Wie sicher ist Thailand wirklich?

Wie sicher ist Thailand wirklich?
KI-generierte Illustration, erstellt von Google Gemini

Ein Abend in der Isaan-Region, irgendwo zwischen Reisfeldern und bunten Tempelfahnen. Das Dorffest ist in vollem Gange. Tausende Menschen drängen sich zwischen Essensständen und Bühnen. Mittendrin steht Bernd, 54 Jahre alt, seit acht Jahren in Thailand verheiratet. Seine Frau hält die gemeinsame Tochter fest an der Hand. Michaels Blick wandert nervös durch die Menge. Er kennt die Geschichten. Taschendiebstähle. Trunkenheit. Manchmal Schlimmeres.

Expats diskutieren offen über Unsicherheit

In Online-Foren häufen sich in jüngster Zeit Diskussionen über das Thema Sicherheit. Ein Nutzer fragte kürzlich die Community direkt, ob sich andere bei Massenveranstaltungen unsicher fühlen würden. Die Resonanz war bemerkenswert. Zahlreiche Langzeitbewohner teilten ihre Erfahrungen. Einige berichteten von brenzligen Situationen. Andere warnten davor, die Familie zu solchen Events mitzunehmen.

Thailand zieht Millionen an

Die Zahlen sprechen zunächst eine andere Sprache. Im Jahr 2024 begrüßte Thailand mehr als 35 Millionen internationale Besucher. Das entspricht einem Anstieg von etwa 15 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Tourismusbehörde TAT feierte diesen Meilenstein als großen Erfolg. Für 2025 peilte das Land zwischen 36 und 39 Millionen Gäste an. Der Tourismus trägt etwa 20 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt bei. Thailand ist damit die Nummer acht der weltweit meistbesuchten Reiseziele.

Global Peace Index zeigt gemischtes Bild

Internationale Sicherheitsindizes zeichnen allerdings ein differenzierteres Bild. Im aktuellen Global Peace Index belegt Thailand Platz 76 von 163 Ländern. Das ist eine deutliche Verbesserung gegenüber Platz 92 im Jahr 2023. Gute Noten erhält das Land für geringe externe Konflikte. Mittelmäßige Bewertungen gibt es bei Gewaltkriminalität. Schlechte Werte verzeichnet Thailand hingegen bei der hohen Inhaftierungsrate.

Mordrate liegt unter dem Weltdurchschnitt

Die Kriminalitätsstatistiken bieten Anlass zur Beruhigung. Die Mordrate in Thailand betrug im Jahr 2021 etwa 1,84 pro 100.000 Einwohner. Dieser Wert stieg bis 2024 auf rund 2,6 an. Zum Vergleich: In den Vereinigten Staaten liegt die Rate bei etwa 6,8 pro 100.000 Einwohner. Die Gewaltkriminalität gegen Ausländer ist statistisch gesehen selten. Das thailändische Tourismusministerium berichtet, dass weniger als 0,1 Prozent aller Besucher irgendeine Form von Kriminalität melden.

Kleinkriminalität bleibt das Hauptproblem

Was Touristen und Expats am häufigsten betrifft, sind jedoch nicht Gewaltverbrechen. Es sind Taschendiebstähle, Handtaschenraub und diverse Betrugsmaschen. Diese Delikte konzentrieren sich auf belebte Touristengebiete. Beliebte Hotspots sind der Chatuchak-Wochenmarkt in Bangkok, die Gegend um die Khao San Road und die Vergnügungsviertel in Pattaya und Phuket. Auch in Verkehrsmitteln wie der Skytrain oder auf Überlandbussen verschwinden regelmäßig Wertsachen.

