Ärzte gegen Cannabis-Attestpflicht

Werbeanzeige

Fast drei Jahre nach der Entkriminalisierung von Cannabis in Thailand sorgt ein neuer Vorstoß des Gesundheitsministeriums für massive Kritik. Künftig sollen Nutzer ein medizinisches Zertifikat vorweisen – doch Ärzte, Patienten und Aktivisten laufen Sturm gegen die Pläne.

„Das ist ein Schlag ins Gesicht der Patienten!“ – Cannabis-Lobby wütend über neue Regeln

Die Enttäuschung ist groß: Das thailändische Gesundheitsministerium will Cannabis wieder streng regulieren – und verlangt künftig medizinische Nachweise für den Konsum. Gesundheitsminister Somsak Thepsutin verkündete am Mittwoch, dass sowohl Thais als auch Ausländer künftig ein ärztliches Attest vorlegen müssten, um Cannabis legal nutzen zu können. Doch die Pläne stoßen auf erbitterten Widerstand.

„Diese Politik wurde gemacht, ohne die Stimme des Volkes zu hören“, kritisiert Daycha Siripatra, Experte für traditionelle Medizin, im Gespräch mit der Bangkok Post. Er warnt vor massivem Widerstand – vor allem von denen, die viel Geld in die Cannabis-Branche investiert haben. „Sie werden ihren Unmut lautstark äußern!“

Moderne Medizin vs. Tradition: Warum viele Ärzte Cannabis ablehnen

Ein zentrales Problem: Die neuen Regeln setzen stark auf moderne Schulmediziner – doch viele von ihnen stehen Cannabis skeptisch gegenüber. Panthep Puapongpan, Dekan der College of Oriental Medicine an der Rangsit-Universität, erklärt: „Konventionelle Ärzte vertrauen oft nicht auf Cannabis und verschreiben lieber Pharma-Produkte.“

Hinzu kommt die Sorge, dass überbordende Bürokratie Patienten in die Illegalität treibt. „Wenn der Zugang zu schwer wird, suchen sich die Leute andere Wege“, warnt Puapongpan. Besonders betroffen wären chronisch Kranke, die Cannabis seit Jahren erfolgreich gegen Schmerzen, Schlafstörungen oder Epilepsie einsetzen.

Was plant die Regierung genau? Die umstrittenen Neuregelungen

  • Attest-Pflicht: Nur wer ein Zertifikat vorlegt, darf Cannabis nutzen – ausgestellt von zugelassenen Ärzten oder traditionellen Heilern.
  • Strenge Indikationen: Erlaubt sein soll Cannabis nur bei bestimmten Erkrankungen wie chronischen Schmerzen oder Epilepsie.
  • Mengenbegrenzung: Pro Rezept soll es nur eine Monatsration geben – wer mehr braucht, muss erneut zum Arzt.

Gesundheitsminister Somsak will die neuen Regeln innerhalb der nächsten 40 Tage durchsetzen. Doch ob das gelingt, ist fraglich. Die Cannabis-Branche boomt seit der Legalisierung 2022 – und wird sich nicht kampflos geschäftliche Einbußen gefallen lassen.

Droht ein neuer „War on Drugs“? Die Angst vor der Rückkehr der Prohibition

Besonders hart könnte es kleine Anbauer treffen. „Niemand weiß, ob der Eigenanbau für medizinische Zwecke noch erlaubt sein wird“, sagt Puapongpan. Sollte die Regierung hier zu streng vorgehen, könnte das Tausende Existenzgrundlagen gefährden – und den Schwarzmarkt wiederbeleben.

Eines ist klar: Die Debatte ist noch lange nicht vorbei. Während die Regierung auf Kontrolle pocht, fordern Aktivisten mehr Freiheiten. Die nächsten Wochen werden zeigen, ob Thailand seinen liberalen Cannabis-Kurs beibehält – oder ob die Ära der strengen Regulierung zurückkehrt.

Newsletter abonnieren

Newsletter auswählen:
Abonnieren Sie den täglichen Newsletter des Wochenblitz und erhalten Sie jeden Tag aktuelle Nachrichten und exklusive Inhalte direkt in Ihr Postfach.

Wir schützen Ihre Daten gemäß DSGVO. Erfahren Sie mehr in unserer Datenschutzerklärung.
Werbeanzeige