft kleinere Stückelungen.
Lösung 2: Thailändische Bekannte bitten
Alternativ: Bitten Sie einen thailändischen Bekannten oder den freundlichen Hotelmanager vor der Abreise, Ihnen gegen Bargeld 12-mal 20 Baht auf Ihre Nummer zu schicken. Für Thais ist das über die Bank-App eine Sache von Sekunden.
eSIM: Die digitale Zukunft
Ein Blick in die Zukunft (2026): Die physische SIM-Karte stirbt aus. Wenn Sie noch eine alte Plastikkarte haben, tauschen Sie diese vor der Abreise in einem AIS- oder True-Shop gegen eine eSIM.
Vorteile der eSIM
Warum? Physische Kontakte korrodieren in der feuchten Luft, Karten gehen verloren. Eine eSIM speichern Sie in Ihrem Smartphone-Profil. Sie können sie in Deutschland einfach im Menü „deaktivieren“ (nicht löschen!), um Akku zu sparen, und einmal im Monat kurz einschalten, um zu prüfen, ob noch Netz da ist und eine Test-SMS zu empfangen. Das verhindert böse Überraschungen durch defekte Hardware.
Warum sich die 4 Euro lohnen
Es ist eine einfache Rechnung. Eine neue SIM-Karte am Flughafen zu kaufen kostet vielleicht 300 Baht. Aber der Aufwand, Ihre Bank, Ihre Freunde, Ihre Apps und Ihre Behördenkontakte über die neue Nummer zu informieren, ist unbezahlbar nervig.
Die sicherste Methode für 2025
- Vor der Abreise Roaming aktivieren.
- App des Providers installieren.
- Der 12-Baht-Trick: Laden Sie über Ihre Thai-Banking-App (oder durch einen Freund) 12-mal hintereinander einen kleinen Betrag (10-20 THB) auf.
- Kontrolle: Prüfen Sie in der App, ob das Datum unter „Valid until“ nun ein Jahr in der Zukunft liegt.
Fazit: Digitale Sicherheit für wenig Geld
Für umgerechnet weniger als 4 Euro sichern Sie sich so Ihre digitale Identität in Thailand für ein ganzes Jahr. Ein kleiner Preis für das beruhigende Gefühl, bei der nächsten Landung in Bangkok sofort wieder „online“ zu sein – und das Pad Kra Pao ohne digitalen Stress genießen zu können.
Anmerkung der Redaktion
Dieser Artikel basiert auf dem Informationsstand von November 2025. Wechselkurse (THB/EUR) unterliegen Schwankungen. Die USSD-Codes und Konditionen der Anbieter (AIS, True Corporation) können sich kurzfristig ändern. Wir empfehlen dringend, vor der Ausreise aus Thailand die aktuelle App des jeweiligen Anbieters zu konsultieren, um den Roaming-Status und die Gültigkeit zu verifizieren. Dieser Artikel stellt keine Rechtsberatung dar.




Hallo so mache ich es schon seit mehreren Jahren bevor ich nach Germany flieg lade ich am Automaten von 7 eleven meine Karte auf 7×10 bht gleich 7 Monate gültig.
so ähnlich mache ich das mittlerweile seit rund 10 jahren. nur ich tätige mit meinem smartphone keinerlei bankgeschäfte. also gehe ich in einen AIS shop ( in pattaya ist so einer, mit dem ich sehr zufrieden bin, im big-c-extra large im 1. stock, aber auch in chumphon ging es ), erkläre den mitarbeitern was ich will und die laden dann 12 mal 50 baht auf ( leider machen die es nicht mit weniger baht dort ) und ich zahle dann dafür 600 baht und habe für 1 jahr ruhe. und seit rund 10 jahren die selbe telefonnummer. 😀
Nicht weniger als 50 THB bei AIS pro Monat? Dann werden Sie sauber beschissen…. ich weiß noch vor ca. 10, 12 Jahren (ich mag mich auch irren…), da kostete die Verlängerung 10 THB/Monat (diese 10 THB wurden auch gutgeschrieben…). Irgendwann wurden aus diesen 10 THB 20 THB (die werden auch gutgeschrieben…), aber auch gut, damit kann man leben. TRUE nimmt immer noch nur 10 Baht/Monat für die Verlängerung (ebenfalls mit Gutschriftauf das Konto)… aber dieser AIS-Shop nimmt Sie aus, ich würde das prüfen lassen!!!! Btw: ich habe seit fast 25 Jahren die gleiche Prepaidnummer von AIS….
mag sein daß die mich ausnehmen, aber ich muß ja sowieso zwischendruch aufladen. und diese 50 baht ( bzw. 600 pro jahr ) verbrauche ich ja auch. ich fühle mich also nicht abgezockt
Das hier beschriebene Verfahren zur Verlängerung von Thai-SIM-Karten ist doch nun wirklich nicht neu.
Ich mache das schon seit mehr als 10 Jahren, auch früher mit den SIM-Karten meiner Familie einschließlich Kinder (inzwischen benötigt der Nachwuchs keine eigene Thai-SIM-Karte mehr, dank Internet). Dazu habe ich mir eine Excel-Tabelle erstellt mit den AIS-Mobilfunknummern und dem entsprechenden Ablaufdatum. Somit konnte ich die Verlängerung selbst rechtzeitig vor Ort erledigen.
Mittlerweile geht das auch mit der App der Bangkok Bank über das Internet weltweit. Dazu muss die Thai-SIM-Karte noch nicht einmal für das Roaming freigeschaltet worden sein.
Und ja, 20 Baht ist der Minimalbetrag für eine Verlängerung um weitere 30 Tage.