Betrugsmaschen haben Tradition

Thailand ist berüchtigt für bestimmte Betrugsarten, die seit Jahrzehnten praktiziert werden. Der sogenannte Edelstein-Betrug lockt Touristen in Geschäfte, wo ihnen wertlose Glassteine als kostbare Juwelen verkauft werden. Tuk-Tuk-Fahrer behaupten oft, eine Sehenswürdigkeit sei geschlossen, um Besucher stattdessen zu Provisionsläden zu kutschieren. Bei Jet-Ski-Vermietungen werden Kunden für Vorschäden verantwortlich gemacht, die sie nicht verursacht haben.

Online-Betrug erreicht Rekordhöhe

Ein neueres Phänomen ist der massive Anstieg von Online-Betrug. Laut aktuellen Berichten haben rund 60 Prozent aller Thailänder bereits Erfahrungen mit Betrügern gemacht. Die Gesamtverluste durch Betrug belaufen sich landesweit auf geschätzte 110 Milliarden Baht, umgerechnet etwa 2,9 Milliarden Euro. Call-Center-Banden operieren häufig von Grenzgebieten in Myanmar und Kambodscha aus. Diese Entwicklung schadet zunehmend dem Image Thailands als sicheres Reiseziel.

Straßenverkehr als größte Gefahr

Das mit Abstand größte Sicherheitsrisiko in Thailand ist jedoch weder Kriminalität noch Betrug. Es ist der Straßenverkehr. Im Jahr 2024 starben durchschnittlich 38 Menschen pro Tag bei Verkehrsunfällen. Von Januar bis August 2024 wurden über 9.160 Verkehrstote registriert. Thailand gehört weltweit zu den Ländern mit den gefährlichsten Straßen. Die Weltgesundheitsorganisation WHO verzeichnete zuletzt etwa 25 Verkehrstote pro 100.000 Einwohner.

Motorräder als Hauptrisikofaktor

Besonders gefährlich sind Motorräder und Roller. Etwa 82 Prozent aller Verkehrstoten entfallen auf Zweiradfahrer. Thailand hat eine der höchsten Motorrad-Besitzraten in ganz Asien. Die Gründe für die hohe Unfallzahl sind vielfältig. Alkohol am Steuer ist weit verbreitet. Helmpflicht wird lax durchgesetzt. Chaotisches Fahrverhalten ist an der Tagesordnung. Die sogenannten sieben gefährlichen Tage rund um das thailändische Neujahrsfest Songkran fordern jedes Jahr Hunderte Todesopfer.

Neujahr 2024/2025 mit tragischer Bilanz

Während der verlängerten Neujahrsperiode vom 27. Dezember 2024 bis zum 3. Januar 2025 kamen 363 Menschen bei Verkehrsunfällen ums Leben. Über 2.000 Menschen wurden verletzt. Die Behörden hatten die Sicherheitskampagne in diesem Jahr auf zehn Tage ausgeweitet. Die Hauptursachen blieben unverändert: Geschwindigkeitsüberschreitung mit fast 39 Prozent aller Unfälle und Alkohol am Steuer mit knapp 32 Prozent.

Regierung kämpft mit Verkehrsproblem

Die thailändische Regierung ist sich des Problems bewusst. Der Thailand Road Safety Master Plan 2022-2027 soll die Unfallzahlen senken. Es werden mehr Polizisten eingestellt, Überwachungskameras installiert und Aufklärungskampagnen durchgeführt. Dennoch bleibt Thailand weit entfernt von der WHO-Zielvorgabe, die Verkehrstoten bis 2030 zu halbieren. Experten schätzen, dass jährliche Investitionen von etwa 632 Millionen US-Dollar nötig wären, um rund 6.000 Leben zu retten.

Naturgefahren und Gesundheitsrisiken

Neben dem Straßenverkehr gibt es weitere Risiken, die Reisende beachten sollten. Während der Monsunzeit von Juni bis Oktober können schwere Regenfälle zu Überschwemmungen führen. Die Provinz Nakhon Si Thammarat erlebte im November 2024 schwere Fluten mit mehreren Todesopfällen durch Stromschläge. In Nordthailand verschlechtert sich die Luftqualität zwischen Februar und April durch Brandrodungen erheblich.

Südliche Grenzprovinzen bleiben Sperrgebiet

Ein klar abgegrenztes Risikogebiet sind die südlichen Grenzprovinzen Yala, Pattani, Narathiwat und Teile von Songkhla. Dort herrscht seit Jahren ein Aufstand separatistischer Gruppen. Bombenanschläge und Schießereien kommen regelmäßig vor. Westliche Regierungen raten dringend von Reisen in diese Region ab. Für Touristen, die die üblichen Reiseziele besuchen, besteht jedoch keine unmittelbare Gefahr durch diesen Konflikt.

Grenzspannungen mit Kambodscha

Im Jahr 2025 kam es zu einer neuen Sicherheitslage an der Grenze zu Kambodscha. Nach einem Schusswechsel Ende Mai 2025 eskalierte die Situation zeitweise. Ende Juli 2025 wurde ein Waffenstillstand vereinbart. In mehreren Grenzdistrikten gilt seither Kriegsrecht. Beliebte Tempelanlagen wie Khao Phra Wihan wurden für Besucher geschlossen. Die Haupttouristengebiete sind von diesen Entwicklungen nicht betroffen.

Massenveranstaltungen mit erhöhtem Risiko

Zurück zur ursprünglichen Frage der Expat-Community: Wie sicher sind Massenveranstaltungen? Die Antwort ist differenziert. Bei Festivals wie Songkran steigt das Risiko von Taschendiebstählen merklich. Im Jahr 2024 operierten organisierte Banden beim Wasserfest in Pattaya und stahlen Bargeld, Handys und Dokumente. Gewalttätige Zwischenfälle kommen ebenfalls vor. In der Provinz Roi Et wurden sechs Männer nach einer gewaltsamen Auseinandersetzung während der Feierlichkeiten verhaftet.

Alkohol als Brandbeschleuniger

Ein wiederkehrendes Muster bei Sicherheitsvorfällen ist Alkoholkonsum. Die meisten gewalttätigen Übergriffe auf Ausländer ereignen sich nachts in Vergnügungsvierteln. Oft sind beide Seiten betrunken. Konflikte entstehen häufig durch Missverständnisse oder empfundene Beleidigungen. Die thailändische Kultur legt großen Wert auf Gesichtswahrung. Ein betrunkener Tourist, der einen Thai öffentlich beschämt, riskiert eine heftige Reaktion.

Frauen können sich sicher fühlen

Für alleinreisende Frauen gilt Thailand als vergleichsweise sicheres Reiseziel. In Online-Foren berichten viele Frauen von positiven Erfahrungen. Die grundlegenden Vorsichtsmaßnahmen unterscheiden sich nicht von anderen Ländern. Nachts sollte man belebte Gegenden bevorzugen. Mit Fremden mitzugehen ist keine gute Idee. Die Polizei nimmt Anzeigen von Frauen allerdings nicht immer ernst, was im Ernstfall problematisch sein kann.

Touristenpolizei als Anlaufstelle

Bei Problemen können sich Ausländer an die Touristenpolizei wenden. Die Hotline 1155 ist rund um die Uhr erreichbar und verfügt über englischsprachiges Personal. Die Touristenpolizei hat Erfahrung mit typischen Problemen von Besuchern. Sie kann bei Betrugsversuchen vermitteln und den Weg zur regulären Polizei ebnen. Für Online-Betrug gibt es zusätzlich das Cyber Crime Investigation Bureau unter der Nummer 1441.

Versicherungsschutz ist essenziell

Experten raten dringend zu einer umfassenden Reiseversicherung. Medizinische Behandlung auf internationalem Niveau ist in Thailand teuer. Eine Notfall-Evakuierung kann schnell fünfstellige Beträge kosten. Außerhalb der großen Städte ist die medizinische Versorgung oft eingeschränkt. Eine gute Auslandskrankenversicherung mit Rücktransport kostet je nach Alter und Reisedauer zwischen 30 und 150 Euro.

Digitale Einreisekarte seit Mai 2025 Pflicht

Eine praktische Neuerung betrifft die Einreise. Seit dem 1. Mai 2025 müssen alle Reisenden vor der Ankunft eine digitale Einreisekarte ausfüllen. 👉Das Formular ist kostenlos und nur auf der offiziellen Website tdac.immigration.go.th verfügbar. Vor gefälschten Websites, die für diese Dienstleistung Geld verlangen, wird ausdrücklich gewarnt.👈

Fazit: Augen auf und entspannt bleiben

Thailand verdient seinen Ruf als gastfreundliches Reiseland. Die überwiegende Mehrheit der Besucher erlebt einen unbeschwerten Aufenthalt. Statistisch gesehen ist das Risiko, Opfer eines Gewaltverbrechens zu werden, gering. Die realen Gefahren lauern woanders: auf den Straßen, bei unseriösen Geschäftemachern und in der eigenen Sorglosigkeit nach zu viel Alkohol. Wer die üblichen Vorsichtsmaßnahmen beachtet, kann das Land der Lächeln unbesorgt genießen.

Für Expats mit Familien bleibt die Frage nach Großveranstaltungen eine persönliche Abwägung. Die Risiken sind real, aber überschaubar. Wertgegenstände zu Hause lassen, auf Kinder aufpassen, nüchtern bleiben – das sind die bewährten Regeln. Thailand ist weder Paradies noch Gefahrenzone. Es ist ein faszinierendes Land mit allen Licht- und Schattenseiten, die dazugehören.

Anmerkung der Redaktion

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6 Kommentare zu „Wie sicher ist Thailand wirklich?

    1. So ist es. In Ländern wie Deutschland ist die Kernfrage nicht, wie man Fußgängerzonen, Schulen, Bahnhöfe, Schwimmbäder und Weihnachtsmärkte schützen soll, SONDERN WARUM MAN SIE ÜBERHAUPT SCHÜTZEN MUSS!!!

    2. Statistische Vergleichszahlen darf man hier nicht schreiben. Aber in D lag die tägliche Mordrate bei 0,9 und täglich 7,5 Verkehrstoten. Jetzt hoffe ich mal, dass man wenigstens diese Zahlen nennen darf.

  1. seit 10 jahren besuche ich regelmäßig ( außer als es wegen covid unnötigerweise abgesagt wurde ) das burapa bike festival das beim sportstadium von pattaya in ostjomtien stattfindet. da fühle ich mich weitaus sicherer als auf der beachroad an einem normalen abend.

  2. sagte ein ehemaliger Thai Polizist nicht einmal das die Thai Polizei kriminell sei das sagt schon alles, habe das auch schon gemerkt und kann es bestätigen.

  3. Konkrete Zahlen und kein Bauchgefühl:
    Deutschland
    Mordrate: Im Jahr 2024 lag die Mordrate in Deutschland bei etwa 0,9 Fällen pro 100.000 Einwohner (einschließlich versuchter und vollendeter Taten).
    Sicherheitsranking: Deutschland wird als eines der sichersten Länder der Welt eingestuft und liegt im Global Peace Index regelmäßig auf den vorderen Plätzen.
    Thailand
    Mordrate: Obwohl keine exakten Zahlen für 2024 vorliegen, ist die Mordrate in Thailand historisch gesehen deutlich höher als in Deutschland. Ältere Schätzungen weisen auf eine Rate von über 10 Morden pro 100.000 Einwohner hin.
    Sicherheit: Thailand ist bei Touristen beliebt, aber die Kriminalitätsrate, insbesondere bei Gewaltverbrechen, ist höher als in Deutschland. Die Sicherheit kann je nach Region und Situation stark variieren.

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